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Bekommt Altenberg Rewe und Drogeriemarkt?

Die Stadt hat jahrelang ein Filetstück an der B 170 für einen Hotelbau reserviert – bislang.

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© dpa

Von Mandy Schaks

Altenberg. Die Altenberger hüten ein Grundstück in ihrer Stadt wie ihren Augapfel. Die Fläche mit einer Größe von rund 18 000 Quadratmetern atmet nicht nur viel Geschichte. In der einstigen Bildungsstätte holten sich nämlich Spitzensportler ihr Rüstzeug und legten Generationen von Osterzgebirglern ihr Abitur ab. Als das Gymnasium am neuen Standort am Schellerhauer Weg konzentriert wurde, stand der Gebäudekomplex leer und wurde schließlich 2013 abgerissen. Die Brache an der Zinnwalder Straße ist aber zu schade für eine Wiese. Die Fläche befindet sich in exponierter Lage – direkt an der Bundesstraße B 170 und doch im Grünen. Deshalb liebäugelten die Altenberger, für dieses Grundstück einen Investor zu finden, der hier ein Hotel, vielleicht sogar eine Nobelherberge errichtet. Es gab dafür sogar schon Interessenten. Deshalb ist die Fläche eigentlich reserviert, um hier mit einer Investition den Haupterwerbszweig Fremdenverkehr zu stärken. Doch die Bemühungen sind ins Stocken geraten.

Nun zeigt das Unternehmen auch Interesse an der Fläche vom ehemaligen Altenberger Gymnasium.
Nun zeigt das Unternehmen auch Interesse an der Fläche vom ehemaligen Altenberger Gymnasium. © Egbert Kamprath

Es ist bisher nicht gelungen, hier ein Unternehmen aus dem Tourismus anzusiedeln, sagte am Montagabend zur Stadtratssitzung Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler). Und es deute sich in der Richtung zurzeit auch nichts an. Dafür haben sich im Rathaus andere Interessenten gemeldet, die ein neues Angebot auf den Tisch legten – aus dem Einzelhandel. „Wir reden über Rewe mit einem Drogeriemarkt“, informierte Kirsten. Außerdem würde sich das Textilienunternehmen Ernsting‘s Family mit anschließen und sich in dem Areal ebenfalls niederlassen.

Erste Handelsofferte abgelehnt

Die Stadträte zeigten sich am Montagabend über diese Offerte nicht sonderlich überrascht und diskutierten darüber auch nicht. Das hatten sie schon ausführlich in ihrer Juni-Beratung getan. Und damals deutete sich bereits an, in welche Richtung die Entwicklung auf dieser Fläche einmal laufen könnte. Ein anderer Großer aus der Handelsbranche hatte seinerzeit im Rathaus angefragt und Interesse unter anderem auch an dieser Fläche bekundet: Netto. Der Discounter betreibt in Altenberg bereits zwei Filialen, sucht aber ein Grundstück, um sich vergrößern und damit einen der kleineren Märkte ersetzen zu können. Die Pläne klangen verlockend. Der Verkauf der Fläche hätte der Stadt rund 400 000 Euro gebracht. Ein lukratives Angebot – doch für die Altenberger Stadträte und Bürgermeister Kirsten nicht verlockend genug. Sie waren hin- und hergerissen. Letztlich fiel die Entscheidung sehr, sehr knapp aus. Der Verkauf wurde abgelehnt, und die Stadt behielt erst mal das Grundstück.

Doch mit dieser Offerte kam offenbar Bewegung in die etwas festgefahrene Situation. So stießen die Pläne von Netto auch eine Diskussion im sozialen Netzwerk an. Auf dem Facebook-Kanal der SZ-Lokalredaktion Dippoldiswalde verfolgten Nutzer die Debatte im Stadtrat und mischten sich ein. Sie zeigten wenig Verständnis, dass Netto einen neuen Markt im Zentrum von Altenberg errichten will. Vielmehr wünschten sie sich einen anderen Discounter. In Altenberg gibt es an großen Einkaufseinrichtungen neben Netto noch einen Edeka- und einen Baumarkt. Am meisten aber vermissten sie einen Drogeriemarkt. Jetzt liegt ein ganzes Paket auf dem Tisch.

Dem konnten die Altenberger nun nicht mehr widerstehen. Zwar geben sie ihre Hotelpläne noch nicht auf, aber sie lassen auch andere Investoren an das Filetstück heran, wenn es passt. Die Stadträte fassten bei sechs Gegenstimmen mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss. Demnach besteht Einvernehmen darin, dass am ehemaligen Gymnasium ein kleines Einkaufszentrum mit Discounter und Drogerie bzw. eine Hotelanlage errichtet werden kann. Nun dürfen die Altenberger gespannt sein, was daraus wird.