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Betrieb im alten Sägewerk

Das Gebäude wird fit gemacht für Büros, Gastronomie und Praxen – mehr als eine Million Euro sollen investiert werden.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Von außen sieht das Ganze aus, als hätte es Christo eingepackt: Das Alte Sägewerk an der Hochuferstraße ist mit weißen Folien verhangen. Von drinnen ist der Lärm eines Presslufthammers zu hören. Vor dem Gebäude wird Asphalt ausgebessert. Kurz: Es tut sich etwas an dem markanten Bau mit der Albrechtsburg im Rücken. „Das wird eine stattliche Sache“, sagt Eberhard Pamberg. Der in der Schweiz lebende deutsche Unternehmer hat seine familiären Wurzeln in Döbeln und das Alte Sägewerk samt 6 000 Quadratmetern Grundstück gemeinsam mit seinem Bruder nach der Wende gekauft.

Besitzer Eberhard Pamberg will das Gebäude bis Juni so herrichten, das Büros, Praxen oder Gastronomie Platz darin finden können.
Besitzer Eberhard Pamberg will das Gebäude bis Juni so herrichten, das Büros, Praxen oder Gastronomie Platz darin finden können. © Claudia Hübschmann

Nun lässt er das Gebäude in zwei Schritten sanieren. Derzeit läuft der erste, die Herstellung des Rohbaus. Dazu gehören die Verlegung der Medien von Abwasser über Gas und Elektrizität bis hin zum Wasser. Das Besondere dabei: Alles wird möglichst hochwassersicher verlegt. So befindet sich etwa die Heizzentrale im Dach, „damit sie nicht von einer Flut geschädigt werden kann“. Alles, was wichtig ist, liegt über der Linie, die ein hundertjähriges Hochwasser erreichen würde, also höher als die Mitte der Erdgeschossfenster.

Wasserabweisend gedämmt

Ins Gebäude wird ein Aufzug eingebaut, mit dem die Mieter des Erdgeschosses im Hochwasserfall alles auf den Dachboden fahren können, wo ein extra Raum dafür vorgesehen ist. „Im Keller wird es nur Lagerräume geben, er läuft bei Hochwasser voll, so machen wir das Haus zukunftssicher“, sagt Pamberg. Dazu gehört auch, dass die Gebäudedämmung unterhalb der Hochwasserlinie wasserabweisend sein wird. „Wir werden etwa 1,2 Millionen Euro investieren“, erklärt Pamberg.

Wofür, das hat mit dem zweiten Schritt der Sanierung zu tun. Da soll der Innenausbau stattfinden, und zwar nach den Wünschen der Mieter. Das Alte Sägewerk verfügt über 1 000 Quadratmeter vermietbarer Fläche - teilbar nach den Erfordernissen der Mieter. Büroräume, Praxen und Gastronomie sind für Pamberg ebenso vorstellbar wie Wohnungen im Dachgeschoss, falls es dafür Bedarf geben würde. Im Juni soll der Rohbau stehen, aber „wir bieten diese Flächen schon jetzt an“, sodass umgehend mit dem Innenausbau begonnen werden könnte.

Nun, im dritten Anlauf, sieht alles danach aus, als wenn es wirklich etwas mit dem Alten Sägewerk werden würde. Dessen Bau stammt aus den 1920er Jahren, und er zählt zu den frühen Stahlbetonskelettbauten in Deutschland, wovon die mächtigen Pfeiler und Unterzüge im Gebäude zeugen. Errichtet worden ist er von der Meißener Baufirma Otto & Schlosser, die zu den Pionieren der Stahlbetonbauweise zählte. Der Vorgänger des Alten Sägewerkes war ebenfalls ein Sägewerk, das am 19. Juni 1919 abgebrannt war. Zuvor stand auf dem Grundstück eine sogenannte Schneidemühle, also ein mit Wasserkraft betriebenes Sägewerk. Auch das war abgebrannt – im Juni 1876.

Es gab hochfliegende Pläne für das Areal am Rande der Altstadt. So wollte eine Investorengruppe hier in den 1990er Jahren die „Burggalerie Meißen“, ein zweistöckiges Einkaufszentrum mit 9 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, errichten. Das Projekt zerschlug sich ebenso wie das der Pambergs, die nach Plänen des damaligen Dombaumeisters Günter Donath hier Wohnungen, ein Kaffeehaus mit Dachterrasse und eine kleine Passage bauen lassen wollten. Das erste Projekt zerschlug sich, weil eine Kanibalisierung der Geschäfte in der Altstadt befürchtet wurde. Beiden Projekten kamen die Hochwasser 2002 und 2013 in die Quere – das Alte Sägewerk stand bis zu den „Hüften“ im Elbwasser. Es gab Streit mit der Stadt, weil der schon erteilte Bauvorbescheid zurück gezogen wurde.

Doch das ist, nach den Worten von Eberhard Pamberg alles Vergangenheit. „Wir arbeiten jetzt sehr kooperativ mit der Stadt zusammen.“ Das zeige sich auch darin, dass man gegenseitige Wegerechtsverträge geschlossen habe.

Und der Parkplatz, was wird mit dem? Derzeit werden monatlich auf den 160 Stellplätzen zwischen 10 000 und 12 000 Autos gezählt, erklärt Pamberg. Das soll auch so bleiben, denn „der Parkplatz ist der wichtigste für die Altstadt“. Ist das Alte Sägewerk saniert, soll auch der Parkplatz verschönert werden.