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Bergrettern geht der Nachwuchs aus

Der Bergwacht Zittauer Gebirge fehlen junge Leute. Gemeinsam mit dem Alpenverein soll das Problem gelöst werden – sonst kann eine Notlage bei Einsätzen drohen.

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Von Mario Sefrin

Wenn die Bergwacht Zittauer Gebirge ausrückt, sind die Einsätze meist spektakulär. Egal, ob im Ernstfall bei Unfällen beim Klettern, Wandern oder Skifahren, bei Einsätzen zu großen Sportveranstaltungen oder bei Übungen im Zittauer Gebirge: Die Bergwacht ist nicht zu übersehen. Erst recht nicht, wenn deren Mitglieder publikumswirksam agieren und sich zum Beispiel vom Hochwaldturm abseilen.

Doch trotz dieser Präsenz plagen Nachwuchssorgen die Bergwacht. „Den Feuerwehren fällt es leichter, Kinder und Jugendliche für sich zu begeistern. Nur wir haben solche Probleme, das verstehe ich nicht“, sagt Bernd Klose von der Bergwacht Zittauer Gebirge. Das Problem sei zwar in den vergangenen Jahren noch nicht akut gewesen, doch das könnte sich bald ändern. Der bisherige Altersdurchschnitt in der Bergwacht Zittauer Gebirge hat mittlerweile eine Höhe erreicht, mit der in naher Zukunft eine qualifizierte Bergrettung nicht mehr möglich sein wird, sagen Fachleute. Deshalb sei es absolut notwendig, mehr Kinder und Jugendliche für diese ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen und zu begeistern.

Die Notlage der Bergwacht ist auch bei der Zittauer Sektion im Deutschen Alpenverein bekannt. Dort hat man sich deshalb mit der Bergwacht zusammengesetzt, um eine Lösung zu finden. Das ist zwar noch nicht gelungen, ein erster Erfolg aber kann vermeldet werden: „Es ist uns gelungen, einige Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren für die Ausbildung in der Bergwacht zu gewinnen“, sagt Götz Knüpfer vom Alpenverein Zittau. Alle Mitglieder der Jugendgruppe stammen aus den Reihen des Alpenvereins und sind aktive Kletterer in der Kletterhalle im Zittauer Westparkcenter. Für Bernd Klose von der Bergwacht ist das ein großer Vorteil: „Klettern gehört ja zu den Grundvoraussetzungen der Bergwacht-Arbeit im Gebirge.“ Die jungen Leute vom Alpenverein sind jedenfalls gute Kletterer, und sie sind mit Begeisterung bei der Sache, weiß Klose. „Das ist wichtig, sie sollen ja später bei der Bergwacht mitmachen wollen“, sagt er. Denn erst im Alter von 16 Jahren ist ein Einsatz als Helfer bei der Bergwacht möglich. Die eigentliche Bergwacht-Prüfung – Voraussetzung für eine vollwertige Mitarbeit – kann erst mit 18 Jahren abgelegt werden.

Bis dahin lernen die Kinder und Jugendlichen das Einmaleins der Bergwacht-Arbeit kennen. Die Ausbildung findet dabei oft im Freien statt: „Man muss den jungen Leuten immer wieder neue Angebote machen“, sagt Bernd Klose. Dadurch hofft er, künftig mehr Kinder und Jugendliche in die Bergwacht zu locken. Auch Götz Knüpfer vom Alpenverein findet, dass die Arbeit der Bergwacht für junge Leute interessant ist: „Es gibt tolle Erlebnisse in der Gruppe bei der Ausbildung, bei Veranstaltungen oder bei den Ausfahrten. Und es bringt das gute Gefühl, zukünftig mit Sachkenntnis Menschen zu helfen, die bei ihren Freizeitaktivitäten wie Klettern, Wandern, Skilaufen oder Mountainbiken in Not geraten.“ Doch die Verantwortlichen wünschen sich auch allgemein mehr Aufmerksamkeit: „Wir brauchen eine noch stärkere Unterstützung bei der Ausbildung neuer Bergretter, in dem Sinn also eine Unterstützung der Jugendgruppe“, sagt Bernd Klose. „Damit könnte die erfolgreiche Arbeit fortgesetzt werden“, sagt auch Götz Knüpfer. „Und das ist nicht nur im Sinne der Kameraden der Bergwacht und der Bergsportler, die auf Nachwuchs in der Bergrettung angewiesen sind, sondern auch für die Jugendlichen und deren Eltern, die sich dieses Ehrenamt annehmen wollen.“

Solch interessierte jungen Leute sind jedenfalls jederzeit willkommen bei der Bergwacht – immer mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr in der Wache der Bergwacht in Jonsdorf oder in der Kletterhalle im Zittauer Westparkcenter.