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Bautzen singt gegen rechte Parolen

Während Neonazis am Sonnabend durch die Straßen zogen, setzten 300 Bürger vor dem Rathaus ein Zeichen für Weltoffenheit.

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© Carmen Schumann

Bautzen. Unter dem Motto „Bautzen singt miteinander“ versammelten sich am Sonnabendnachmittag etwa 300 Bürger vor dem Rathaus der Stadt. Mit dem Konzert wandten sie sich gegen einen Aufmarsch der Neonazi-Partei „Die Rechte“. Es erklangen deutsche und sorbische Volkslieder, Gospelsongs und Klezmermusik. Bautzens Oberbürgermeister Christian Schramm (CDU) nannte das gemeinsame Singen ein wichtiges Zeichen. Zum wiederholten Mal zeige Bautzen damit Flagge gegen dumpfe Parolen. Zu der Veranstaltung hatten unter anderem Kirchgemeinden und Stadträte aufgerufen. Auf dem Hauptmarkt sangen Vertreter der Kirchenchöre der Gemeinde St. Petri sowie Mitglieder der Chöre Harmonie und der Schubertchor unter dem Dirigat von Anita Däbritz und Kantor Michael Vetter. „Ich bin hier, um all den negativen Dingen, die derzeit in der Welt passieren, etwas Gutes entgegen zu setzen“, sagte Anita Däbritz.

Bilder vom "Singen gegen Rechts"

Neonazis mit aggressivem Auftreten

Der rechte Aufzug führte vom Bahnhof durch die Innenstadt. An ihm nahmen etwa 150 Angehörigen der rechtsextremen Kameradschaftsszene teil. Ein Thema oder ein konkreter Anlass der Demonstration war nicht erkennbar. In einer zuvor verbreiteten Erklärung forderte die Neonazi-Partei unter anderem die Rehabilitation von SS-Angehörigen, die Rückholung der deutschen Ostgebiete und die Abschaffung des Grundgesetzes. Die überwiegend schwarz gekleideten Demonstranten fielen wie schon bei Aufzügen zuvor durch ihr extrem aggressives Auftreten auf. Sie führten Reichskriegsflaggen mit und brüllten minutenlang „frei, sozial und national“ und „Hurensöhne, Hurensöhne“.

Viele junge Leute bei Gegendemo

Neben dem gemeinsamen Singen auf dem Hauptmarkt fand in Bautzen zeitgleich eine linke Gegendemonstration statt. Sie stand unter dem Motto „Bautzen hat ein Naziproblem“ und zog vom Kornmarkt zum Theaterplatz. Etwa 80 Personen nahmen daran teil. Die vorwiegend jungen Leute skandierten „Refugees are welcome“ (Flüchtlinge sind willkommen) und forderten ein Bleiberecht für alle. Auf dem Kornmarkt trafen beide Demonstrationsgruppen zusammen. Über die Polizeiabsperrung hinweg wurden verbale Attacken ausgetauscht. Anschließend zogen die Gruppen auf getrennten Wegen weiter durch die Stadt. Beide wurden von Polizeikräften eskortiert.

Wie die Polizei mitteilt, blieben die Demonstrationen bis zum frühen Abend gewaltfrei. Die Beamten mussten lediglich eine Beleidigung und zwei Verstößen gegen das Versammlungsrecht zur Anzeige bringen. „Festnahmen gab es keine“, sagt Polizeisprecherin Petra Kirsch. (szo)