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Beim Schützenverein wird es eng

Weil immer mehr Mitglieder dazu kommen, braucht der Verein Schießlehrer, die Zeit haben ihr Wissen weiterzugeben.

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© Andreas Weihs

Von Marcus Herrmann

Meißen/Niederau. Gut, dass die Ohren von Schlosser Frank Kramer mit einem Schutz bedeckt sind. Auf der Schießanlage des Meissner Schützenvereins 1460 (MSV) am Großdobritzer Hohlweg geht es laut zu – ein kurzer Knall jagt den nächsten. An einem von drei Ständen zielt der Schütze auf eine 25 Meter entfernte Scheibe. Möglich wären auch 50 Meter Entfernung. Beides hat der 1990 wiedergegründete Verein, der heute um die 130 Mitglieder zählt zu bieten.

„Dass der Verein sich heute steigender Beliebtheit erfreut, war vor 13 Jahren so nicht zu erwarten“, sagt Thomas Müller, der im Vorstand des Vereins ist und auch dessen Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Damals hatten die Mitglieder aus ihrer Heimat am Drosselgrund weichen müssen – wegen des Baus des Schottenbergtunnels.

Doch nach dem Neuanfang auf dem Schießstand des Sächsischen Jagd- und Schützenvereins (SJSV) in Großdobritz bei Meißen tummeln sich heute zu jedem der zweimal wöchentlich stattfindenden Trainings Dutzende auf dem Areal. Weil aber nur eine begrenzte Anzahl schießen kann, komme es mitunter zu Wartezeiten, so Müller. Werden zusätzliche Schießveranstaltungen gewünscht, müsse stets eine zertifizierte Schießstandaufsicht vor Ort sein. „Das ist aber nicht so einfach, schließlich arbeiten viele Mitglieder in Vollzeit“, so Müller. Trotzdem will Vereinsvorstand Ullrich Herrmann die Trainingsarbeit sukzessive ausbauen.

Dabei setzt er darauf, dass sich die Mitglieder noch mehr ins Vereinsleben einbringen, zum Beispiel die Schießlehrerausbildung absolvieren. Denn umso mehr Schießlehrer vor Ort sind, desto sicherer und öfter kann auf dem Gelände geschossen werden. Bald ist die Ausbildung zum Schießlehrer eventuell nur noch beim Landeskriminalamt möglich, sagt Thomas Müller. Dafür könnte eine neue EU-Richtlinie sorgen. Wer Schießlehrer werden möchte, muss zuvor übrigens einen Jagd- oder Waffenschein besitzen. Davon gibt es im Meissner Schützenverein einige. Sie zeigen ihr Können regelmäßig – öfter auch bei traditionsreichen Veranstaltungen in der Stadt. Etwa beim Weinfest im Frühherbst oder während des sogenannten „Anschießens“ beim Start der Weinlese. Der MSV 1460 gehört in Meißen quasi zum Kulturerbe.

Das haben sie jetzt sogar schwarz auf weiß. Denn die Deutsche Unesco-Kommission hat jüngst das Schützenwesen in Deutschland in das bundesweite Verzeichnis des „immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen. „Damit gehört nun auch die Tätigkeit unseres Vereins hier in Meißen offiziell zum Kulturerbe“, sagt Müller.

Und was bringt das dem MSV? Zunächst erst mal nur ein Logo, welches auf der Homepage zu sehen ist. Dazu gibt es einen Link auf die Seite der Unesco. Dort heißt es zur Begründung der Aufnahme des Schützenwesens in die Liste in das Verzeichnis: „Das Schützenwesen ist ein wichtiger, historisch gewachsener und lebendiger Teil der regionalen und lokalen Identität. Es umfasst eine große Anzahl von Bräuchen und Traditionen, die in ganz Deutschland in unterschiedlichen Erscheinungsformen verbreitet sind.“ Diesem Anspruch fühlt sich auch der MSV verpflichtet und erhofft sich von der Auszeichnung einen positiven Effekt. „Das bringt uns sicher etwas mehr Aufmerksamkeit. Denn der Eintrag in das bundesweite Verzeichnis ist nicht nur Auszeichnung für unsere Vereinsarbeit, sondern für die ganze Stadt“, so Müller.