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Bei Kaufland wird gebohrt

Ab August wird die Flutmulde im nächsten Abschnitt verbreitert. Altlasten machen dort das Bauen teurer.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Schon Kaufland hatte vor zehn Jahren beim Bau seines Marktes mit den Altlasten zu tun, die die Firma Tümmler, später der VEB DBM hinterlassen hat. Jetzt treibt der Cocktail aus gesundheitsschädlichen Stoffen auch die Kosten für den Hochwasserschutz in die Höhe. Im kommenden Monat sollen die Arbeiten zur Verbreiterung der Flutmulde in diesem Abschnitt beginnen. „Die Entsorgung des Erdreichs ist sehr teuer“, sagt Stefan Hain, Projektleiter der Landestalsperrenverwaltung für den Muldenausbau. Kaufland war seinerzeit von den anfallenden Kosten für die Entsorgung freigestellt worden – der Freistaat hatte sie übernommen. 30000 Tonnen des mit Öl, Tri und Schwermetallen verseuchten Bodens mussten weggeschafft werden. Allein 2,5 Millionen Euro kostet die Entsorgung, so damals die Angaben des Investors.

Die jetzt anfallenden Mehrkosten werden im sechsstelligen Bereich liegen, so Hain. Ende vergangenen Jahres war der gesamte Flussabschnitt untersucht worden – 150 Bohrungen wurden dafür vorgenommen, sagte Hain. „Es gibt ein Abfallkonzept.“ Während der Bauarbeiten werden regelmäßig Proben vom Erdreich genommen, um es, wenn notwendig, auf Sonderdeponien einzulagern, so Hain.

Grundsätzlich gibt es bei Arbeiten in Flussnähe ein Problem mit Umweltgiften. Die Sedimente der Mulde sind mit Schwermetallen , besonders mit Arsen und Blei belastet. Das Erzgebirge lässt grüßen. Die Entsorgung des Aushubs koste 40 bis 50 Euro pro Tonne, sagte Hain.

Ende August sollen die Arbeiten am neuen Abschnitt beginnen. Den Auftrag hat die Firma Hundhausen aus dem Erzgebirge bekommen, die jetzt schon zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße die Flutmulde erweitert und die zuvor die Hochwassermauer in Sörmitz gebaut hatte. Die Firma muss nur weiterrücken. Mit 400 Metern ist der neue Bauabschnitt doppelt so lang wie der jetzige. Die Bauzeit ist entsprechend ausgedehnt. Erst im Sommer 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Kosten für 800 Meter Hochwassermauern liegen bei rund zehn Millionen Euro, sagte Hain.

Begonnen wird mit dem Arbeiten aber nicht auf der Seite von Kaufland, sondern am rechten Muldenufer, der Seite des Pferdebahnmuseums. Das hat einen einfachen Grund, wie Hain sagte. Auf dieser Seite kann von „Land“ aus gebaut werden, das Flussbett bleibt frei für mögliche Hochwässer. Erst wenn die Erweiterung auf dieser Seite erfolgt ist, wird ein Plateau im Flussbett aufgeschüttet, von dem aus der Bau der zweiten Hochwassermauer erfolgen kann. Wie gehabt wird für den Bau der Bohrpfahlwände schweres Gerät eingesetzt. Im großen Umfang sind auch wieder Unterfangungen der Fundamente vorhandener Gebäude durch Betoninjektionen notwendig. Das werden die ersten Arbeiten am neuen Abschnitt sein, sagte Hain.

Es wird noch viele Bauabschnitte geben, bis das Hochwassersystem in Döbeln komplett ist. Weil die Mulde breiter wird, ist auch der Neubau der Brücke Straße des Friedens nötig. Damit wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte kommenden Jahres parallel zum Flussausbau begonnen, so Hain. Wenn auch der Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Steigerhausplatz realisiert wurde, ist der Ausbau der Flutmulde abgeschlossen. Das wird voraussichtlich 2020 der Fall sein. Danach geht es mit dem Bau der Hochwasserwand an der Wappenhenschanlage weiter, so Hain. Dort sei der Tiefbau aber nicht so aufwendig.

Mit dem Ausbau der Flutmulde ist ein wichtiger Beitrag für den Hochwasserschutz in Döbeln geleistet. Das neue Verteilerwehr am Schlossberg hatte sich beim kleinen Hochwasser im Februar bewährt. Der größte Teil der Wassermassen war in die Flutmulde umgeleitet worden.