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Beckstein in der Brauerei

Beim traditionellen Anstich des Bennator-Bockbiers lauschten 135 Gäste den Worten des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten. Der lobte den Begriff Heimat und das Bier.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Pünktlich um 18.47 Uhr fährt das Taxi vor dem Sudhaus der Privatbrauerei Meissner Schwerter vor. Bevor am vergangenen Freitagabend im Schankhaus an der Ziegelstraße das neue Bennator-Bockbier erstmals verkostet werden kann, darf der Festredner nicht fehlen.

Zum Wohl! Ehrengast Günther Beckstein, Brauerei-Geschäftsführer Eric Schäffer, Braumeister Bernd Heitmann und Landrat Arndt Steinbach (v.l.) nehmen den Anstich des Bierfasses mit dem Bennator-Bock vor.
Zum Wohl! Ehrengast Günther Beckstein, Brauerei-Geschäftsführer Eric Schäffer, Braumeister Bernd Heitmann und Landrat Arndt Steinbach (v.l.) nehmen den Anstich des Bierfasses mit dem Bennator-Bock vor. © Claudia Hübschmann

Günther Beckstein, 73 Jahre alt, von 1993 bis 2007 bayerischer Staatsminister und im Jahr darauf sogar Ministerpräsident des flächenmäßig größten Freistaats, wird schon von Brauerei-Geschäftsführer Eric Schäffer nebst Gattin erwartet und herzlich begrüßt.

„Der Taxi-Fahrer hat mir gesagt, dass das Meißner Bier außergewöhnlich gut ist“, lautet Becksteins erster Satz. Dass diese Einschätzung zutrifft, wird sich später zeigen, wenn das neue, gold-gelbe Bennator-Bier mit einem Alkohol-Gehalt von sieben Prozent und 16,5 Grad Stammwürze zum ersten Mal durch die durstigen Kehlen der Meinungsbildner aus Politik, Kultur und Wirtschaft fließt.

Den laut Schwerter-Marketingleiter Norbert Rogge fast 400 Einladungen folgen letztlich etwa 135 Gäste. Dazu gehören neben dem Meißner Landrat Arndt Steinbach (CDU) und der Landtagsabgeordneten Daniela Kuge (CDU) mehrere Meißner Stadträten, Chefs von Feuerwehr und Polizei der Stadt sowie Bürgermeister aus der Region, aber auch Anwälte, Kulturschaffende, Geschäftsführer von Wirtschaftsbetrieben und Wohnungsgenossenschaften, Albrechtsburg-Chef Uwe Michel und viele mehr. Bevor der Gastredner ans Mikro tritt, gibt es für ihn gleich das erste frische Pils ins Glas.

Die Zeit reicht für ein paar Schluck, denn zunächst begrüßt Eric Schäffer die Gäste und blickt auf ein für die Meissner Schwerter äußerst erfolgreiches Jahr zurück. Man sei im Verlauf des Sudjahres (1. Oktober 2016 bis 30. September 2017) nahezu „aus allen Nähten geplatzt“. „Die Sudkessel liefen Tag und Nacht, unser Fuhrpark stieß zwischenzeitlich an seine Grenzen. Ganz wichtig war daher die Eröffnung unseres neuen Logistikzentrums nebenan“, sagt Schäffer. Bevor er an Günther Beckstein weitergibt, den er als „Mann der klaren Kante“ lobt, beschwört Schäffer alle Anwesenden: „Wir müssen als Mitte der Gesellschaft im Gespräch bleiben. Dafür ist heute Abend auch der Rahmen.“

Als Günther Beckstein ans Mikro tritt, bleibt es teilweise politisch. Es lägen spannende Wochen vor der Bundesrepublik. Die neue Regierung – wie auch immer sie aussehen werde – habe immense Herausforderungen zu bewältigen. Als Beispiele nennt Beckstein den „dramatischen Umbruch in der Automobilität“, wo selbstfahrende Pkw nicht länger Traum, sondern bald Wirklichkeit sein könnten.

Das bringe wegen der zu erwartenden geringeren Unfallzahlen Risiken für Versicherungsunternehmen und erheblich geringere Steuereinnahmen mit sich. Auch das Thema Integration von ausländischen Hilfesuchenden werde das Land noch viele Jahre beschäftigen. Ohne etwas von dem wenige Stunden später beschlossenen Kompromiss zwischen CDU/CSU und ihrer Flüchtlings-Obergrenze zu ahnen, sagt CSU-Mitglied Beckstein an diesem festlichen Abend: „Es muss eine massive Begrenzung der Zuwanderung geben bei gleichzeitiger Förderung und Forderung der Integration in unser Land.“ Der Begriff Heimat dürfe nicht kompromittiert werden, sondern stehe für die Achtung und Liebe für die eigene Region und Herkunft.

Gerade in den beiden Freistaaten Bayern und Sachsen sei das so, obwohl er im Internet gelesen habe, dass Scham zu den stärksten Emotionen der Sachsen gehöre. Das könne er nicht verstehen, denn die Sachsen könnten angesichts des seit der Wende Geschaffenen stolz und selbstbewusst sein. Eine funktionierende Verwaltungs- und Wirtschaftsstruktur habe man aufgebaut, die der in Bayern in nichts nachstehe.

Größer noch als in seiner Heimat, sagt Beckstein, sei der Arbeitseifer der Sachsen. „Ich wohne nahe an der Autobahnabfahrt Nürnberg-Ost. Wenn ich sehe, wie viele Sachsen und Thüringer jeden Tag nach Bayern und wieder raus pendeln, ist das schon sagenhaft. Die Sachsen sind für mich der Inbegriff des Fleißes.“

Nach etwa 50 Minuten ist Beckstein mit seiner munteren Rede am Ende. Der Bennator-Anstich naht. Weil das Starkbier eines für „die Bettkante und nicht das Steuer“ sei, wird Beckstein an diesem Abend nicht mehr fahren und legt das auch allen Anwesenden ans Herz. Ob der CSUler in seinem Bett im Meißner Parkhotel noch vom neuen Bockbier träumte, ist nicht bekannt. Aber schmackhaft sei es gewesen, versicherte er am Freitagabend nach der ersten Verkostung.