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Beschwerlicher Weg zum Bargeld

Die Volksbank Löbau-Zittau schließt Filialen und lässt nicht mal Automaten am Ort. In Kittlitz ärgern sich viele Kunden.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Kittlitz/Region. Die Banken werden zwar nicht immer ärmer, aber sparen tun sie trotzdem immer kräftiger. Das Filial-Sterben geht um. Banken ziehen sich aus der Fläche zurück und konzentrieren ihr Geschäft immer stärker auf Städte.

Der Grund: die Volksbank-Filiale im Ort wird geschlossen.
Der Grund: die Volksbank-Filiale im Ort wird geschlossen. © Markus van Appeldorn

Jetzt hat es Kittlitz und Großhennersdorf erwischt. Die Volksbank Löbau-Zittau spart sich ab 2018 ihre Filialen in den beiden Dörfern. Aus wirtschaftlichen Gründen, heißt es vonseiten der Bank. Vor allem die rückläufige Kundenfrequenz in den Filialen und ein mittlerweile hoher Nutzungsgrad an Online-Banking sei für diesen Schritt verantwortlich, erklärte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Zürn und: „Für die Kunden in Kittlitz haben wir unsere Filiale nahe dem Bahnhof in Löbau, das heißt, auch für ältere Kunden ist dies günstig gelegen.“

Was die günstige Lage der Löbauer Filiale betrifft, ist man in Kittlitz durchaus geteilter Meinung: „Das sind hin und zurück mehr als zehn Kilometer. Das kostet mich am Ende fast jeden Tag eine Stunde Arbeitszeit. Am liebsten würde ich das der Bank in Rechnung stellen“, ärgert sich Heiko Kretschmer. Der Bäcker besucht beinahe täglich die Volksbank-Filiale in Kittlitz. Er bringt dort seine Tageseinnahmen hin oder holt Münzgeld und Kontoauszüge ab. „Wenn sie wenigstens die Automaten stehen lassen würden“, sagt Kretschmer. Aber nein: „Es geht um die komplette Schließung. Auch die Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker verschwinden“, bestätigt Axel Nitsche von der Volksbank auf Nachfrage der SZ.

Heiko Kretschmer sorgt sich auch um die älteren Menschen in Kittlitz und alle, die nicht mit dem Auto mobil sind: „Mit dem Fahrrad ist der Weg beschwerlich“, sagt er. Je nachdem, wo man in Kittlitz wohnt, weist das Streckenprofil zwischen Kittlitz und Löbau gleich mehrere „Bergwertungen“ auf. Allerdings verkehren zwischen Kittlitz und dem Busbahnhof in Löbau die KVG-Buslinien 64 und 69. Die Linie 64 verbindet die Haltestellen „Kittlitz Abzweigung Carlsbrunn“, „Kittlitz Schule“ und „Kittlitz Unwürde“ fünfmal täglich während Öffnungszeiten der Löbauer Filiale mit dem Löbauer Busbahnhof. Die Linie 69 bedient die Strecke in dieser Zeit von den Haltestellen „Kittlitz Schule“ und „Kittlitz Bahnhofstraße“ sechsmal täglich.

Für manchen Kittlitzer bedeutet der Rückzug der Volksbank aber auch eine Trennung. „Wenn die Volksbank hier schließt und ich sowieso nach Löbau muss, dann wechsele ich zur Sparkasse“, sagt etwa Stefan Auersch, „Ich bin sowieso bloß noch bei der Volksbank, weil die hier eine Filiale hat. Eigentlich ist die viel zu teuer“, sagt Auersch.

Diesen Schritt hat Mario Priebs von der Werbetechnik-Firma MK Design längst gemacht: „25 Euro im Quartal für die Kontoführung, das war mir zuviel“, sagt er. Die Entscheidung der Volksbank kann er allerdings verstehen: „Heute macht ja jeder Online-Banking. Zur Volksbank hier in Kittlitz, da gehen doch gerade noch ein paar Omas hin.“ Ob wirklich vornehmlich ältere Herrschaften noch den Weg zur Kittlitzer Filiale finden, das konnte Axel Nitsche von der Volksbank Löbau-Zittau auf SZ-Anfrage nicht sagen. Weder die tatsächlich noch verbliebenen Kunden, noch die Online-Nutzer konnte er beziffern. Insgesamt nutzen 53,3 Prozent der Privatkunden und 94,6 Prozent der Geschäftskunden bereits Online-Banking.

Doch selbst wenn der Weg nach Löbau für manchen beschwerlich sein mag, sieht Mario Priebs darin kein Problem: „Zum Einkaufen oder zum Arzt müssen die alten Leute ja sowieso nach Löbau. Hier auf dem Dorf gibt es ja nichts“, sagt er. Bei dieser Gelegenheit könnten sie dann auch gleich zur Bank gehen. Dazu könne man bei vielen Discountern mit seiner EC-Karte auch Bargeld bekommen. „Dann hat man das gleich beim Einkauf erledigt“, sagt Priebs.