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Bester Schachtelmacher Europas

Der Verpackungsmarkt sichert Kama einen Umsatzrekord. Der Maschinenbauer wächst zweistellig und hat noch viel vor.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

Auf Fotos erinnert die FF 52i an ein Flagg- oder Admiralsschiff. Mit rund elf Metern ist die Faltschachtel- klebemaschine ähnlich lang wie ihr Name. Zwei dieser Exemplare werden gerade bei der Firma Kama für den Transport nach Belgien und Kanada vorbereitet. So wie ein Flaggschiff den Flottenverband anführt, treibt auch die FF 52i die Produktion und den Umsatz des Dresdner Maschinenherstellers an. FF steht für Flex-Fold.

Ende März endet im Unternehmen das Geschäftsjahr. „Wir haben 2016/17 mit einem Rekordumsatz von 14,75 Millionen Euro abgeschlossen. Es war das erfolgreichste Jahr in unserer Geschichte“, sagt Kama-Geschäftsführer Marcus Tralau. Im Kerngeschäft, dem Bau und Vertrieb eigener Maschinen habe das Unternehmen sogar ein Wachstum von 30 Prozent realisiert. Im Jahr zuvor lag der Umsatz bei 13 Millionen Euro.

Die Maschine, die im vergangenen Jahr auf der Branchenleitmesse Drupa vorgestellt wurde, faltet und klebt die Pappen für die Verpackungen. Das „i“ steht für Inspektion, das bedeutet eine automatische Qualitätskontrolle des Drucks. Es sei bei der Verpackung beispielsweise teurer Krebsmedikamente besonders wichtig, dass die Texte bis aufs i-Pünktchen stimmen, erläutert Tralau. „Die größte Herausforderung bei der Entwicklung der Faltschachtelklebemaschine waren die kurzen Zeiten für das Umrüsten. Das ist besonders bei kleinen digital gedruckten Auflagen entscheidend“, erklärt Kama-Chefentwickler Bernd Herfurth. Benötigt eine normale Schachtelmaschine etwa 20 Minuten, so ist die FF bereits nach fünf Minuten für ein neues Format bereit – das ist derzeit der schnellste Auftragswechsel. Der Trend gehe zu personalisierten Faltschachteln, gewissermaßen auf Abruf in kleinen Stückzahlen. Da sind kurze Umrüstzeiten bares Geld.

Die EDP, European Digital Press Association, hat auf der Fachmesse Fespa im Mai die Kama-Neuentwicklung als beste Faltschachtellösung Europas ausgezeichnet. Die EDP ist eine Vereinigung von 20 führenden europäischen Fachmagazinen. Sie zeichnet jährlich die besten technologischen Entwicklungen für den Digitaldruckbereich aus, darunter Software, Druckmaschinen und Weiterverarbeitungssysteme.

Auch wenn die FF der Treiber ist, zum Umsatzplus hat auch die neue Generation von Stanz- und Veredlungsmaschinen beigetragen. Auch diese Anlagen bieten neue Möglichkeiten und zeichnen sich ebenso durch kurze Umrüstzeiten aus. Etwa die Hälfte des Umsatzes machen die Schachtelanlagen aus. Maschinen für den Gelegenheits- und Werbedruck, von der Visitenkarte bis zum Buchcover mit geprägter Schrift, tragen hälftig zum Ergebnis bei. Der Dresdner Maschinenbauer liefert seine Produkte nahezu in alle Welt. Die Hauptkunden sitzen in Deutschland, China und den USA. Reichlich 40 Prozent der Maschinen bleiben in West- und Osteuropa, jeweils etwa ein Viertel geht auf den amerikanischen Kontinent und nach Asien. Rund zehn Prozent der Waren werden in den Mittleren Osten und nach Afrika geliefert. Dank neuer Vertriebsstrukturen wachse auch das Geschäft in Südostasien, Korea, Japan und in Australien.

Tralau und sein Geschäftsführerkollege Steffen Pieper können auf eine gute Auftragslage verweisen und erwarten eine leichte Steigerung auf hohem Niveau. Die Mitarbeiterzahl ist seit Jahren relativ stabil. Derzeit beschäftigt Kama 118 Männer und Frauen, neun Lehrlinge kommen hinzu. Der 60-jährige Tralau kam 1993 als Berater nach Dresden. In seinem Gutachten sah er Chancen für einen Neuanfang. Die Firmengeschichte reicht bis ins Jahr 1894, aber seit 1985 war das Unternehmen nur noch ein Betriebsteil von Druckhersteller Planeta. Schließlich wurde aus dem Berater ein Geschäftsführer, der Kama in die Zukunft führte – der Admiral auf dem Flaggschiff.