SZ +
Merken

Bevor irgendwo das Licht ausgeht

Die Radeburger Firma KMT kann nun Höchstspannungstechnik entwickeln und testen. Das ist eine völlig neue Dimension.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Wolf Dieter Liebschner

Spannungen von rund 600 000 Volt werden erreicht, wenn bei Hagenuk Kabelmesstechnik (KMT) in Radeburg Prüf- und Diagnoseanlagen für Hoch- und Höchstspannungen entwickelt, gebaut und getestet werden. Die neue Halle, in der das möglich ist, wurde am Donnerstag eröffnet.

KMT stößt damit in eine ganz neue Dimension vor. „Wir beschäftigen uns hier mit einer völlig neuen Produktfamilie“, sagt Geschäftsführer Sacha Markalous. Der Anfang ist vielversprechend. Drei dieser Anlagen wurden nach einer nur zweijährigen Entwicklungszeit bereits gebaut und an Kunden in China und Indien verkauft. „Das ist so etwas wie ein Ritterschlag für uns“, sagt Markalous. Möglich gemacht hat das die zeitweilige Anmietung einer Halle in Radeburg. Denn das Hagenuk-Betriebsgelände an der Röderaue hatte noch kein für diese Produktlinie geeignetes Gebäude.

Die neue Halle ist lediglich 250 Quadratmeter groß, erreicht aber eine Höhe von acht Metern. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Umgang mit Hoch- und Höchstspannungen. Neben dem Hochspannungsteil ist eine zusätzliche zweigeschossige Produktionsfläche entstanden.

Die neue Prüf- und Diagnoseanlage für Hochspannungskabel ist kompakt und transportabel. Damit ist auch der Einsatz an schwer zugänglichen Orten möglich. „Die Anlage arbeitet mit gedämpfter Wechselhochspannung“, erklärt der Geschäftsführer. „Dabei wird ein Kabel in der Erde oder in einem Tunnel unter Hochspannung gesetzt. So können auch kleinste Fehlerstellen wie Teilchenentladungen entdeckt werden, bevor nach einem totalen Durchschlag irgendwo das Licht ausgeht.“ Die Anwender können somit präzise planen, wann und wo eine Reparatur durchgeführt werden muss und diese Arbeiten zielgenau durchführen. Das spart erhebliche finanzielle Mittel bei der Erhaltung der Kabelnetze.

Der wichtige deutsche Markt – auch sächsische Energieversorger sind Kunden bei der Radeburger Kabelmesstechnik – sowie viele neue Großaufträge, wie zum Beispiel von amerikanischen Energieversorgern, waren ausschlaggebend für die Entscheidung zum Bau dieser neuen Multifunktionshochspannungshalle. Die Megger-Gruppe, zu der der Radeburger Standort seit 2012 gehört, betrachtet dies als starkes Bekenntnis zur Radeburger Hagenuk KMT. Mit dieser Investition schafft Megger neue Fertigungskapazitäten. Die hier entwickelten und gefertigten Prüf- und Diagnoseanlagen für Hoch- und Höchstspannungsanlagen können nun direkt in den eigenen Fertigungsstätten in Betrieb gesetzt, getestet und gemeinsam mit den Kunden abgenommen werden.

Ein wichtiger Grund für diese strategische Entscheidung zugunsten von Radeburg war vor allem die dort bereits ansässige Infrastruktur und die auf diese sehr hoch entwickelten Technologien spezialisierte Entwicklungs- und Produktionsmannschaft am Standort. Hagenuk KMT ging aus dem ehemaligen Kombinat Robotron Meßelektronik „Otto Schön“ hervor. Zur KMT-Mannschaft gehören heute knapp 100 Mitarbeiter. Die Zahl der Auszubildenden wurde ab diesem Lehrjahr von drei auf fünf erhöht.

Laut Sacha Markalous wird das Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von über 20 Millionen Euro erreichen. „Damit werden wir das Vorjahr erheblich übertreffen“, sagt der Geschäftsführer. „Für 2015 ist eine weitere Steigerung vorgesehen.“