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Montessori-Kindergarten in Beicha

Döbelns kleinste Kita ändert im 55. Jahr ihres Bestehens ihr Konzept. In der Region ist sie damit einmalig.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Döbeln kleinster Kindergarten ist wahrscheinlich der idyllischste. Am Ortsrand von Beicha an einem Hügel gelegen, ist er von Feldern fast eingeschlossen. Gerade ist ringsherum alles gelb vom Raps, im Garten steht ein Apfelbaum in voller Blüte. „Unser Apfelbaum trägt immer reichlich“, sagte Anke Hamann, die Leiterin. Alles neu macht der Mai, in diesem Jahr gilt das auch für die pädagogische Ausrichtung der Kindertagesstätte. Sie wird am Sonnabend den Namen „Benjamin Blümchen“ ablegen und künftig ein neues Konzept anwenden: Die Kita wird Montessori-Kindergarten. „Garten“ in Großbuchstaben geschrieben, wie Anke Hamann betont. Das soll der Naturverbundenheit Ausdruck verleihen. „Wir lieben unseren Garten. Wir bauen dort auch Kräuter und Gemüse an.“

Die italienische Pädagogin Maria Montessori hatte vor über 100 Jahren die Kindererziehung mit ganz neuen Ansätzen der Förderung von Kindern umgekrempelt. „Ihr wichtigster Leitsatz ist: Hilf mir, es selbst zu machen“, sagte Anke Hamann. Nicht sehr viele Kindergärten sind in der Region an Montessoris reformpädagogischem Ansatz ausgerichtet. Die Erzieherinnen mussten bis Freiberg fahren, um eine Einrichtung zu besuchen. „Das ist etwas völlig anderes als die Regelpädagogik. Die Eltern unserer Kinder waren aber zu 100 Prozent davon überzeugt.“

Maria Montessori war der Ansicht, dass jedes Kind eine natürliche Freude am Lernen hat und dass es dabei unterstützt werden muss. „Man muss den Kindern nur genügend Zeit und Raum zur Verfügung stellen, damit es seine eigenen Erfahrungen machen kann“, sagte die Leiterin. „Die Haupttätigkeit der Erzieherinnen wird es künftig sein, die Kinder zu beobachten und ihre Fähigkeiten und Talente zu entdecken und zu fördern.“

Mit dem sächsischen Bildungsplan, der für alle Kindertagesstätten gilt, komme das neue Konzept nicht in Konflikt. „Wie setzten den Inhalt des Bildungsplans um. Der weicht gar nicht so sehr von Montessori ab.“ Die Freiarbeit der Kinder sei ein wesentlicher Bestandteil des neuen Konzeptes. „Das ist der Zeitraum, in dem die Kinder selbst entscheiden, womit sie sich beschäftigen“, so die Leiterin. Die Kinder würden bei der Methode zu Selbstständigkeit erzogen. „Montessori hat einen sehr lebenspraktischen Ansatz. Wenn die Kinder sehen, dass sie gekrümelt haben, gehen sie selbst und kehren das auf.“ Die Kinder lernen mit allen Sinnen, und dazu gibt es sehr spezielle Spielmaterialien. Beispiel: Mit einer Kelle können die Kleinsten Tischtennisbälle von einer Schüssel in die andere umschaufeln. „Auch ein zweijähriges Kind kann sich schon selbst Essen geben“, so die Leiterin.

Mit 27 Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen ist die Kita die kleinste Einrichtung in Döbeln. Vor 55 Jahren war sie als Kinderhaus Beicha gebaut worden. Seit 1994 ist sie in Trägerschaft der Volkssolidarität. Am Sonnabend soll der Jahrestag gefeiert und gleichzeitig das neue Konzept vorgestellt werden.

Tag der offenen Tür, Montessori-Kindergarten Beicha, Gödelitzer Weg 10, Sonnabend, 9 bis 13 Uhr