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Betonblöcke fürs Blockhaus

Der Architektur-Wettbewerb zum Ausbau des barocken Blockhauses ist entschieden: Museums-Spezialisten aus Madrid bauen das Domizil für die Schenkung „Archiv der Avantgarden“.

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© Nieto Sobejano Arquitectos

Dresden. Die Beton-Würfel sind gefallen: Die Jury unter Vorsitz von Prof. Arno Lederer hat die Preisträger des Architektur-Wettbewerbes zum Umbau des Blockhauses in Dresden zum „Archiv der Avantgarden“ ermittelt - den ersten Platz belegt der Entwurf des Büros Nieto Sobejano Arquitectos.

Blick auf das Blockhaus
Blick auf das Blockhaus © dpa
Kunstsammler Egidio Marzona mit seinem Hund Anton in seinem Haus in Berlin.
Kunstsammler Egidio Marzona mit seinem Hund Anton in seinem Haus in Berlin. © Thomas Kretschel

Exponate des Archivs der Avantgarde

Der deutsch-italienische Kunstsammler Egidio Marzona und die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, mit einem echten aber titellosen Laszlo Moholy-Nagy in ihrer Mitte.
Der deutsch-italienische Kunstsammler Egidio Marzona und die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, mit einem echten aber titellosen Laszlo Moholy-Nagy in ihrer Mitte.
Pablo Picasso portraitiert von Man Ray.
Pablo Picasso portraitiert von Man Ray.
Die kugelrunde und metallische Hausbar von Marianne Brandt.
Die kugelrunde und metallische Hausbar von Marianne Brandt.
Eine Zeichnung von Pablo Picasso.
Eine Zeichnung von Pablo Picasso.
Die Genies Le Corbusier und Albert Einstein.
Die Genies Le Corbusier und Albert Einstein.
Eine Lampenschirm-Spirale von Man Ray.
Eine Lampenschirm-Spirale von Man Ray.
Das "Blaues Baguette" von Man Ray.
Das "Blaues Baguette" von Man Ray.
Ein Stuhl von Gerrit Rietveld.
Ein Stuhl von Gerrit Rietveld.
Alberto Giacometti in einer Bar.
Alberto Giacometti in einer Bar.
Ein Stoffbild von Le Corbusier.
Ein Stoffbild von Le Corbusier.
Ernest Hemmingway fotografiert von Man Ray.
Ernest Hemmingway fotografiert von Man Ray.

Die spanischen Museums-Spezialisten sitzen in Madrid sowie in Berlin und können besonders gut mit Quadern. Die im Fall des barocken Blockhauses dessen Innenleben aufräumen sollen und so Platz schaffen für die rund 1,5 Millionen Exponate umfassende Schenkung des deutsch-italienischen Kunstsammlers Egidio Marzona.

„Die feine Provokation und das Gedankenspiel, das der Institutionsname impliziert, wird in diesem Projekt als Ausgangspunkt verstanden. Ein massiver Betonkörper, schwebend im leergeräumten bestehenden Blockhaus, bildet das Kernstück des Archives, einen verborgenen Schatz, als unvermeidliche Präsenz der Vergangenheit“, charakterisiert das Preisgericht den Siegerentwurf:

Wettbewerbsaufgabe war die Erstellung einer baulich-räumlichen Konzeption innerhalb der denkmalgeschützten Gebäudehülle, die das Raumprogramm mit etwa 1 900 Quadratmetern Nutzfläche für die Bereiche des Archives, der Forschung und Ausstellung umsetzt sowie die notwendigen räumlichen sowie funktionalen Beziehungen sicherstellt. Und auch was draußen vor der Tür passiert, sollte in das Gesamtkonzept mit einfließen.

„Wir freuen uns, dass mit der Entscheidung im Architekturwettbewerb der Einzug des Archivs der Avantgarden in das historische Blockhaus ein großes Stück näher gerückt ist. An dieser herausragenden Stelle Dresdens wird eine besondere Verbindung zwischen öffentlich zugänglichem Museum, Kunstwerken, wissenschaftlicher Aufarbeitung und lebendigem und offenen Diskussions- und Begegnungsraum verwirklicht. Das große auch internationale Interesse an der Ausschreibung des Architekturwettbewerbs zeigt, wie stark die Strahlkraft dieser neuen Institution der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Kulturlands Sachsen ist“, sagte Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange.

Das „Archiv der Avantgarden“ (AdA) sei in Umfang und Struktur weltweit einmalig mit seiner Sammlung von rund 1, 5 Millionen Objekten und Dokumenten aus dem 20. Jahrhundert, teilte der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) mit. Das Archiv umfasse medien- und gattungsübergreifend Kunstwerke und zugehöriges Kontextmaterial aus den künstlerischen und expositorischen Prozessen, aber auch aus Literatur, Film, Musik und Politik der Zeit.

Ziel sei es, das anvertraute Archiv Egidio Marzonas in eine lebendige, eine interdisziplinäre, globale und zukunftsweisende Institution zu überführen, die das visionäre Gedankengut des 20. Jahrhunderts erlebbar macht und sich zugleich für neue wissenschaftliche Fragestellungen im 21. Jahrhundert öffnen wird, so die SIB. Das Archiv werde für das wissenschaftliche Publikum ebenso wie für Interessierte geöffnet, es soll ein transparentes und offenes „Denk-Labor“ entstehen. Entsprechend beabsichtige der Staatsbetrieb, das Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos mit dem Umbau des Blockhauses zu beauftragen, so SIB-Geschäftsführer Dieter Janosch.

Insgesamt hatten sich 103 Bewerber aus mehreren europäischen Ländern für diese Planungsaufgabe beworben, 11 zusätzliche Teilnehmer waren gesetzt. Im Rahmen eines Auswahlverfahrens wurden 35 Büros zur Teilnahme ausgewählt, eine Arbeit für den Wettbewerb abzugeben: 28 Arbeiten wurden eingereicht und verschiedenen Wettbewerbsergebnisse sind vom 2. bis 18. Februar 2018 innerhalb der Öffnungszeiten (Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr) im Foyer des Japanischen Palais in Dresden ausgestellt. Den 2. Preis erhielt das Leipziger Architekturbüro Schulz und Schulz, eine Anerkennung bekam der Entwurf der Rohdecan Architekten aus Dresden.

  • Baugeschichte Blockhaus:
  • Das Blockhaus wurde nach Plänen von Zacharias Longuelune (1669-1748) ab 1732 als Wachgebäude errichtet. 1749 -1755 wurde unter J. C. Knöffel oder J. G. M. von Fürstenhof das Gebäude mit einem Mezzaningeschoss und einem neuen Dach aufgestockt und in der Folge nicht nur als Wache, sondern auch zu Wohn- und Verwaltungszwecken genutzt.
  • Infolge der Bombardierungen des 2. Weltkrieges im Februar 1945 wurde das Gebiet des Neustädter Marktes mit den umliegenden Gebäuden weitgehend zerstört. Das Blockhaus brannte vollständig aus und blieb 35 Jahre lang Ruine. In den Jahren 1978-82 wurde es für eine Veranstaltungsnutzung wiederaufgebaut und in seinen ursprünglichen Zustand vor 1892 zurückversetzt.
  • Das Gebäude ging 1994 in das Eigentum des Freistaates Sachsen über, der es für Veranstaltungen der Landesregierung nutzte. Zudem hatte die Sächsische Akademie der Künste, die Außenstelle Dresden der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt darin ihren Sitz.
  • Durch das Elbehochwasser im Sommer 2013 wurde das Gebäude stark geschädigt und deshalb stillgelegt.