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„Beim Mitgliederwerben haben wir noch Defizite“

Demnächst startet in Wülknitz der Bau des neuen Sportlerheims. Der Chef des Wülknitzer Sportvereins freut sich drauf – trotz aller Kritik.

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© KO/OK Architekten, Fabian Onneken

Von Antje Steglich

Herr Weser, eine große Mehrheit im Gemeinderat steht hinter dem Sportlerheim, jüngst ist das Projekt aber noch mal sehr kritisch diskutiert worden. Verdirbt Ihnen das die Freude auf den Baubeginn?

Rico Weser (43) ist seit 2013 Vorstandschef beim ESV Lok Wülknitz. Er stammt aus Wülknitz und lebt in Nossen.
Rico Weser (43) ist seit 2013 Vorstandschef beim ESV Lok Wülknitz. Er stammt aus Wülknitz und lebt in Nossen. © S. Schultz

Überhaupt nicht. Die Kritik, die es an dem Projekt gab, habe ich von Beginn an zur Kenntnis genommen. Sie ist wichtig und für uns als Verein letztlich auch Ansporn.

Inwiefern?

Wir kennen die Verantwortung, die wir für das neue Gebäude haben: Der Verein wollte es und jetzt müssen wir uns entsprechend engagieren, damit es ein Erfolg wird.

Was heißt das konkret?

Wir müssen als künftiger Hauptnutzer sehen, dass wir das Gebäude mit Leben erfüllen. Dass wir uns weiterentwickeln und natürlich auch mehr Mitglieder bekommen. Da stehen wir in der Verantwortung, das erwartet die Gemeinde von uns. Das werden wir ernst nehmen.

Wie viele Mitglieder zählt Ihr Verein?

Derzeit insgesamt rund 100. Wobei das neue Sportlerheim ja hauptsächlich für unsere beiden Abteilungen Kegeln und Fußball dienen wird. Beim Fußball haben wir derzeit nur den Nachwuchsbereich, da die Alten Herren sich zum Jahresende aufgelöst haben. Dass das passieren wird, war aber schon seit vielen Jahren klar. Beim Kegeln sind wir derzeit 20, 25 Personen. Wir haben zwei Männermannschaften, die auf Bezirks- und Landesebene spielen.

Sie haben gesagt, der Verein soll sich durch das Sportlerheim weiterentwickeln können. Ist dafür überhaupt Platz in einem Gebäude, das auf Fußball und Kegeln ausgelegt ist?

Das Sportlerheim wird ja nicht permanent benutzt werden. Ich denke, da ist genug Luft für anderes. Je nach Sportart muss man schauen, ob es passt. Mit der benachbarten Sporthalle haben wir aber eine gute Ergänzung. Die Infrastruktur für eine Entwicklung ist auf jeden Fall vorhanden.

Was tut Ihr Verein, um neue Mitglieder zu gewinnen?

Wir haben da in der Tat Reserven. Wobei: Beim Fußball haben wir das regelmäßige Training, das machen wir bekannt und die Mundpropaganda funktioniert ganz gut. Wir verzeichnen einen stetigen Zulauf. Da das Angebot auf den Alterbereich D-Jugend begrenzt ist, verlassen uns Sportler aber auch wieder. Beim Kegeln haben wir Defizite, was das Werben von Mitgliedern angeht. Das liegt aber auch am jetzigen, sehr alten Gebäude. Es ist nicht mehr zeitgemäß. Allein der Geruch dort schreckt ab.

Gerade hat Ihr Verein aber auch Zulauf, ist zu hören ...

Das stimmt. Es gibt in Wülknitz derzeit noch einen Gymnastikverein. Der löst sich auf und die Mitglieder treten zum 1. Januar 2018 bei uns ein. Das bedeutet für uns um die 15, 20 neue Mitglieder. Das ist eines der Zeichen, dass wir als Verein auch mehr Sportangebote machen wollen.

Trotz Zuwachs: Mancher sieht zwischen der Vereinsgröße und der Millionen-Investition Sportlerheim ein Missverhältnis. Wie sehen Sie das?

Wir sind in der Tat ein relativ kleiner Verein. Man muss aber auch sehen: Die Gemeinde baut das Gebäude nicht nur für uns, sondern es entsteht damit ein Gebäude-Ensemble in der Dorfmitte, zu dem auch die Sporthalle und das Mehrzweckgebäude gehören. Wir werden sicher der Hauptnutzer sein und erhoffen uns, zum Beispiel im Kegler-Bereich wegen der neuen Vier-Bahn-Anlage und der guten Infrastruktur ringsum künftig überregionale Wettkämpfe anziehen zu können. Letztlich ist das Sportlerheim aber ein Gebäude für die ganze Gemeinde ....

... und keine „Palliativbegleitung“ für einen sterbenden ESV Lok?

Nein. Zumal wir auch im ländlichen Bereich den Bürgern die Möglichkeit zur Sportausübung bieten sollten. Das sollte eigentlich jedem klar sein. Den Bedarf nach Sportangeboten wird es immer geben. Derzeit wächst der er im Breitensport wieder, denke ich. Da wollen wir als Verein für Wülknitz natürlich auch etwas anbieten. Wir freuen uns außerdem über jeden, der das Gleiche tut. Es gibt zum Beispiel seit einiger Zeit eine Tischtennis-Gruppe in Wülknitz, die eher lose organisiert ist.

Ist der ESV Lok tatsächlich ein vor allem von Nicht-Wülknitzern getragener Verein, wie behauptet wird?

Im Bereich Fußball auf keinen Fall. Beim Kegeln hat sich es sich so entwickelt. Fast alle Kegler kommen aber ursprünglich Wülknitzer. Einige leben jetzt nur woanders. Ich bin da selbst das beste Beispiel. Was man dazusagen muss: Unsere Erste Männermannschaft kegelt in der Landesliga, da gibt es einen gewissen Leistungsdruck. Man muss auch sehen, wo man die besten Leute herbekommt. Wenn man einen guten Sportler aus einem anderen Ort gewinnen kann, macht man das natürlich.

Es fragte: Eric Weser. Hinweis in eigener Sache: Autor und Interviewpartner sind nicht verwandt.