Von Carmen Schumann
Bautzen. So heiß war es wohl noch nie am Tag des offenen Denkmals. Das hielt aber die Bautzener und ihre Gäste am Sonntag nicht ab, die insgesamt 15 offiziell ausgeschriebenen Objekte und noch weitere interessante Denkmale zu besichtigen. Insgesamt 17 122 Besucher wurden diesmal gezählt. Auf den Türmepfad begaben sich über 5 000 Besucher. Innerhalb der Aktion „Lebendiges Denkmal“ konnte man elf Bautzener Türme besichtigen, davon einige, die sonst nicht zugängig sind. Prompt bildeten sich vor dem Wendischen Turm und dem Rathausturm lange Schlangen.
Impressionen vom Denkmaltag in Bautzen
Großes Interesse rufen immer wieder Objekte hervor, die demnächst saniert werden sollen. So zum Beispiel die große Villa Mättigstraße 22 aus der Zeit des Jugendstils, die erstmals öffentlich zugänglich war und noch einige „Schmeckerchen“ aufweist, wie zum Beispiel eine alte Speisekammer, einen alten Kochofen sowie Original Jugendstil-Kachelöfen. Norbert Reich und Bettina Seifert wohnen in der Ostvorstadt und müssen auf dem Weg in die Stadt täglich an dem „Schandfleck“ vorbei. Deshalb sind sie sehr froh, dass nun dort bald etwas passieren soll. Eine der Wohnungen, die jahrzehntelang nicht mehr bewohnt waren, wurde mit Möbeln aus der Zeit um 1900 vom Antiquitätenhändler Ladron de Guevara ausgestattet, der zurzeit das Palais in der Töpferstraße 34 saniert.
Gemalte Wasserkunst
Viele Bautzener wollten Handwerkern über die Schulter schauen. Seilermeister Frank Schäfer brauchte sich über einen Mangel an Besuchern nicht zu beklagen. Stündlich führte er die Interessenten durch seine Werkstatt, in der über 50 Jahre alte Maschinen noch zuverlässig ihren Dienst tun. Gut besucht waren auch die Führungen in der Hammermühle. Stefan Hierl erklärte, dass er demnächst einen alten Mahlgang wieder in Betrieb nehmen will, um damit Dinkel- und Roggenmehl zu mahlen. Diesen Mahlgang hatte sein Urgroßvater Oswald Heinke aus der alten Bautzener Windmühle abgebaut und in der Hammermühle wieder errichtet. Auf dem Hauptmarkt führten Lehrlinge vor, wie alte Handwerkstechniken in der Denkmalpflege zum Einsatz kommen. Zimmerlehrling Christian Horschig aus Königswartha, der bei Hentschke-Bau ausgebildet wird, demonstrierte, wie man einen sogenannten „Seilhieb“ in ein Kantholz schlägt. Solche Elemente dienen zum Beispiel als Pfosten für Treppengeländer. Glasmalermeisterin Patricia Böse von der Firma Glasbau-Gerber zeigte ein von ihr gemaltes Glasbild von der Alten Wasserkunst.
Im Sorbischen Museum führten Schüler des Sorbischen Gymnasiums ihr 3-D-Modell des Museumsgebäudes vor. An dem Projekt hatten sie seit März gearbeitet. Wie Jos Pannasch sagt, hatten sie das Gebäude exakt vermessen und fotografiert, diese Daten dann in eine 3-D-Software eingearbeitet. So erstellten sie zum einen ein maßstabsgetreues Modell und zum anderen einen virtuellen Rundgang durch das Museum. Im Rathaus-Keller traten die Mitglieder des Literaturclubs der Stadtbibliothek mit ihrem Theaterstück „Schulische Reise in die Kreidezeit“ auf.