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Bautzen kämpft um Touristen

Nach den Vorfällen auf dem Kornmarkt gibt es erste Stornierungen. Hoteliers sind in Sorge.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Erst sind es die Bilder vom brennenden Husarenhof, kurze Zeit später Berichte über die Pöbelei gegen Bundespräsident Joachim Gauck. Und Bautzen bleibt im Fokus der Kameraobjektive. Als die Situation auf dem Kornmarkt eskaliert und ein gewaltbereiter Mob junge Zuwanderer durch die Stadt jagt, blickt das Land einmal mehr mit Entsetzen nach Ostsachsen. Entsetzt sind indes aber auch Vertreter der hiesigen Tourismusbranche. Nach den jüngsten Schlagzeilen schauen sie besorgt nach vorn.

Im Sommer hatte der aus Berlin gekommene Maik Sabri das Bautzener Hotel „Goldener Adler“ am Hauptmarkt übernommen. Mit Blick auf die exponierte Lage lässt sich durchaus vom ersten Haus am Platze sprechen. Doch vis-à-vis zum Rathaus bereiten Maik Sabri die jüngsten Ausschreitungen – und viel mehr noch ihre mediale Ausschlachtung – derzeit Kopfzerbrechen. „Wir hatten unmittelbar nach den Ereignissen auf dem Kornmarkt vier Stornierungen, wo die Vorfälle als Grund auch klar benannt wurden“, erklärt Maik Sabri. Für den Hotelier sei das nicht gleich dramatisch, aber ärgerlich. Der bange Blick richtet sich allerdings ohnehin nach vorn. Maik Sabri fürchtet, dass es künftig eine generell größere Zurückhaltung bei Reisen nach Bautzen geben könnte. Und schon jetzt, so sagt er, sei in seinem Haus eine gewisse Flaute zu spüren: „Das Geschäft im Oktober läuft bislang alles andere als prickelnd.“

Inwieweit das tatsächlich mit einer ablehnenden Haltung gegenüber der Stadt in Zusammenhang steht, kann Maik Sabri allerdings nicht sagen. Denn bei einer ausbleibenden Buchung liefern die, die nicht kommen, bekanntermaßen auch keine Begründungen. Fest steht aber: Mit seinen Zukunftssorgen ist Maik Sabri nicht allein.

Beim Bautzener Tourismusverein ist deren Chef Dietmar Stange sich ebenfalls sicher, dass das nach außen getragene Bild der Stadt nicht ohne Folgen bleiben wird. Zwar habe er in einer ersten Abfrage der hiesigen Beherbergungsbetriebe noch keine alarmierenden Signale erhalten: „Wenn von Straßenschlachten und bürgerkriegsähnlichen Zuständen berichtet wird, kann das auf Dauer aber nicht gut sein.“

Zuwachs im ersten Halbjahr

Bereits nach dem Brand des Husarenhofs Ende Februar hatten sich Bautzens Touristiker ob der Folgen des ramponierten Images große Sorgen gemacht. Überraschend konnte die Stadt kürzlich jedoch sogar steigende Zahlen präsentieren. Ungeachtet der Berichte über den brennenden Husarenhof und einen ausgebuhten Bundespräsidenten konnte die Verwaltung bei der Zahl der Übernachtungen für die erste Hälfte von 2016 auf einen Zuwachs von satten sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verweisen. Daran hatte vor allem das gute Ostergeschäft einen Anteil.

Entsprechend gelassen geben sich die fürs Stadtmarketing Verantwortlichen im Rathaus – wenngleich auch dort die jüngsten Ereignisse nicht gleichgültig zur Kenntnis genommen werden. „Uns haben unmittelbar nach den Vorfällen viele E-Mails und Telefonate erreicht“, sagt Tobias Schilling, Mitarbeiter in der Pressestelle. Mit durchaus ganz verschiedenen Stoßrichtungen.

„Es gibt einerseits Lob für den Oberbürgermeister Alexander Ahrens und seine Auftritte im Fernsehen“, sagt Tobias Schilling, der zugleich aber auch auf weniger gewollten Zuspruch verweist: „Es gibt auch etliche Menschen, die zum Ausdruck bringen, dass sie es gut finden, dass sich endlich mal jemand gegen die Zuwanderer wehrt“, so der Rathausmitarbeiter. Und dann melden sich eben auch jene, die Bautzen ganz offen als „braunes Nest“ beschimpfen.

Immerhin, so sagt Tobias Schilling, gebe es weniger dieser E-Mails als nach dem Brand des Husarenhofs. „Wir nehmen uns dann Zeit, klären auf, berichten auch darüber, dass es hier Initiativen gibt, die sich mit viel Engagement gegen rechts stellen.“ Das mache viel Arbeit, hätte am Ende aber meist Erfolg. „Wir finden so oft zu einer versöhnlichen Basis“, sagt Tobias Schilling.

Große Messen 2017

An ihren eigentlichen Werbekonzepten wollen zunächst weder die Stadtverwaltung noch die Marketing Gesellschaft Oberlausitz (MGO), welche die gesamte Region vermarktet, etwas ändern. „Wir müssen abwarten, wie sich die Situation entwickelt“, sagt Tobias Haidan, Tourismus-Marketingleiter bei der MGO. Erst Anfang 2017 stünden wieder die großen und wichtigen Messen der Branche an. Dort könne sich zeigen, wie Reiseveranstalter mit der Lage langfristig umgehen werden. Und bis dahin werden auch neue, belastbare Zahlen zum Tourismus in Bautzen vorliegen.