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„Bautzen profitiert von Globalisierung“

Vor 13 Jahren gründete Henry Flack eine IT-Firma in seinem Heimatort. Er weiß, welches Potenzial die Stadt hat – und woran es noch mangelt.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Mit 30 traf Henry Flack eine Entscheidung. Eine, die ihm Stress, Druck und schlaflose Nächte bescherte. Eine, die mit einem mal alles veränderte. Eine Entscheidung, die ihn vor ungeahnte Herausforderungen stellte und von der er heute trotzdem sagt, dass sie die richtige war.

Jetzt, 13 Jahre später, steht Henry Flack im Technologie- und Gründerzentrum in Bautzen, faltenfreies Karo-Hemd, graues Sakko. Lässig lehnt er sich ans Geländer. Der gebürtige Bautzener gehört zu den Gründern des IT-Dienstleisters Bit Group. In wenigen Jahren hat er ein Unternehmen aufgebaut, das heute fast 400 Mitarbeiter zählt und das inzwischen vom großen IT-Unternehmen Itelligence übernommen wurde.

Nun könnte sich Henry Flack auf diesen Erfolg ausruhen, jetzt, wo alles gut läuft. Doch das entspricht nicht seiner Natur. Der 43-Jährige möchte sein Wissen weitergeben. Junge Menschen, so hofft er, könnten sich seine Geschichte zum Vorbild nehmen, den Schritt wagen und selbst eine Firma gründen. Am besten dort, wo auch für ihn alles begonnen hat – in Bautzen.

Bewerbungsgespräch im Keller


Mit einem Absolvententreffen fing es an. Flack, der damals für eine große Firma in Dresden arbeitete, wurde von der Berufsakademie Bautzen gefragt, ob er nicht einen Impulsvortrag halten will. Weil er selbst in Bautzen studiert hatte, sich mit der Hochschule verbunden fühlte, willigte er ein. In der Hochschule angekommen, traf er nicht nur ehemalige Dozenten wieder. Er kam auch mit Jürgen Besold, dem Chef des Gründerzentrums ins Gespräch. Dieses kurze Treffen sollte alles entscheiden. Henry Flack, sein Grüdungspartner und der TGZ-Chef waren sich schnell einig. Nur wenige Monate später kündigte Flack seinen alten Job und zog mit seiner neuen Firma, der Bit Group, ins TGZ ein.

„Ich kann mich gut an unser erstes Vorstellungsgespräche erinnern. Das fand im Keller stand“, erzählt Flack. Die Mitarbeiterin, für die sie sich damals entschieden haben, ist immer noch für das Unternehmen tätig. Insgesamt 23 Angestellte gehörten zur Mannschaft der ersten Stunde. Gemeinsam betreuten sie Kunden, die in ihren Firmen mit Programmen des Software-Riesen SAP arbeiteten. Die IT-Experten waren immer dann gefragt, wenn es zum Beispiel Störungen gab – und das sind sie noch heute. Nur, dass inzwischen neben den Räumen im Bautzener Gründerzentrum noch Filialen in Dresden, Hannover und sogar in Shanghai dazugekommen sind.

Über 200 Angestellte in Dresden

Mittlerweile arbeiten sogar in Dresden mehr Menschen für die Bit Group als in Bautzen. 235 Angestellte zählt Henry Flack in der sächsischen Landeshauptstadt, 122 in Bautzen. Trotzdem betont der Gründer immer wieder, wie sehr ihm seine Heimat am Herzen liegt. Deshalb stand für ihn von Anfang an fest, dass er am liebsten in der Oberlausitz etwas aufbauen will. „Inzwischen gehen viele Bautzener nach Dresden zum Arbeiten. Bei uns waren damals noch die alten Bundesländer ein großes Thema“, sagt er.

Stolz ist Flack vor allem auf die vielen Rückkehrer, die er angestellt hat. – Gründer, so meint er, sollten das Potenzial der Stadt Bautzen nicht unterschätzen. Hinzukommt: Gerade sogenannte „wissensbasierte Unternehmen“ könnten praktisch überall gegründet werden. Am Beispiel der Bit Group wird deutlich, dass Firmen global arbeiten und gleichzeitig lokal verwurzelt sein können. So kommen die Kunden des IT-Dienstleisters aus der ganzen Welt. „Es ist vielen nicht so bewusst, dass die Globalisierung für Städte wie Bautzen eine riesige Chance darstellt“, sagt Flack. „Riesig“ ist bei dem Firmengründer vieles. Wenn er erzählt, wie sehr das TGZ ihm geholfen hat, spricht er von einem „riesigen Nutzen“, wenn er von der Zusammenarbeit mit der Berufsakademie berichtet, nennt er das einen „riesigen Vorteil“.

Wichtige Willkommenskultur


Nur eine Sache könnte noch riesiger sein: die Willkommenskultur in Bautzen. Die, da ist er sich sicher, braucht es, damit Gründer die Stadt als ihren Standort wählen, damit große Firmen florieren können. Es geht um das Image der Stadt, darum wie Bautzen wahrgenommen wird. „Für viele Bewerber ist es ein entscheidender Punkt, dass sie sich in einer Stadt willkommengeheißen fühlen“, sagt er.

Bei den IT-Spezialisten melden sich auch Bewerber aus verschiedenen Ländern. Dass diese Menschen in Bautzen gern arbeiten und leben wollen, wünscht sich Flack. Auch vor dem Hintergrund, dass die Suche nach Fachkräften immer schwieriger wird. Momentan hat die Bit Group für Bautzen und Dresden insgesamt 24 Ausschreibungen online. Bei einigen werden bis zu fünf Mitarbeiter pro Stelle gesucht.