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Bettelnde Kinder stammen aus der Slowakei

Nach Monaten der Debatte über ein Bettelverbot geht es jetzt in die letzte Diskussionsrunde.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer und Andreas Weller

Seit Monaten beschäftigen bettelnde Kinder die Dresdner. Jetzt will die Stadt das verbieten. Am Montagabend stimmte der Verwaltungsausschuss dem zu. Der Stadtrat muss noch endgültig entscheiden.

Gibt es ein Verbot schon in anderen Städten?

Ja, in Köln, Leipzig und Berlin ist das Kinder-Betteln schon verboten. „Das Verbot gilt in Köln seit über zehn Jahren“, sagt Lars Hering aus der dortigen Stadtverwaltung. Nach Beobachtungen des Amtes werden Kinder auch jetzt noch zum Betteln geschickt, aber deutlich seltener als vor zehn Jahren. „Die Außendienstkräfte kümmern sich um die Schulpflicht oder eine mögliche Gefährdung des Kindeswohls“, so Hering. Zu den Herkunftsländern könne er keine Angaben machen. Seit 2014 ist das Betteln auch in Dortmund verboten. Doch hier verschiebt sich das Problem nur. „Das Betteln durch und unter Beteiligung von Kindern hat in Dortmund stark nachgelassen“, schreibt Heike Thelen vom Presseamt Dortmund. Doch ansonsten sei kein Rückgang der Bettler zu verzeichnen. In Hamburg und München wird über ein Verbot dazu diskutiert.

Würde den Kindern ein Verbot überhaupt helfen?

Nein, betonen Vertreter von freien Trägern und einiger Parteien. „Es wird von konservativer Seite gefordert, das Betteln von Kindern zu verbieten. Auch wenn manche damit Gutes beabsichtigen, ich halte es für den grundfalschen Weg“, sagt Dorothee Marth, die für die SPD im Jugendhilfeausschuss sitzt. Man müsse sich um die Familien kümmern. Treberhilfe-Chef Dieter Wolfer sieht die Gefahr, die Kinder in die Kriminalität zu drängen. Er und Gjulner Sejdi, Vorsitzender des Roma-Verbandes, sehen Schulbesuche und Deutschkurse als Lösungen. SPD-Stadtrat Christian Bösl machte deutlich, dass er „strikt“ für ein Bettelverbot durch Kinder ist. Die SPD stimmte mit CDU, FDP und AfD im Ausschuss gegen eine Vertagung. „Mit dem Verbot will man Stärke zeigen und geht auf die Schwächsten los“, kritisierte Tilo Kießling (Linke).

Woher kommen die Bettler?

Betteln ist kein Roma-Phänomen, sondern eines der Armut, so Sejdi. Es sind viele Menschen aus Bulgarien und Ungarn dabei. In Dresden sind laut Verwaltung vor allem Familien aus der Slowakei unterwegs. Rund 40 Menschen zählen die Behörden.