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Bergsteigerbund will „Ufos“ zulassen

Die Erfindung aus Tschechien soll das Klettern sicherer machen: Klemmkeile aus textilem Gewebe. Doch die Szene streitet darüber.

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Von Hartmut Landgraf

Monatelang tobte in der lokalen Bergsportszene eine Diskussion um ein neuartiges Sicherungsgerät aus Tschechien, das gerade dabei ist, den deutschen Markt zu erobern – das aber nach Meinung konservativer Bergfreunde nicht zu den sächsischen Klettergepflogenheiten passt. Nun ist der Streit offenbar entschieden.

Bei dem Gerät mit dem skurrilen Namen Ufo handelt es sich um eine Art zweiteiligen Klemmkeil, den man in fast jeden Riss und Spalt stecken und festzurren kann. Herkömmliche Klemmkeile aus Metall sind in der Sächsischen Schweiz aus Naturschutzgründen verboten, weil sie dem Fels angeblich schaden. Ufos hingegen, und das ist das Besondere an ihnen, sind aus textilem Material, wie es auch für normale Bandschlingen verwendet wird.

Eine Facharbeitsgruppe des Sächsischen Bergsteigerbunds (SBB) hatte unlängst in einer internen Abstimmung mit hauchdünner Mehrheit für die Zulassung von Ufos im Elbsandsteingebirge votiert. In einer knappen Internet-Notiz informiert der Verband nun, dass sich die SBB-Spitze diesem Votum anschließen werde. Es sei erklärter Wille des Vorstands, Ufos in die sächsischen Kletterregeln aufzunehmen, bestätigte gestern SBB-Geschäftsführer Christian Walter gegenüber der SZ.

Man werde aber keinen Schnellschuss produzieren, sondern eine „zukunftssichere Formulierung“ finden. Der SBB will sich dafür zunächst mit der Nationalparkverwaltung und anderen Bergsportverbänden abstimmen, etwa der Zittauer Alpenvereinssektion. Angestrebt werde eine für beide sächsische Sandstein-Klettergebiete einheitliche Regelung.

In der Szene bleiben die Stoffkeile trotzdem weiterhin umstritten. Befürworter applaudieren ihnen, weil sie das Risiko gefährlicher Stürze in schweren und bislang schlecht zu sichernden Routen vermindern. Kritiker befürchten, dass Ufos den Charakter des Sports zu sehr verändern und klassische Routen entwerten würden. Wie der SBB bestätigt, hat der Leiter der betreffenden Facharbeitsgruppe nach der Abstimmung seinen Rücktritt erklärt.