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Benno und Luther im Doppelpack

Albrechtsburg und Stadtmuseum bringen am Wochenende zusammen, was zusammengehört, oder doch nicht?

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© Claudia Hübschmann

Meißen. „Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden.“ Reformator Martin Luther war nicht zimperlich mit seiner Wortwahl, als er 1524 gegen die Heiligsprechung des früheren Meißner Bischofs wetterte.

Dessen Heiligsprechung wurde von dem altgläubige Herzog Georg von Dresden aus betrieben, um die Reformation in Sachsen zu stoppen. Sein Wittenberger Vetter Friedrich der Weisen dagegen beförderte die neue Lehre. Über die Glaubenskämpfe zwischen den beiden Wettinern verblassten Benno und seine Geschichte.

Am Wochenende bringen die Albrechtsburg Meißen und das Stadtmuseum Meißen die beiden Widerparts zusammen. Sowohl in die Ausstellung „Ein Schatz nicht von Gold“ zu Benno auf der Burg als auch in die Sonderschau „Luther, Lieder und Kanzlei“ im Stadtmuseum erhalten am Sonnabend und Sonntag je zwei Personen zum Preis von einer Person Eintritt. Trotzdem bleibt es dabei, dass für beide Ausstellungen – in der Stadt und auf der Burg – separat Tickets erworben werden müssen.

Der Widerstreit von altem und neuem Glauben steht im Zentrum der großen Ausstellung zum Lutherjahr auf der Albrechtsburg. „Ein Schatz nicht von Gold. Benno von Meißen – Sachsens erster Heiliger“ erzählt bis 5. November die Geschichte einer der umstrittensten Heiligsprechungen der Neuzeit. Es ist eine Geschichte von Macht, Glaube, Streit, Politik und nicht zuletzt von Reformation und Gegenreformation.

Das Stadtmuseum widmet sich Luthers Übersetzung der heiligen Schrift aus dem Latein und Griechischen in ein verständliches Deutsch und seinen weithin bekannten Liedern, Zitaten, Reden und Schriften. Diese wären nicht denkbar ohne die Meißnische Kanzleisprache. Sie war im Hoch- und Spätmittelalter in der Mark Meißen entstanden, wo Siedler aus Schwaben, Oberfranken, Thüringen und den Niederlanden eine gemeinsame Sprachbasis suchten und fanden. Später übernahmen die Kanzleien diese „Ausgleichsmundart“ ins Schriftdeutsche. Im Stadtmuseum zeugen jahrhundertealte Bibelexemplare und Gesangsbücher von der klangvollen Kraft, die Luther dem Kanzleideutsch entlockte. (SZ)