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Bekommt RAF-Opfer Siegfried Buback eine Straße in Wilsdruff?

Der 1977 ermordete Generalbundesanwalt wurde vor 90 Jahren in Wilsdruff geboren. Sein Sohn begrüßt die Idee einer Siegfried-Buback-Straße.

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Von Stephan Klingbeil

Wer hat Siegfried Buback und seine zwei Begleiter am 7. April 1977 in Karlsruhe mit mehreren Schüssen niedergestreckt? Die Umstände des Attentats auf den damaligen Generalbundesanwalt werden derzeit vor dem Oberlandesgericht Stuttgart beleuchtet. Verena Becker, die ehemalige Terroristin der Roten Armee Fraktion (RAF), muss sich dort wegen Mittäterschaft bei dem Mordanschlag verantworten.

In Wilsdruff wird unterdessen diskutiert, ob man Buback nicht in einer besonderen Art und Weise gedenkt. Etwa mit der Benennung einer Straße. Denn der am 3. Januar 1920 in Wilsdruff geborene Beamtensohn Buback verbrachte einige Jahre seiner Kindheit in der Stadt an der Wilden Sau. In einem Haus auf dem Grundstück Parkstraße 134 hat er gewohnt, heißt es in einer Forschungsarbeit des Heimatmuseums Wilsdruff zu Buback.

Im Heimatmuseum will man die Arbeit dahin gehend fortsetzen, Buback „in seiner Geburtsstadt in würdiger Erinnerung zu bewahren“. Bisher ist noch nicht viel bekannt aus der Zeit, bevor der spätere Jurist mit seinen Eltern nach Meißen zog. Im Wilsdruffer Heimatverein hat man sich des Themas „noch nicht angenommen“, sagt der Vorsitzende des Artur-Kühne-Vereins, Jürgen Stumpf. Ihm sei aber bekannt, dass der Vater Bubacks im 1900 gegründeten Heimatverein aktiv war.

Nach einem Vortrag auf einer Vereinsveranstaltung zum 60. Todestag des Wilsdruffer Heimatforschers Artur Kühne, wurde Buback eher zufällig wieder ein Thema. Denn Michael Blümel vom Heimatmuseum las aus einer Gästeliste zum Jubiläum des Heimatvereins im Jahr 1925 vor. Dort tauchte auch der Name Hermann Willy Buback auf, was einige Teilnehmer verwunderte. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich dabei um den Vater des späteren RAF-Opfers.

„Es ist doch interessant, dass so ein prominenter Mann aus Wilsdruff stammt“, sagt Falk Schober, Ortsvorsteher aus Grumbach. Viele wüssten überhaupt nichts davon. In der Gesprächsrunde nach Blümels Vortrag soll angeregt worden sein, eine Straße nach Buback zu benennen. Auch die Junge Union soll laut Bürgermeister Ralf Rother (CDU) bereits einen entsprechenden Vorschlag vorgebracht haben.

Buback fuhr nach Meißen

Michael Buback, der Sohn des ermordeten ehemaligen Generalbundesanwalts, hält viel von dieser Idee. „Ich habe mich schon gewundert, dass noch keine Straße nach meinem Vater benannt worden ist, weder in Wilsdruff, noch irgendwo sonst in Deutschland“, sagt Michael Buback auf SZ-Anfrage. „Gerade, wenn man bedenkt, nach wem alles Straßen benannt worden sind.“

Er selbst habe nie eine Straßenbenennung voran getrieben, seinem Unmut jedoch schon in einem Buch publiziert. Eine etwaige Straßenbenennung in Wilsdruff findet der 65-Jährige gut. „Das würde meine Familie sehr freuen“, betont der Chemie-Professor von der Georg-August-Universität in Göttingen.

Vielleicht kommt Michael Buback dann wieder nach Wilsdruff? Ab und an sei er schon nach Meißen gefahren. Auch seine Mutter war ein paar Mal dort. Seine Eltern hatten 1944 in Meißen geheiratet. „Einmal bin ich aber von der Autobahn in die andere Richtung abgebogen und bin dann in Wilsdruff gewesen“, erinnert sich Michael Buback. Einen erneuten Besuch der Stadt schließt er nicht aus.

Der Stadt liegen keine Anfragen zu Straßenbenennungen vor, sagt Rother. Es gebe auch keine neue Straße, die zu benennen wäre. Dennoch soll Buback im Rahmen der Festveranstaltung „20 Jahre Deutsche Einheit“ am 14. November in Wilsdruff geehrt werden. Wie genau, stehe noch nicht fest. Der Stadtrat soll darüber entscheiden.