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Betriebskindergarten wird 50

Die Kita „Unter den Linden“ feiert in diesem Jahr Jubiläum. Die damaligen Planer haben vorausschauend gebaut.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Roßwein. Drei Familiengenerationen haben mittlerweile bereits den Kindergarten „Unter den Linden“ in Roßwein besucht. Seit 50 Jahren steht der Flachbau an der Bahndammstraße nun schon. Das wird Anfang Oktober mit einer Festwoche gefeiert. „Wir haben die Eltern gebeten, dass sie Fotos von ihrer Zeit im Kindergarten zur Verfügung stellen. Sie haben zum Teil wirklich tolle Plakate angefertigt und es ist schon beeindruckend zu sehen, wie es damals war“, sagt Heike Koßmann. Sie leitet seit 2000 die Einrichtung, die einst als Betriebskindergarten des VEB Armaturenwerk Roßwein erricht worden war. Gelände und Gebäude sind mittlerweile im Besitz der Stadt, die Volkssolidarität ist der Betreiber.

Von den eigentlichen Bauarbeiten scheint es keine Fotos zu geben, so Heike Koßmann. Auch Rolf Prill hat keine finden können, sagte er am Dienstag bei einem Pressetermin. Der Ingenieur für Fördertechnik war Mitarbeiter im Armaturenwerk und hat den Bau betreut. Mit rund 500 Beschäftigten war der VEB ab 1960 einer der größten Betriebe in der Stadt. Die Wirtschaft boomte. „In den meisten Familien gingen beide Eltern arbeiten. Der Frauenanteil war hoch, deshalb wurden zur Unterbringung der Kinder dringend Kindergärten gebraucht“, erinnert sich Prill. 1965 gab es deshalb erste Überlegungen, einen Betriebskindergarten zu bauen. Dafür musste aber zunächst das passende Grundstück gefunden werden. Das sollte sich idealerweise in unmittelbarer Nähe zum Werk befinden. Die Suche sei nicht einfach gewesen. Zur Debatte stand außer dem heutigen Standort ein Grundstück in Richtung Gleisberg. „Dort hätte aber zunächst eine Fabrik abgerissen werden müssen. Zur Debatte stand auch eins in Richtung Haßlau. Dort, wo heute die Tankstelle ist. Das war aber natürlich zu weit weg“, so Prill. Obwohl unmittelbar an der Mulde gelegen, fiel die Wahl schließlich auf das Areal an der Bahndammstraße. „Es gab zwar 1958 schon mal ein Hochwasser. Da wäre der Kindergarten aber nicht überflutet worden. Und dass so ein Hochwasser wie 2002 kommt, hätte ja niemand gedacht“, sind sich Prill und Koßmann einig.

1966 begann der Bau, der vornehmlich von Firmen aus der Region realisiert wurde. „Wenn so ein Bauprojekt einmal angeschoben war, gab’s keine Materialengpässe“, so Rolf Prill. Am 7. Oktober 1967 wurde die Einrichtung eröffnet. Das Datum – der Tag der Republik – war wohl kein Zufall. Von etwa 15 Mitarbeitern wurden damals um die 90 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreut. „Es war zwar ein Betriebskindergarten. Aber wenn noch Plätze frei waren, wurden auch andere Kinder aufgenommen“, sagt Rolf Prill. Erste Chefin des Hauses war Wiltraud Gwiadowski. „Sie durfte sich ihr Personal selbst auswählen und war auch in die Bauberatungen eingebunden“, erklärt er.

Die Raumaufteilung sei von Anfang an sehr zweckmäßig gewesen, meint Heike Koßmann. „Denn weder der Baukörper noch die Raumaufteilung haben sich seitdem maßgeblich verändert“, sagt sie. Einzig der Küchentrakt, der damals für eine gesunde Ernährung der Kinder trotz einiger Widerstände errichtet worden war, wird heute anderweitig genutzt. „Es war damals wirklich gut mitgedacht, dass jedem Gruppenraum ein WC-Trakt angeschlossen ist“, meint die Kitaleiterin. Von den Räumen ist sie begeistert: „Es gibt links und rechts Fenster. Die Kita ist lichtdurchflutet und hell. Es sind genügend Nebenräume vorhanden. Das ist wirklich klasse.“

Bis zu 90 Kinder im Krippen- und Vorschulalter können nach wie vor in der Kita betreut werden. Wer Lust hat, sich die Räume anzusehen, kann dies am 6. Oktober in der Zeit von 15 bis 16 Uhr tun. Für die Kinder gibt es zur Festwoche einige Aktionen: eine Kinovorführung und eine Wanderung zum Hartenberg beispielsweise. Das Jubiläum selbst werde dann am 7. Oktober im kleinen Kreis geladener Gäste gefeiert.