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Bereit zum Abflug

Der Fliegerclub Kamenz hat ein neues Flugzeug. Bei der Ausbildung von Sportfliegern ist der Verein sogar international hoch angesehen.

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© Jonny Linke

Von Jonny Linke

Kamenz. Seit 1991 existiert der Fliegerclub Kamenz in der Lessingstadt. Seinen Stützpunkt hat die Mannschaft im Kamenzer Ortsteil Zschornau. Mit aktuell 130 Mitgliedern, wovon rund 30 unter 25 Jahre alt sind, zählt der Verein zu einer festen Größe in der ehemaligen Kreisstadt. Mit viel Engagement und Leidenschaft haben sich die Flieger ein schickes Domizil in Zschornau erbaut. „Als wir das Grundstück von der damaligen GST übernommen haben, stand hier nur eine alte Halle. Jetzt haben wir eine Reparaturwerkstatt, einen Vereinsraum und ordentliche Außenanlagen geschaffen“, sagt Vereinschef Robert Mammitzsch.

Doch nicht nur das gepflegte Gelände hat es in sich, sondern auch das, was die begeisterten Flieger geschaffen haben. „In den letzten Jahren waren Kamenzer Jugendpiloten immer unter den Top 10 der deutschen Fliegerelite vertreten. Das macht uns sehr stolz“ erzählt der Vorsitzende. Möglich macht dies die familiäre und hilfsbereite Art und Weise, wie mit jedem Mitglied im Verein umgegangen wird. Denn nur so, erzählt man, kann man die vielen Faktoren, welche beim Segelfliegen wichtig sind, gut lernen.

Das Aushängeschild der Kamenzer

Einer, der diese Fähigkeiten in Perfektion gelernt hat, ist Florian Heilmann. Der 23-Jährige ist das Aushängeschild der Kamenzer. Er war dieses Jahr mit der Nationalmannschaft in Ungarn zur Weltmeisterschaft. „Die Weltmeisterschaft ging 15 Tage. Wir mussten jeden Tag eine Etappe Segelfliegen. Es wurde jedes Mal die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen. Wer am Ende an allen Etappen der Schnellste war, wurde Weltmeister“, sagt der Profi. An den längsten Tagen war der junge Bautzner sieben Stunden in der Luft. „Ich hatte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 115 Stundenkilometern, was im Segelfliegen extrem schnell ist. Am Ende reichte es für den fünften Platz. Das war Wahnsinn“, so der 24-Jährige.

Zu tun hatte Florian während der stundenlangen Flüge mehr als genug. „Wir müssen ständig die Thermik beobachten, den Flugverkehr im Auge behalten, schauen, was die teilweise nur wenige Meter neben uns fliegende Konkurrenz macht und die Instrumente kontrollieren. Das ist Arbeiten am Maximum. Doch so etwas konnte ich gut in Kamenz lernen“, so der Nationalmannschaftspilot. Denn der Fliegerclub in Kamenz ist Landesstützpunkt. Und die Tage in Kamenz sind lang. „Wir stehen teilweise um fünf Uhr morgens auf, checken das Wetter, machen das Flugzeug klar und dann heben wir ab. Wir wollen so viel wie möglich lernen“, erzählt Florian Heilman.

Für Flieger bricht neues Zeitalter an

Den längsten Flug, welchen der junge Pilot vom Kamenzer Boden aus hatte, betrug 10 Stunden. Um diese besonderen Fähigkeiten weiter verbessern zu können und auch in den kommenden Jahren in der deutschen Fliegerelite vorn dabei zu sein, wollten die Kamenzer Flugfreunde ihren Flugpark maschinell verjüngen. Mit der zwar schon etwas in die Jahre gekommenen, aber technisch und äußerlich neu erscheinenden Diamond Super Dimona bricht ein neues Zeitalter an. „Dieser Motorsegler hat einen 115 PS starken Motor, 16 Meter Spannweite und kann bis zu 200 Stundenkilometer schnell werden. Bei optimaler Thermik und einem guten Piloten beträgt die Reichweite bis zu 900 Kilometern“, erklärt Falk Wittig vom Fliegerclub. Zudem besitzt das Flugzeug einen Haken, welcher es den Kamenzern erlaubt, reine Segelflugzeuge in die Luft zu ziehen.

In der mit Instrumenten vollgestopften Maschine sollen nun die Talente des Vereins weiter ausgebildet werden. Denn die Fliegerei in Kamenz zählt zu den besten im Land. Deshalb haben es sich Landrat Michael Harig und der Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk (beide CDU) nicht nehmen lassen, das Flugzeug zu taufen. Mit dem Namen „Fliegerstadt Kamenz“ hebt der rund 100 000 Euro teure Motorsegler in Zukunft vom Flugplatz in Kamenz ab.

Den ersten offiziellen Testflug absolvierte der Landrat als Beiflieger höchstpersönlich. „Eine Runde ins Oberland wäre schön“, so der Landrat. Nach erfolgreichem Erstflug wird der Flieger fortan aber weiter zur Ausbildung genutzt. Schließlich ist Kamenz nun, dank Florian Heilmann international angesehener Verein in Sachen Jugendausbildung. „Wer Interesse an der Fliegerei hat, kann am Wochenende zu uns nach Zschornau kommen und sich alles ansehen. Schon mit 14 Jahren kann man selbstständig Segelfliegen. Und Flugzeug bedarf es natürlich kein eigenes, die haben wir“, erklärt Daniel Meißner vom Verein.