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Besucherrekord beim Traktor-Pulling

Die Veranstaltung in der Arena knackt die 4.000er-Marke. Die Organisatoren peilen schon das nächste Ziel an.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Klaus-Dieter Brühl und Stefan Lehmann

Riesa. Sie tragen so klangvolle Namen wie Green Monster, Black Devil oder Flying Hawk und bringen mehrere Tausend PS auf den Parcours: Die Pulling-Traktoren, die am Samstag in der Riesaer Sachsenarena zum Kräftemessen beim Großen Preis von Deutschland vorgefahren sind, sind echte Kampfmaschinen. Und sie sind vor allem eines: laut. Ordentlicher Gehörschutz ist ein Muss bei dieser Veranstaltung – ohnehin spürt man auch so das Vibrieren der hochgepowerten Maschinen, wenn sie beim Zugkraftwettbewerb auf der 70 Meter langen und neun Meter breiten Lehmbahn den tonnenschweren Bremswagen über den Parcours zerren und sich auf der Hinterachse aufbäumen, bevor sich die durchdrehenden Antriebsräder mit ohrenbetäubendem Krach in den Untergrund wühlen und die Maschine zum Stehen kommt.

Daniel Siebenhaar, Programmverantwortlicher.
Daniel Siebenhaar, Programmverantwortlicher. © Klaus-Dieter Brühl

Traktor-Pulling in der Riesaer Sachsenarena

Mehr als 4000 Zuschauer besuchten am 8. April in Riesa den Großen Preis von Deutschland im Traktor-Pulling.
Mehr als 4000 Zuschauer besuchten am 8. April in Riesa den Großen Preis von Deutschland im Traktor-Pulling.
Ziel des Wettbewerbs ist es, einen Bremswagen so weit wie möglich zu ziehen.
Ziel des Wettbewerbs ist es, einen Bremswagen so weit wie möglich zu ziehen.
Dafür werden die Traktoren gehörig aufgemotzt. Dieses Gefährt ist mit zwei V12-Panzermotoren bestückt, die mehr als 2000 PS erreichen.
Dafür werden die Traktoren gehörig aufgemotzt. Dieses Gefährt ist mit zwei V12-Panzermotoren bestückt, die mehr als 2000 PS erreichen.
Der Besucherandrang zur Veranstaltung war so groß wie noch nie. Viele Zuschauer hatten sich mit Gehörschutz ausgestattet.
Der Besucherandrang zur Veranstaltung war so groß wie noch nie. Viele Zuschauer hatten sich mit Gehörschutz ausgestattet.
Die kleinsten Traktoren wiegen bis zu 950 Kilogramm. Hier im Vordergrund das Boss-Team aus Dänemark.
Die kleinsten Traktoren wiegen bis zu 950 Kilogramm. Hier im Vordergrund das Boss-Team aus Dänemark.
Nach jedem Pull musste der Lehmuntergrund wieder eingeebnet und geglättet werden - zwei Traktoren waren dafür ständig im Einsatz.
Nach jedem Pull musste der Lehmuntergrund wieder eingeebnet und geglättet werden - zwei Traktoren waren dafür ständig im Einsatz.
Auch das passiert: Der "Total Eager Beaver" aus Holland war nicht mehr in der Spur zu halten und streifte die Planken. Er wurde disqualifiziert.
Auch das passiert: Der "Total Eager Beaver" aus Holland war nicht mehr in der Spur zu halten und streifte die Planken. Er wurde disqualifiziert.

Das – überwiegend männliche – Publikum ist zum Teil von weit her angereist. Immerhin findet hier in Riesa die einzige Indoor-Veranstaltung dieser Art in Deutschland statt. Vergleichbares gibt es nur in den Niederlanden – beim Indoor-Pull in Zwolle sowie beim European Superpull in Rotterdam. Staunend steht man vor den hochgerüsteten Monster-Treckern, die meist mit mehreren umgebauten Panzer- oder Flugzeugmotoren ausgestattet sind, selbstverständlich auch noch hochglanzverchromt. Einer, der sinnigerweise IWAN heißt, wird sogar mit drei Turbinen aus einem russischen Kampfhubschrauber angetrieben. Der Boomerang dagegen hat einen Sternmotor, der von 1941 bis 1957 in das amerikanische Flugzeug Lockheed Constellation eingebaut wurde und auf Methanol umgerüstet wurde.

Das Traktoren-Pulling bestätigt so auf eindrucksvolle Weise die Verheißung, der leistungsstärkste Motorsport zu sein. Nur, dass hierbei eben nicht Geschwindigkeit, sondern pure Kraft dominiert. „Nicht falsch verstehen“, sagt Daniel Siebenhaar, „aber wir beim Traktor-Pulling lachen über die 700 PS bei der Formel 1. Bei uns geht es vierstellig los“. Siebenhaar ist in Riesa für das Programm verantwortlich. Als der Wettbewerb zum ersten Mal stattfand, war der Nürnberger noch selbst als Fahrer angetreten. „Es war die erste Hallenveranstaltung seit Ende der 90er-Jahre“, erzählt Siebenhaar. Heute ist er neben der Programmgestaltung auch dafür verantwortlich, die Fahrer zum Wettbewerb nach Riesa zu lotsen. Teams aus fünf Ländern beteiligen sich an dem Spektakel: neben Deutschland sind Mannschaften aus Holland, Österreich, der Schweiz und Dänemark vertreten. Gefahren wird in verschiedenen Klassen, die nach dem Gewicht der Pulling-Traktoren eingeteilt sind, es reicht von 0,95 bis zu 4,5 Tonnen, wobei die Leistung der Maschinen keine Rolle spielt.

Mehr als 4 000 Zuschauer kann der Veranstalter nach dem Wettbewerb vermelden. Zur Premiere vor drei Jahren war nicht einmal halb soviel Publikum da. Seitdem hat der Veranstalter noch einmal investiert, beispielsweise einen Experten geholt, um die Strecke vorzubereiten. „Die Szene ist klein, die kriegt so etwas mit“, erklärt Daniel Siebenhaar. Er und die anderen Organisatoren seien jedenfalls zufrieden. „Wir werden weiter Stück für Stück einen draufsetzen“, verspricht er. Schließlich wolle man das Traktor-Pulling weiter in Riesa etablieren. Siebenhaar gibt sich ehrgeizig: „Unser nächstes Ziel ist es, die Halle komplett voll zu bekommen.“ Das hieße dann bis zu 4 900 Zuschauer. Völlig unmöglich erscheint diese Marke nicht.