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Bekommen wir weiße Weihnachten?

Das ist eine Frage der Höhenlage. Nur auf dem Erzgebirgskamm herrscht Optimismus.

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© Norbert Millauer

Von Katarina Gust und Franz Herz

Sebnitz. Alle träumen von der weißen Weihnacht. Jedes Jahr drücken Schnee-Fans die Daumen. Doch zuletzt wurden sie immer wieder bitter enttäuscht. Und auch dieses Jahr scheint die Hoffnung auf eine geschlossene Schneedecke in der Sächsischen Schweiz zu schwinden. Das jedenfalls prognostiziert Meteorologe Manuel Voigt vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. „Bis Heiligabend wird es in Ostsachsen keine Niederschläge geben, die Schnee bringen werden“, sagt der Wetterexperte. Für die Nacht zum 23. Dezember haben sich zwar Regenwolken angekündigt. Sie haben aber nur dicke Tropfen und keine weißen Flocken im Gepäck. „Für Schnee ist es derzeit einfach zu warm“, sagt Voigt. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings zu Heiligabend selbst. Am Sonnabend wird von Westen her ein neues Niederschlagsgebiet gen Sachsen ziehen. Wie es sich entwickeln wird, können die Wetterfrösche noch nicht sagen. „In mittleren und höheren Lagen kann es am Sonnabend aber durchaus ein bisschen schneien“, macht er deutlich. Zumal es kälter wird. Für das Tiefland und die Regionen entlang der Elbe sind weiße Weihnachten dagegen so gut wie ausgeschlossen.

Auch für die Tage nach der Bescherung haben die Meteorologen im Moment keine besseren Aussichten parat. Am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag werden erneut Tiefausläufer über die Sächsische Schweiz ziehen. Und die haben keinen Flockenwirbel, sondern ungemütliches Wetter im Gepäck. „Es gibt viele Wolken und zeitweise Regen“, kündigt Manuel Voigt an. Pro Tag könnten bis zu drei Liter Niederschlag herunterkommen. Das sei nicht sonderlich viel, genüge aber, um einen Feiertag zu vermiesen. „Nur im Bergland könnten die Menschen wieder mehr Glück haben. Hier ist auch am 25. Dezember Schnee möglich“, sagt der Wetterberater.

Diese Theorie unterstützt Wetterbeobachter Lothar Schirrmeister aus Zinnwald. Er ist optimistisch, dass es im Kammgebiet des Osterzgebirges zu Weihnachten eine ordentliche Schneedecke geben wird. Aber eben nur im Kammgebiet – dort, wo jetzt schon eine Schneedecke liegt. Denn in Zinnwald sind von Sonntag zum Montag insgesamt acht Zentimeter Neuschnee gefallen. Und es sieht so aus, dass sich dieser Schnee bis zu den Feiertagen halten wird. „In den nächsten Tagen erwarten wir eine ruhige Wetterlage mit Hochdruckeinfluss“, sagt der Wetterbeobachter. Damit würde Weihnachten also schon einmal weiß beginnen. Jedoch erwartet Lothar Schirrmeister danach eine Niederschlagsfront. Noch kann niemand vorhersagen, was diese bringt: Schnee oder Regen, weiße oder nasse Feiertage.

Dieser Unterschied war schon am vergangenen Wochenende zu beobachten. Niederschlag fiel in den Höhenlagen des Osterzgebirges genauso wie im Gebirgsvorland. Während es in Altenberg kalt genug war, um Schnee gefrieren zu lassen, war die Temperatur in den tiefer gelegenen Städten wie Dippoldiswalde oder Freital höher und es regnete. Wo aber jetzt noch kein Schnee liegt, fällt auch bis Weihnachten keiner mehr. In Zinnwald sind weiße Weihnachten die Regel, wenn man in die Wetteraufzeichnungen seit 1971 guckt. Lothar Schirrmeister hat die Daten für diese 45 Jahre, seit die Wetterstation besteht, einmal zusammengefasst. Demnach lag nur in zwei Jahren am Heiligen Abend gar kein Schnee, 1987 und 2015. 36 Mal gab es in Zinnwald eine mindestens neun Zentimeter hohe Schneedecke. Den Rekord hält dabei das Weihnachtsfest 2010. Damals lagen 100 Zentimeter Schnee, zu dem an den Feiertagen noch allerhand dazu kam, sodass am 26. Dezember die weiße Pracht 126 Zentimeter hoch war.

Aber Schnee ist nicht das Einzige, was bei einer Hochdruckwetterlage zu weißen Weihnachten beiträgt. Wenn Nebel und Frost zusammentreffen, entsteht Raureif. Die Nebeltröpfchen frieren überall fest, egal ob Baum, Verkehrsschild oder Zaun. Die Landschaft wirkt wie weiß gezuckert.