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Bei Feuer fällt der Vorhang

Im Rathaus sollen Vorhänge den Rettungsweg rauchfrei halten. Der Denkmalschutz stellt strenge Auflagen an den Brandschutz.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Waldheim. Ein größerer Rathausbrand ist aus Waldheim historisch bislang nicht überliefert. Deshalb gibt es an dem Haus, das im Jahr 1902 erbaut worden ist, noch zahlreiche Originalteile: angefangen von den Türgriffen am Rathausportal bis hin zu den Flügeltüren im Haupttreppenhaus sowie den Eingangstüren zu den Büros. Sie stehen unter der Denkmalschutz. Deshalb seien an die Umsetzung eines Brandschutzkonzeptes für das Rathaus diverse Bedingungen geknüpft, wie Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) am Donnerstag sagte. Während in Döbeln derzeit Glastüren vor die historischen Türen gesetzt werden, wurde für Waldheim eine andere, unauffälligere Lösung gefunden.

„Man kann die beiden Rathäuser aber auch nicht vergleichen. Das Waldheimer ist viel kleiner und die Technologie, die wir hier einsetzen werden, noch relativ neu“, sagte Planer Dirk Becker aus Waldheim. Denn im Brandfall fällt im Rathaus an der Zschopau ein Vorhang von der Decke. „Zentraler Bestandteil des Brandschutzkonzeptes ist die Evakuierung des Ratssaals als Versammlungsstätte, die über zwei Rettungswege erfolgen muss“, so Becker. Ausgelegt sei der große Saal für 100 Personen. Die Personenrettung habe Vorrang vor der Aktenrettung. Bei laufendem Betrieb seien zwischen 30 und 50 Beschäftigte im Rathaus, so Bürgermeister Ernst.

Theoretisch müssten die originalen Flügeltüren in den Treppenhäusern weg und durch Brandschutztüren ersetzt werden. Doch da spielt der Denkmalschutz nicht mit. „Und auch uns war es sehr wichtig, sie zu erhalten“, so Ernst. Deshalb seien er, die Verwaltungsmitarbeiter und die Stadträte froh gewesen, als Planer Becker ihnen das Konzept der Brandschutzvorhänge in nichtöffentlicher Sitzung erläutert hatte. „Sie werden über den Brandmelder ausgelöst und fallen im Ernstfall von der Decke“, so Dirk Becker.

Rollos im ersten und zweiten Stock

Angesichts der geschwungenen Jugendstildecke ist es für den Laien kaum vorstellbar, wie das funktionieren soll. „Die Jugendstildecke ist nur aufgesetzt. Darunter befindet sich eine Massivdecke, sodass es keine Statikprobleme gibt“, sagte Becker. Stattdessen werde nach dem Einbau, der in Kürze erfolgen solle, lediglich ein schmaler Kasten ähnlich dem eines Rollos zu sehen sein“, verdeutlichte der Planer.

Zwei Stück werden montiert. Und zwar im ersten und im zweiten Obergeschoss einige Meter hinter den historischen Flügeltüren. Im Erdgeschoss sei solch ein Brandschutzvorhang nicht erforderlich, so Becker. Auch wenn sie einmal abgelassen wurden, seien die Vorhänge wiederverwendbar.

Der Einbau der zwei Brandschutzvorhänge sowie der Austausch zweier Türen seien die letzten Schritte des Brandschutzkonzeptes, die noch umzusetzen seien, so Planer Dirk Becker. Für den dritten und letzten Bauabschnitt hatte die Firma Ekkehard Landgraf aus Döbeln bereits im Oktober den Zuschlag erhalten. Knapp 127 000 Euro kostet die Realisierung der Arbeiten.

Brandmelder selbst im Turm

Im Eingangsbereich des Rathauses sei eindrucksvoll zu sehen, wie gut sich Brand- und Denkmalschutz vereinbaren lassen: Die Tür zum Bürgerbüro ist eine Brandschutztür, die den Originaltüren, wie sie gegenüber sowie am Zugang zum Fahrstuhl zu finden sind, nachempfunden ist. Die beiden Zugänge zum Ratskeller haben keine Türfunktion mehr. Es sind zwar die Originale erhalten geblieben, sie lassen sich aber weder klinken noch öffnen. Dahinter befindet sich eine brandschutztechnische Abgrenzung zur Ratskeller-Küche. „Für den Ratskeller und den Tourismusverband gibt es eigene Flucht- und Rettungswege“, erläuterte Dirk Becker.

Im Rathaus sind vom Keller bis zum Turm Rauchmelder installiert. Im gesamten Objekt sind zudem rotgestrichene Sirenen sowie Handfeuerlöscher angebracht. „Die Sirenen sind wirklich nicht zu überhören“, so Bürgermeister Steffen Ernst. Denn es komme ab und zu vor, dass die Brandmeldeanlage einen Fehlalarm auslöst. Anhand einer Lochkarte im Schaltschrank, auch Brandmeldezentrum genannt, können die Feuerwehrleute genau lokalisieren, in welchem Bereich der Alarm ausgelöst wurde. Dass Notbeleuchtung und Notstromaggregat funktionieren, habe sich während der Flut 2013 gezeigt, so Ernst.