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„Einfach nur widerwärtig“

CDU, Linke, SPD und AfD verurteilen die Farbattacke auf den Bergkeller. Wie nun weiter?

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain.Großenhain. Am Tag nach Bekanntwerden des Farbanschlags auf den Großenhainer Bergkeller sorgt der Vorfall für Gesprächsstoff in der Stadt. Im Netz und in persönlichen Äußerungen kommen ausnahmslos Wut und Ablehnung solcher Angriffe zum Ausdruck. Nun meldet sich Bergkellerwirt Stephan Seurig zu Wort.

Der junge Mann hat sein Statement auf Facebook veröffentlicht. Er schreibt, er und seine Frau sind weltoffen, tolerant, unvoreingenommen und immer respektvoll gegenüber anderen Menschen. Beide haben im Ausland ihre beruflichen Erfahrungen gesammelt, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion zusammengearbeitet. Sie sind Gastronomen mit viel Begeisterung. Als Unternehmer hat man in aller erster Linie Verantwortung dafür, Löhne und Gehälter seiner Angestellten sowie Rechnungen an Lieferanten, Vermieter und andere Partnern zu zahlen. Seurigs haben eine Ruine wieder zum Leben erweckt – mit viel Kraft, Herz und Optimismus. Weder sie als Menschen noch „Der Bergkeller“ als Unternehmen möchten in eine rechtsradikale oder linksradikale Ecke gestellt werden aufgrund einer Veranstaltung. Es kam zu keinerlei Hetzreden oder sonstigen Entgleisungen.

Man habe seine unternehmerische Pflicht getan, und zu der gehöre es nicht, darüber zu urteilen, welche Partei gut oder schlecht ist, ob nun CDU, Linkspartei, AfD oder SPD. „Wir müssen wieder mehr unsere Demokratie leben und nicht immer gegen alles sein, sondern für etwas. Das ist Demokratie und nicht dieser feige Farbanschlag. Das ist einfach nur widerwärtig, unreif und respektlos gegenüber dem Eigentum anderer“, so Seurig. Während der junge Mann das Geschehen gerade für sich verarbeitet und die Fassade gereinigt wurde, hat die AfD aufgrund dessen eine Veranstaltung für den 2. März, 18.30 Uhr auf dem Großenhainer Hauptmarkt angekündigt. Der Großenhainer Landtagsabgeordnete Mario Beger und der sicherheitspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Carsten Hütter wollen zu Gewalt und Extremismus in Sachsen sprechen.

Harald Kühne von der Großenhainer Geschäftsstelle der Partei Die Linke wiederum sieht seine Partei durch das Wort „links“ in diesem Zusammenhang diskreditiert. Die AfD habe viele politische Gegner, unter anderem aus dem Spektrum der Grünen und der alternativen Szene. Solche Anschläge wie am Bergkeller lehne Die Linke Großenhain ab. „Das ist nicht unser Stil.“

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer äußert sich: „Man muss die AfD nicht mögen – aber auch diese Gruppierung hat ein Anrecht auf Meinungsfreiheit in Großenhain. Das ist nun nach einem Anschlag auf das Bürgerbüro von Thomas de Maizière auf der Salzgasse der zweite Akt von Linksextremisten“, schrieb er gestern an die SZ. Stadtrat Falk Terrey lehnte für die SPD diese absolut undemokratische Aktion ab. So etwas sei durch nichts zu rechtfertigen. Ungeachtet der politischen Reaktion wird die juristische Aufarbeitung des Vorfalls wohl ausbleiben. Denn, so Großenhains Polizeichef Dieter Greß, ähnlich wie bei der Verkleisterungs-Aktion des Büros von Bundesinnenminister Thomas de Maizière handelt es sich nicht um eine Straftat, weil die Fassade bzw., im Fall des CDU-Büros die Fenster, nicht „in ihrer Substanz“ beschädigt wurden. Sprich, mit Wasser, Spülmittel und viel Mühe ließ sich beides entfernen.

Im Falle des Ministerbüros bekannte sich eine Gruppe namens „Kommando Großenhain“ zu der Aktion, die sogar auf Video aufgenommen und ins Netz gestellt wurde. Vier mit Skimasken Vermummte hatten im August 2016 mit Pro-Flüchtlingsplakaten die Bürofenster verklebt. Als Musik dudelte im Video als Hintergrund der Song „Als ich ein Turnschuh wär ...“ einer linken Hamburger Punkband. Die Großenhainer Polizei musste den Fall an den Staatsschutz abgeben. Da keine Straftat vorlag, wurde er registriert.