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Berühmten Namen für Siegerhengst

Der Kaltblut-Hengst Arramis heißt nicht mehr so. Warum die Staudaer Züchterfamilie Vité dennoch damit leben kann.

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© Peter Tendler

Von Jörg Richter

Priestewitz. Achenbach – was für ein komischer Name für ein so schönes Pferd! Der Kaltblut-Hengst Arramis, der aus der Pferdezucht der Staudaer Familie Vité stammt und vor Kurzem in Krumke (Sachsen-Anhalt) eine bundesländerübergreifende Zuchthengst-Schau (fachmännisch: Körung) gewann, ist jetzt in Celle auf „Achenbach“ umgetauft worden. Die Vités hatten ihn nach dem Triumph von Krumke an das niedersächsische Landgestüt Celle verkauft. Dort soll der Staudaer Siegerhengst eine neue Zuchtreihe beginnen. Für 250 Euro können ihn Pferdezüchter als Deckhengst ausleihen.

Benno von Achenbach.
Benno von Achenbach. © SZ-Archiv

Dass der blonde Fuchs nicht mehr Arramis heißt, sei auf einen Irrtum zurückzuführen, sagt der Chef des Landgestüts Celle, Dr. Axel Brockmann. „Wir wussten nicht, dass er schon einen Namen hatte“, so der Landstallmeister. Die Papiere seien erst spät in Celle angekommen.

Der größte Kutschenfahrer der letzten Jahrhunderte

Das verneint Marianne Vité. Von Anfang an sei klar gewesen, dass Arramis einen neuen Namen erhält. „Uns wurde gesagt, dass es schon einen Aramis in Celle gibt“, sagt die Staudaer Pferdezüchterin. Daraufhin willigte sie ein. Die Trauer um den schönen Pferdenamen verflog schnell, als klar wurde, welchen berühmten Namen sich die Niedersachsen für ihren Neuerwerb einfallen ließen: Achenbach! Benannt nach Benno von Achenbach (1861- 1936). „Das ist der größte Kutschenfahrer der letzten Jahrhunderte“, schwärmt Brockmann. Immerhin gilt Benno von Achenbach als Begründer der deutschen Fahrkunst, die in die Turnierordnung des Reitsports vieler Länder eingegangen ist.

Der Kutscher-Papst mit den Maler-Genen

Benno von Achenbach wurde am 24. Juli 1861 in Düsseldorf geboren. Er gilt im Reitsport als der Begründer der deutschen Fahrkunst.

Sein Lehrmeister war der englische Fahrlehrer Edwin Howlett. Aufbauend auf dessen Fahrweise prägte Achenbach eine eigene Fahrweise, die das Ziel hatte, möglichst pferdeschonend und effizient zu fahren. Dazu führte er standardisierte Ausstattung (Achenbachleine) ein.

Sein Motto war: Nachgeben statt annehmen. Heute wird sie die Achenbach'sche Fahrweise genannt.

1892 erhielt Achenbach die erste goldene Medaille für stilvolles Fahren.

Kaiser Wilhelm II berief ihn 1906 zum königlichen Marschall, damit er den Fahrunterricht am Hofe leite. Später erhob der Kaiser Achenbach in den Adelsstand.

Zur Olympia-Show wurde Benno von Achenbach dreimal , zuletzt 1913, nach England abkommandiert.

1899 verfasste er die Stil-Anspannungsgrundsätze, die vom Kartell für Reit- und Fahrsport als Anhaltspunkte anerkannt wurden.

1922 erschien die erste Auflage seines selbst verfassten Fachbuches „Anspannen und Fahren“, das es auch heute noch zu kaufen ist. Das Buch hat er selbst illustriert.

Seine malerischen Fähigkeiten erbte er von seinem Vater, dem seinerzeit berühmten Landschaftsmaler Oswald Achenbach.

Die Achenbach'sche Fahrlehre ist in Deutschland in die Turnierordnung eingegangen und wurde von vielen Ländern übernommen. Heute ist sie die in Europa am meisten gelehrte und praktizierte Methode des Kutschenfahrens und vor allem im Fahrsport Standard.

Am 15. Oktober 1936 starb Benno von Achenbach im Alter von 75 Jahren in Berlin.

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Und auch Marianne Vité ist begeistert. „Das ist ein sehr würdiger Name“, sagt sie. Jeder Kutscher in Deutschland und darüber hinaus wisse, was eine Achenbach-Leine ist.

Die Staudaerin spricht aus, was ihre Familie über Arramis’ neuen Namen denkt: „Wir freuen uns sehr, dass er jetzt Achenbach heißt.“

Im Landgestüt Celle wird der Kaltblut-Hengst angepriesen. „Er wurde auf der Körung 2015 in Krumke verdient zum Siegerhengst ernannt“, heißt es auf der Internetseite des Gestüts. „Mit einer Größe von 167 cm zeigte sich dieser Hengst vor dem Richtergremium von seiner besten Seite. Mit hervorragenden Grundgangarten und seinem rassetypisch exzellent ausgeprägtem Kaliber wusste er zu überzeugen.“