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Bekommt Sebnitz eine Seniorenresidenz?

Nach den Schiller-Apartments planen deren Betreiber einen Neubau im Sebnitzer Zentrum. Dafür müssten zwei alte Häuser fallen.

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© Visualisierung: Assmann Beraten + Planen AG

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Es wäre das erste Mal seit Langem, dass zwischen den alten Bürgerhäusern im Sebnitzer Stadtzentrum ein Neubau hochgezogen wird. Die Immobilienunternehmer Susanne und Michael Walldorf, die in der Stadt unter anderem das Sebnitz-Center und die Schiller-Apartments betreiben und zahlreiche alte Gebäude saniert haben, wollen eine Baulücke an der Schandauer Straße schließen. Die ins Auge gefassten Grundstücke erstrecken sich von der Filiale der Bäckerei Henke (Schandauer Straße 25) bis zum Haus mit der Nummer 17, das einen Bioladen und ein Berufsmoden-Geschäft beherbergt.

Die „Neue Post“ an der Schandauer Straße müsste für das neue Wohnhaus fallen – mitsamt dem benachbarten Kunstblumengeschäft und den großen Kastanien.
Die „Neue Post“ an der Schandauer Straße müsste für das neue Wohnhaus fallen – mitsamt dem benachbarten Kunstblumengeschäft und den großen Kastanien. © Dirk Zschiedrich

Und dazwischen? Die bisher nicht bebaute Fläche besteht aus einer Einfahrt und dem Kastaniengarten, einer früheren Kneipe mit Biergarten. Es folgen: das ehemalige Gasthaus „Neue Post“ und das Kunstblumengeschäfts Neldner. Diese beiden Gebäude müssten für das geplante Bauprojekt abgerissen werden. An ihrer Stelle würde ein viergeschossiger Neubau errichtet, der vom Bioladen bis zur Bäckereifiliale reicht.

Den Anstoß für das Projekt gaben die Eigentümer der beiden zur Disposition stehenden Häuser selbst. Sie wandten sich an die Eheleute Walldorf mit der Bitte, eine Perspektive für die seit Jahren leerstehende „Neue Post“ zu entwickeln, erklärt Michael Walldorf. Er schaute sich die Immobilie an und kam zu dem Schluss: sanieren lohnt nicht mehr. Mit einem Architekturbüro wurde stattdessen der Neubau entworfen. Dass das Haus des Traditionsgeschäfts Neldner dann auch dran glauben müsste, kam für die Eigentümerfamilie überraschend, aber letztlich wurde man sich einig.

In dem geplanten Neubau sollen 31 barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen entstehen. Die „Seniorenresidenz Sebnitz“, so der Arbeitstitel, wäre damit eine Ergänzung zu den Schiller-Apartments, mit denen die Walldorfs mit ihrer Administrata GmbH bereits eine altersgerechte Wohnanlage in der Nachbarschaft realisiert hat. Die frühere Kunstblumenfabrik Hugo Werner an der Schillerstraße wurde seit 2014 zu einem Wohnkomplex mit 45 barrierefreien Wohnungen, plus Pflege-Wohngemeinschaft und Physiotherapie-, Podologie- und Ergotherapiepraxen umgebaut. Die Anlage ist ausgebucht, die Nachfrage allerdings ungebrochen, sagt Michael Walldorf.

Die Praxen und Veranstaltungsangebote der Schiller-Apartments könnten künftig auch von den Bewohnern der neuen Seniorenresidenz mit genutzt werden. Sie müssten mit dem Rollator nur einmal um die Ecke biegen und keine Straße überqueren. Die benachbarten Geschäfte könnten neue Kunden gewinnen.

Mit der Seniorenresidenz würde weiterer barrierefreier Wohnraum im Stadtzentrum geschaffen. „Sebnitz würde davon doppelt profitieren“, sagt Michael Walldorf. Die Alten bleiben der Stadt als Einwohner erhalten, wenn sie umziehen müssen, weil die Treppen nicht mehr zu bewältigen sind. Die freiwerdenden Häuser seien zugleich attraktiv für junge Familien, denen ein neues Eigenheim zu teuer ist. Dies habe die Erfahrung mit den Schiller-Apartments gezeigt. Oft brauchen Senioren nach einem Krankenhausaufenthalt schnell eine Wohnung mit Fahrstuhl und ohne Schwellen. Das aktuelle Angebot in der Stadt reiche dafür nicht aus.

Die größtenteils zwischen 45 und 60 Quadratmeter großen Wohnungen sind als Eigentumswohnungen konzipiert. Familien im besten Alter könnten hier ihr Geld anlegen und parallel ihre Eltern unterbringen, so die Idee. Für die Finanzierung ist die Sparkasse mit im Boot.

Die Planungen für die Seniorenresidenz laufen bereits seit geraumer Zeit im Hintergrund. Endgültig entschieden ist jedoch noch nichts. Das Rathaus und das Landratsamt kennen die Pläne, selbst der Denkmalschutz könnte sich vorstellen, dem Abriss zuzustimmen, sagt Michael Walldorf. Nach mehreren vielversprechenden Gesprächen tritt das Projekt jedoch gerade auf der Stelle. Ohne Fördermittel für den Abriss rechnet sich das Vorhaben nicht. Der entscheidende Termin im Sebnitzer Rathaus soll noch in diesem Monat stattfinden.