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Bekommt Nieskys Oberschule drei fünfte Klassen?

69 Kinder sind angemeldet, viel mehr als in zwei Klassen passen. In Mücka, Kodersdorf und Rothenburg wäre noch Platz.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Wenn es nach dem Willen der Eltern geht, starten zum Schuljahresbeginn Anfang August 69 Mädchen und Jungen als Fünftklässler an der Nieskyer Oberschule. Ob das tatsächlich so wird, dazu werden in den kommenden Wochen noch intensive Gespräche stattfinden. Stattfinden müssen. Denn eigentlich läuft die Nieskyer Oberschule zweizügig. Das bedeutet, dass sie von der Kapazität her zwei Klassen pro Jahrgang haben sollte. Also zwei fünfte, zwei sechste, zwei siebte Klassen und so weiter. Doch 69 Kinder sind mehr als zwei Klassen vertragen. 28 ist der sogenannte Klassenteiler. Ab dem 29. angemeldeten Kind wird eine weitere Klasse gebildet.

Das klingt nach Milchmädchenrechnung, ist es aber natürlich nicht. Denn weitere Klassen erfordern weiteren Raum, weitere Materialien – und natürlich mehr Lehrer beziehungsweise mehr Stunden pro Lehrer. Wer trotzdem mal rechnet, bekommt ein durchaus interessantes Ergebnis. Geht man von zwei fünften Klassen aus, dann sind 13 künftige Fünftklässler mehr angemeldet als die Oberschule besuchen können. Gibt es dagegen drei neue fünfte Klassen, wäre deren Klassenstärke mit jeweils 23 eine gute Zahl. Ganz volle Klassen können für alle anstrengend sein, für Lehrer, Schüler und Eltern.

Was sagt Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz dazu? Sie ist zwar ein wichtiger Partner in der Entscheidungsfindung zwischen der sächsischen Bildungsagentur in Bautzen, dem Landkreis Görlitz und dem Schulträger, der Stadt Niesky. Entscheiden kann sie aber eben nicht allein. Deshalb sagt Winnie Scholz-Kunitz: „Da die Bescheide die Eltern erst am 16. Mai erreichen, kann ich vorher darüber keine Auskünfte erteilen. Tut mir leid.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass in der Nieskyer Oberschule drei Klassen ins Schuljahr starten. Zurzeit lernen Schüler in drei fünften Klassen und drei zehnten Klassen. Wie es in diesem Jahr ausgeht? Das bleibt erst einmal spannend. Oder nervenaufreibend. Denn wenn tatsächlich 13 Schüler umgelenkt werden sollten, dann erhalten deren Eltern diese Information Mitte Mai. Das sind Bescheide zur Schulaufnahme, erklärt Angela Ruscher, Sprecherin bei der Bautzener Bildungsagentur. Die Eltern haben das Recht, in Widerspruch zu gehen, wenn sie mit der vorgeschlagenen Schule nicht einverstanden sind. Wie das Weglenken geschieht, dafür werden Kriterien diskutiert, und dabei beispielsweise auch geschaut, ob Schulwege zeitlich zumutbar sind, ob Busse günstig fahren, so Angela Ruscher. Es gab auch schon Beispiele, bei denen quasi gelost wurde, wer umgelenkt wird und wer nicht.

Wer nur die reinen Zahlen betrachtet, und außer Acht lässt, dass es um Kinder und Eltern geht, der könnte sich schnell fürs Umlenken entscheiden. Denn die drei benachbarten Oberschulen sind allesamt nicht komplett ausgelastet. In der Adolf Traugott von Gersdorf-Oberschule in Kodersdorf sind für die fünften Klassen 50 Kinder angemeldet, für die Comenius-Oberschule in Mücka 38, in der Oberschule Moritz Zimmermann in Rothenburg 51. Wären also noch Stühle frei für insgesamt 31 neue Fünftklässler.

Der Mückaer Schulleiter Torsten Weiß kennt die Situation, wenn Schüler abgegeben werden müssen. Für dieses Jahr war er sicher, dass er sich damit nicht beschäftigen muss. „Ich habe mir die Grundschulen im Einzugsbereich angesehen und für uns ein Potenzial von 36 Schülern ausgerechnet“, sagt Torsten Weiß. Dass in Kodersdorf 50 Kinder angemeldet sind, wertet Schulleiter Wolfgang Hornig nicht als rückläufiges Interesse. Möglicherweise zeige die Beratungsarbeit bei den Eltern Erfolg, so Hornigs persönliche Erklärung. „Eltern fragen danach, welche Chancen ihre Kinder haben, in Kodersdorf zu lernen“, sagt der Schulleiter. „Niemand will jedes Jahr die Kinder wegschicken“, sagt er.