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„Besser als jede Marketingkampagne“

Soll sich Riesa für den Tag der Sachsen bewerben? Eine knappe Woche, bevor der Stadtrat darüber abstimmt, wird diese Frage heiß diskutiert.

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© Archivfoto: André Wirsig

Riesa. Die Betreiber der neuen Veranstaltungshalle dürften sich gefreut haben: Der Einlass in die heutige Sachsenarena musste zeitweise limitiert werden, so groß war am Tag der Sachsen der Andrang vor dem gerade erst fertiggestellten Bau. Stars der Branche gaben sich die Klinke in die Hand, von Roland Kaiser über Nicole bis Patrick Lindner. Die Arena war der Besuchermagnet schlechthin während der Veranstaltung im September 1999.

Möglicherweise sind es auch die Erinnerungen an diesen Tag, die jetzt manchen Riesaer hoffen lassen, dass sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am kommenden Mittwoch, 17 Uhr, in der Stadthalle Stern dafür entscheidet, das Fest erneut nach Riesa zu holen. Auf dem Facebook-Auftritt der SZ Riesa sind eine Reihe freudiger Reaktionen zu lesen. „‘99 hab ich erlebt“, schreibt beispielsweise Stefan Kittler, „und es war das schönste Volksfest, das ich bis jetzt erlebt habe – alles passte!“ Schön wäre es, wenn der Tag der Sachsen nach Riesa käme, schreibt beispielsweise Denise Cekli. Die Veranstaltung sei abwechslungsreich, und für jeden sei etwas dabei. „Da gibt es genug für Jung und Alt.“ Andere pflichten ihr bei.

Durchweg positiv wird die Idee einer Riesaer Bewerbung aber nicht kommentiert. Vor allem die zu erwartenden Kosten treiben manchem Einwohner die Sorgenfalten auf die Stirn. Mindestens 385 000 Euro müsste die Stadt selbst tragen, so erste Berechnungen der Stadt.

„Aufgabe der Stadt wäre es meiner Meinung nach, ins Handwerk und den Mittelstand zu investieren, für preiswerte Gewerbeflächen und damit Ansiedlung von Firmen sorgen“, schreibt etwa Heike Friebel. So entstünden ordentlich bezahlte Arbeitsplätze. „Dann brauchen wir in Riesa keine dieser sinnfreien Veranstaltungen. Dann geben nämlich die Menschen gern ihr Geld auch so hier in der Region aus.“ Etwas weniger kritisch ist da Sven Borner. Er sei „aus reinem Bauchgefühl“ für eine Bewerbung. „Aber trotzdem sollte man die Sache aufgrund der Haushaltslage mit spitzem Bleistift durchrechnen. Bringt ja niemandem etwas, wenn man zwar ein nettes Festwochenende hat und dafür neue Löcher in die eh schon klamme Stadtkasse reißt.“

Eine „überflüssige Nummer“?

Während mancher Kommentator sich vor allem auf die Konzerte freut, weist Peter Beier auch auf die langfristigeren Chancen hin, die eine solche Großveranstaltung mit sich bringen kann. „Es ist auch eine Investition in die Zukunft der Stadt, wenn es richtig gemacht wird.“ Schließlich könnten sich Riesaer Unternehmen, Vereine und Gastronomen überregional vorstellen – und damit möglicherweise neue Kunden erschließen. „Die Stadt selbst kann profitieren, indem sie sich als Stadt präsentiert, in der das Wohnen schön ist.“ Vielleicht sei so eine Veranstaltung tatsächlich gut, um den Tourismus anzukurbeln. „Dann ist diese Investition besser als jegliche Marketingkampagne!“

Sehr viel pessimistischer ist da Nutzer Richard A. Seemann: „Ende der 90er war Riesa gerade dabei, seinen Ruf als Sport- und Eventstadt auf- und auszubauen.“ Der Tag der Sachsen sei darum eine gute Möglichkeit gewesen, für Aufmerksamkeit zu sorgen, „und insofern konsequent“. Heute dagegen wisse die Stadt nicht, was sie sein will: „Die Sportstadt-Schilder an der Autobahn sind teilweise demontiert. Deswegen bin ich skeptisch, wenn ein ‚ Imagegewinn‘ in Aussicht gestellt wird, weil ich mich frage: Welches Image ist es denn, das da gewinnen soll?“

Noch drastischer fällt die Kritik des Nutzers Sal Vatore aus: Es sei „gut zu wissen, wann diese überflüssige Nummer steigen soll. Da kann man noch Urlaub planen und weit weg sein.“ Er verstehe nicht, wie man sich für diese Veranstaltung bewerben kann. „Sicher nur, weil das zu erwartende Defizit auf den Steuerzahler abgewälzt werden wird.“