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Bei Erntebrot geht’s weiter

Die Gläubigerversammlung hat dem Insolvenzplan zugestimmt. Die Investoren sind nicht fremd. Sie kommen aus der Firma.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Bei der Firma Erntebrot geht es weiter. Die Gläubiger des Unternehmens haben in dieser Woche bei einer Versammlung in Chemnitz dem Insolvenzplan uneingeschränkt zugestimmt, teilt der Döbelner Wirtschaftsanwalt Stefan Ettelt mit. Die Gläubiger hätten die angebotenen Insolvenzquoten und das Sanierungskonzept akzeptiert. Dadurch stehe das Sanierungsverfahren knapp ein Jahr nach dem Beginn kurz vor dem Abschluss.

Am 24. Februar hatte die Großbäckerei beim Amtsgericht Chemnitz einen Insolvenzantrag gestellt. Inzwischen hat sich die Zahl der Filialen von 74 auf 39 reduziert. Von den damals 340 Mitarbeitern sind noch 220 angestellt. Geschlossen wurden vor allem weit entfernte und dadurch unrentable Filialen in Berlin und Thüringen. Dadurch konnten die Touren der Lieferfahrzeuge optimiert und die Kosten für die Logistik gesenkt werden. Die meisten Mitarbeiter, die Erntebrot verlassen haben, hätten bereits eine neue Anstellung gefunden. Einige bei denjenigen, die die Geschäfte in Berlin und Brandenburg übernommen haben. Der Produktionsstandort in Döbeln werde mit der bisherigen kaufmännischen Leitung erhalten. Auch von den Filialen in der Region seien nach dem Wissen von Ettelt keine geschlossen worden. Nach der Anpassung des Geschäftsbetriebes an die veränderten Marktbedingungen seien künftig auch wieder leichte Gewinne möglich, meint Sanierungsgeschäftsführer Jörg Zinsky. Gemeinsam mit Stefan Ettelt und dem Döbelner Steuerberater Dr. Dietrich Eschler hat er die Neuausrichtung von Erntebrot erarbeitet.

Im vergangenen Jahr war für die Bäckerei nach einem strategischen Investor gesucht worden. Dieser sollte nicht nur Geld, sondern auch Know-how mitbringen, um das Unternehmen langfristig zu stabilisieren. Zwar habe es mehrere Interessenten gegeben. Von denen habe allerdings keiner ein Angebot vorgelegt. Ein solches sei aber von den beiden derzeitigen Geschäftsführern Elke Lehmann und Alexander Großmann gekommen und von den Gläubigern akzeptiert worden.

Stefan Ettelt spricht von der Bäckerei als schwierigem Geschäft, da auch in allen Supermärkten Backwaren angeboten werden. Und das zu einem Preis, bei dem die Handwerksbäcker nicht mithalten können. Erntebrot sei in den vergangenen Monaten nicht nur regionaler geworden, sondern habe auch die Frische verbessert. „Wir hoffen, dass das Unternehmen mit dem Konzept wieder stark wird“, so Stefan Ettelt.

Der Zuspruch der Bevölkerung sei trotz der Insolvenz auch in den vergangenen Monaten gut gewesen. Das habe unter anderem der Tag der offenen Tür gezeigt. „Auch die Lieferanten haben wie eine Eins hinter dem Unternehmen gestanden“, meint der Wirtschaftsanwalt. Es seien sogar Kunden hinzugekommen, die in das neue Konzept passen. Für dessen Umsetzung seien neue Banken gewonnen worden. Im Unternehmen gebe es viele Ideen, wie das Angebot für die Kunden noch attraktiver und die Filialen sowie der Unternehmensauftritt insgesamt moderner gestaltet werden kann. Die gelte es, jetzt anzupacken.