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Bergzeitfahren ohne Zuschauer?

Die Radsport-Veranstaltung wartet mit vielen Neuerungen auf. Die sind zum Teil umstritten.

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© Archiv/André Braun

Von Tina Soltysiak

Waldheim. Der erste Freitag im August ist in Waldheim traditionell in den Händen der Radfahrer. Das Bergzeitfahren hat sich zu einer festen Größe im Radsportkalender entwickelt. Doch in diesem Jahr wird es etliche deutliche Veränderungen gegenüber den vergangenen sechs Jahren geben. Die Teilnehmer strampeln nicht mehr in der Innenstadt, sondern auf der Umgehungsstraße um die Wette. Das Feld startet an der Kläranlage, Ziel ist am Abzweig Waldstraße/Mendener Weg am Gewerbegebiet. Das sagte Barbara Hengst vom Kultur- und Sportbüro der Stadt Waldheim. Bergauf ist die Straße zweispurig und während der Veranstaltung voll gesperrt. „In entgegengesetzter Richtung dürfen Autos fahren. Die Geschwindigkeit ist zwischen 14 und 19 Uhr auf 50 Stundenkilometer reduziert. Die Fahrbahnen sind mit Kegeln abgegrenzt“, ergänzte sie.

Das Rennen wurde in den vergangenen Jahren am Bahnhofsberg ausgetragen, hatte einen Volksfestcharakter angenommen. Für Zuschauer ist am neuen Austragungsort weniger Platz, weiß Barbara Hengst. Das sei aber auch so gewollt. „Wir möchten die Veranstaltung wieder auf eine rein sportliche Ebene reduzieren. Für die Sportler zählt die Leistung. Von dem Rundherum bekommen sie ohnehin kaum etwas mit“, sagte sie.

Sven Mothes vom Radsportverein Hainichen, der bei der Organisation hilft, sieht das anders. Vor allem für die Motivation an dem zähen Anstieg kämen den Radlern aufmunternde Zurufe vom Publikum gerade recht. An dem Rennen würden überwiegend Hobbyfahrer teilnehmen, die eine tolle Atmosphäre entlang der Strecke zu schätzen wüssten. Für Zuschauer gibt es aufgrund der Geografie des Geländes nur wenige Möglichkeiten, einen Blick auf die Sportler zu erhaschen, so Barbara Hengst: „Sie können sich im Start- und Zielbereich, an den gesperrten Zufahrtsstraßen in Richtung Sensortechnik Meinsberg und der Gaststätte Waldfrieden sowie auf der Wirtschaftsbrücke über der Straße aufhalten.“

Für Stimmung am Zieleinlauf hat bislang der Oschatzer Moderator Stefan Bräuer gesorgt. „Ich hatte mich auf das Event eingestellt, werde aber nicht gebraucht“, sagte der 49-Jährige. Barbara Hengst nannte die Gründe dafür: „Es wird kaum jemand stehen und die Siegerehrung übernimmt Bürgermeister Steffen Ernst.“ Stefan Bräuer findet den neuen Weg, den die Stadt geht, schade. „Die Sportler sind definitiv auch wegen der besonderen Atmosphäre nach Waldheim gekommen. Für sie war es mit einer Gänsehautstimmung verbunden“, meint der Moderator. Er befürchtet, „dass es das letzte Bergzeitfahren sein wird. Der Reiz der Veranstaltung ist dann wahrscheinlich weg.“

Ähnlich sieht es Waldheims Ex-Bürgermeister Steffen Blech, seines Zeichens selbst begeisterter Radsportler. Bisher zählte er zum Teilnehmerfeld. „Ich gehe diesmal nicht an den Start. Ich habe auch mit anderen Sportlern gesprochen, die aufgrund der Neuerungen nicht mitfahren werden“, sagte er.

In der Regel nahmen am Bergzeitfahren zwischen 100 und 150 Radsportbegeisterte teil. Laut Barbara Hengst vom Kulturbüro seien bislang 30 Anmeldungen bei ihr eingegangen. „Im vergangenen Jahr war die Zahl ähnlich. Viele Sportler entscheiden sich relativ kurzfristig“, sagte sie.

Für die Verlegung vom Bahnhofsberg auf die Umgehungsstraße führte die Stadtverwaltung finanzielle Gründe an: „Wir können Kosten sparen, die die Absperrung betreffen“, so Bürgermeister Steffen Ernst (FDP). Zudem sei errechnet worden, wie hoch die Personalkosten beim Ordnungs- und Kulturamt sind. Denn die Mitarbeiter der Verwaltung waren es, die sich mit um die Absperrung und Vorbereitung gekümmert haben. Der Döbelner Anzeiger hat die Veranstaltung in den vergangenen Jahren sowohl finanziell als auch organisatorisch unterstützt. Das wird in diesem Jahr nicht der Fall sein. „Eine Entscheidung auf Basis eines Kostenvergleichs zu treffen, ist zu kurz gedacht“, sagte Geschäftsführer Matthias T. Poch. Und, was noch viel wichtiger ist: Es geht um die Sicherheit der Sportler. „Da die Straße nur halbseitig gesperrt wird, kann das zu gefährlichen Situationen für die Rad- aber auch Autofahrer führen“, erklärte er. Die Entscheidung der Stadtverwaltung ist aus seiner Sicht eine gegen die Radsportler, gegen die Zuschauer und gegen die Sicherheit.