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Bautzens Ruinen

30 Häuser in der Stadt sind so verfallen, dass von ihnen eine Gefahr ausgeht. Bei einigen werden die Eigentümer aktiv.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Mancher kann sich noch an das Krachen erinnern: Mitten in der Sanierung stürzte am 7. Mai 2006 der hintere Bereich der barocken Bürgerhäuser an der Inneren Lauenstraße 8 und 10 in Bautzen ein. Es folgten ein langer Rechtsstreit zwischen Bauherr und Baufirma und der Verfall. Für die Bürgerhäuser kann die Stadt nun Entwicklungen melden. In den nächsten Wochen sollen hier die Bagger rollen. Der Eigentümer lasse Teile der einsturzgefährdeten Hinterhäuser abreißen. Der Abbruchbeginn sei nach Ostern geplant, informiert Harald Weber vom Bauverwaltungsamt. Parallel dazu soll ein einsturzgefährdeter rückwärtiger Anbau an der Inneren Lauenstraße 12 abgerissen werden.

Bautzener Ruinen

Das Haus an der Töpferstraße 29 hat eine ganz schlechte Bausubstanz.
Das Haus an der Töpferstraße 29 hat eine ganz schlechte Bausubstanz.
An der Gerberstraße 6 schützen Netze die Passanten vor losen Ziegeln.
An der Gerberstraße 6 schützen Netze die Passanten vor losen Ziegeln.
Die Radeberger Bierstube ist sehr heruntergekommen, aber nicht einsturzgefährdet.
Die Radeberger Bierstube ist sehr heruntergekommen, aber nicht einsturzgefährdet.
Bautzens Wohnungsbaugesellschaft will die marode Goschwitzstraße 1 sanieren.
Bautzens Wohnungsbaugesellschaft will die marode Goschwitzstraße 1 sanieren.
In katastrophalem Zustand ist das Haus an der Gerberstraße 12. Der Eigentümer ist verstorben, die Erben sind bisher nicht auffindbar.
In katastrophalem Zustand ist das Haus an der Gerberstraße 12. Der Eigentümer ist verstorben, die Erben sind bisher nicht auffindbar.
2006 stürzte während der Bauarbeiten der hintere Teil der Bürgerhäuser an der Inneren Lauenstraße 8 und 10 ein. Die instabilen Hinterhäuser sollen in den nächsten Wochen abgerissen werden
2006 stürzte während der Bauarbeiten der hintere Teil der Bürgerhäuser an der Inneren Lauenstraße 8 und 10 ein. Die instabilen Hinterhäuser sollen in den nächsten Wochen abgerissen werden
Seit dem Brandanschlag vor einem Jahr gehört der Husarenhof zu den einsturzgefährdeten Gebäuden, von denen laut Verwaltung eine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht.
Seit dem Brandanschlag vor einem Jahr gehört der Husarenhof zu den einsturzgefährdeten Gebäuden, von denen laut Verwaltung eine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht.

Alle drei Hausnummern werden vom Bauaufsichtsamt als besonders gefährdete Objekte der Kategorie I geführt. Das sind Immobilien, die sich in einem so katastrophalen Zustand befinden, dass eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung besteht. Etwas entschärfter ist die Kategorie II, unter die Objekte fallen, deren Schäden eine Gefährdung in naher Zukunft erwarten lassen. Insgesamt hat das Amt im aktuellen Bericht 30 solcher Sorgenkinder gezählt. Viele sind altbekannt, wenige neu.

Stadt sucht die Erben

Neben den Bürgerhäusern steht die Gerberstraße 12 auf der Liste der ganz maroden Häuser. Weil die Eigentümer dazu nicht in der Lage waren, musste 2011 die Feuerwehr das Dach sichern. Mehrmals waren Ziegel auf Gehweg und Straße gefallen. Inzwischen ist der letzte Eigentümer verstorben und das Amtsgericht hat die Stadt aufgefordert, die Erben zu suchen. „Wir arbeiten mit unserem Rechtsamt zusammen, damit wir hier weiterkommen“, berichtet Gerald Schneider von der Bauaufsicht.

Ungeklärt sind die Besitzverhältnisse auch bei der Gerberstraße 22, wo es noch Erben in Amerika geben soll. Das Haus sei nicht so instabil und deshalb in der Kategorie II vermerkt, jedoch falle hier langsam der Fenstergiebel zusammen, bemerkt Schneider. In der gleichen Straße ist die Nummer 6 laut Bauaufsicht eine äußerst marode Geschichte. Seit Kyrill sichern Netze das Dach und aus dem Mauerwerk wachsen Birken. Von einer Sanierung weit entfernt ist auch das denkmalgeschützte Haus Unterm Schloss 33 wegen seiner komplizierten Eigentumsverhältnisse.

Große Löcher im Giebel

Gedanken macht sich die Verwaltung ebenfalls bei der Töpferstraße 29: Zwei große Löcher befinden sich im Giebel, Steine sind heruntergefallen, ein Holzbalken hängt frei in der Luft. Kritisch wurde auch die Bausubstanz an der Töpferstraße 30 beurteilt. Hier gibt es nach einer Zwangsversteigerung einen neuen Eigentümer. Der will nach Aussage der Stadt dieses Jahr mit der Sanierung starten. Vom wesentlich hässlicheren Nachbarhaus, der Nummer 32, geht keine Gefahr mehr aus, weshalb es in die Kategorie II fällt. Das Dach wurde schon vor Jahren abgenommen.

Wenig überraschend ist das Hotel Husarenhof als Neuzugang. Nach dem Dachstuhlbrand im vergangenen Jahr ist das Gebäude ein Fall für die Kategorie I geworden. Im Februar hatten die Eigentümer hier eine provisorische Sicherung vorgenommen, berichtet Schneider. In die Kategorie I fällt seit Neuestem auch die Radeberger Bierstube an der Goschwitzstraße 3. Hier hat der Eigentümer seit Längerem vor, das Dach neu zu decken, das bisher Netze sichern. „Es handelt sich um ein Objekt mit erheblichen Mängeln, ist aber nicht akut einsturzgefährdet“, erklärt Weber. Der Betrieb der Kneipe sei aktuell nicht gefährdet.