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Beim Digitalfunk hakt’s noch immer

Der Testbetrieb sollte Ende August vorüber sein. Jetzt schaltet das Landratsamt einen Anwalt ein.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Mittelsachsen. Die unendliche Geschichte des Digitalfunks in Mittelsachsen geht weiter. Ende August sollte der Testbetrieb eigentlich beendet werden, doch sowohl die Meldeempfänger als auch das Netz sind nicht fehlerfrei. Ein Ende des Probebetriebs ist daher nicht möglich. Darüber informierte Steffen Kräher, Leiter der Abteilung Ordnung und Sicherheit im Landratsamt Mittelsachsen, im Rahmen des Kreistages.

Grund war die Anfrage des Kreisrates Jörg Hommel (Die Linke) aus Frankenberg. Er hatte sich Ende August mit einem Schreiben an Landrat Matthias Damm (CDU) gewandt, um Informationen zu diesem Thema zu bekommen. „25 Prozent der neuen digitalen Melder funktionieren nicht. Es gibt noch immer keine Freigabe für das Alarmierungssystem“, so Hommel.

Rund 4 200 Meldeempfänger sind unter den Feuerwehren im Landkreis verteilt worden. Dass davon 25 Prozent nicht funktionsfähig sind, kann Kräher nicht bestätigen. „Der Großteil funktioniert. Es gibt einzelne Wehren, in deren Bestand 25 Prozent nicht laufen“, so Kräher. Probleme gebe es dabei sowohl mit der Software als auch mit den Geräten selbst. „Bei einigen sind die Gürtelclips abgebrochen. Aber auch bei der Laufzeit der Akkus gibt es Nachbesserungsbedarf“, schildert der Abteilungsleiter.

Die Wehren in der Region Döbeln haben unterschiedliche Erfahrungen mit den neuen Geräten gemacht. In Leisnig und Hartha hätten die Kameraden am liebsten an dem seit 2004 bestehenden, digitalen System festgehalten. „Zufriedenheit sieht anders aus“, sagt etwa René Greif, der Wehrleiter aus Hartha. Ein Gerät der Wehr befände sich zurzeit bei der Reparatur. „Es ist seit vier Wochen weg und wir haben bisher noch keine Information über das Gerät erhalten“, so Greif. Die Probealarmierung funktioniere zwar. Doch ab und zu komme es vor, dass die Piepser sich melden, ohne dass eine wirkliche Alarmierung vorliegt. „Einmal war das mitten in der Nacht. Wir hatten Glück, dass der Kamerad ohnehin gerade Nachtschicht hatte und wach war“, schildert Greif. Natürlich habe er die Probleme weitergeleitet. „Aber an der Situation können wir nichts ändern“, so der Harthaer. Auch Bernd Starke, Wehrleiter in Leisnig, übt Kritik an den Geräten: „Die Laufzeit der Akkus entspricht nicht dem, was versprochen worden ist.“ Von 2 000 Stunden sei die Rede gewesen, nun müsse das Gerät spätestens nach drei Wochen auf die Ladestation. In der Vergangenheit habe es zudem Empfangsprobleme gegeben. Auch Falschalarmierungen. „Das war sporadisch, ohne System“, so Starke. Mit dem Material der Geräte an sich habe es bisher keine Probleme gegeben.

Thomas Harnisch aus Döbeln bemängelt ebenfalls die Akkuleistung. „Die Vorgänger mussten nur einmal im Monat laden. Aber am Ende ist das Gewöhnungssache“, so der Wehrleiter. Zudem befürchtet er, dass die Gürtelclips nur kurz halten werden, weil sie beim Laden abzunehmen sind. In Roßwein sieht René Bernhard die Sache entspannt. Falschalarmierungen hätte es bisher nicht gegeben. Kleinere Feinheiten an zwei Geräten seien behoben.

Das Landratsamt sei bereits im Gespräch mit der Firma Telent GmbH, die den Auftrag für rund 3,1 Millionen Euro erhalten hat, so Steffen Kräher. Diese soll die Probleme beheben, und das am besten so schnell wie möglich. Aber: Die zeitlichen Vorstellungen der Firma mit Sitz in Baden-Württemberg sowie dem Landratsamt gingen auseinander, macht Kräher deutlich. Um den Prozess zu beschleunigen und ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die Verwaltung nun einen Fachanwalt eingeschaltet. „Es ist wichtig, dass die ehrenamtlichen Feuerwehrleute funktionierende Technik erhalten, auf die sie sich verlassen können“, betont Kräher.

Doch nicht nur bei den digitalen Meldeempfängern muss nachgebessert werden. Auch das Funknetz weist Löcher auf, die der Kreis mit eigenen Kräften schließen will. Möglich ist dies durch zusätzliche Sender. Zwischen drei und fünf sollen nach aktuellem Stand errichtet werden. Je nach Standort schwanken die Kosten dafür zwischen 5 000 und 8 000 Euro. Eine flächendeckende Erschließung des Netzes werde es trotz der Nachbesserungen nicht geben. „Das erreichen sie bei keinem Netz“, meint Kräher. Dass die Meldeempfänger auch im Keller funktionieren, sei nach Angaben des Abteilungsleiters nicht finanzierbar. Landrat Damm betonte, dass die Alarmierung trotz der vorhandenen Schwierigkeiten ordnungsgemäß erfolge.

Die größten Probleme mit dem Netz haben die Kameraden im Bereich Frankenberg. Dort seien auch Meldeempfänger ausgefallen. Damit trotzdem eine fehlerfreie Alarmierung erfolgt, wird das alte Netz zumindest in den Bereichen Freiberg und Mittweida weiter parallel betrieben. Allerdings nicht im Bereich Döbeln. „Dort ging es nicht“, so Kräher. Hintergrund ist, dass die Notrufe am 29. August von der Leitstelle Grimma nach Chemnitz umgeleitet worden sind. In Grimma landeten aber auch die Notrufe aus dem Landkreis Leipzig, die seit dem 30. August in die dortige Leitstelle umgeleitet werden. Aus dem alten Netz heraus könne nicht in die beiden Leitstellen Leipzig und Chemnitz herein alarmiert werden, begründet Kräher.

Das bisherige Netz, welches im Landkreis im Einsatz war, stammt teilweise aus dem Jahr 1993. Für bestimmte Geräte gebe es keine Ersatzteile mehr, sagt Kräher. Zudem sei auch in Hinblick auf die neue Leitstelle in Chemnitz, in der ab Sommer 2018 auch die Notrufe der Leitstelle Chemnitz eingehen, ein einheitliches Netz in Mittelsachsen notwendig gewesen. Nur teilweise haben die Kameraden bisher digitale Technik, wie im Bereich Döbeln, verwendet.

Eine endgültige Abnahme des Auftrags der Firma Telnet werde erst erfolgen, wenn die Probleme mit den Meldeempfängern behoben worden sind, betonte Steffen Kräher im Kreistag.