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Baustellentour im Anzug

Warum Freitagstermine so wichtig sind und die stille Freude eines Ministerialdirigenten.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Na, wie gefällt es euch hier?“ Der Herr im Anzug verblüfft die Kleinen zwar kurz, weil der Bauhelm doch irgendwie komisch dazu aussieht, wie ein Mädchen tuschelnd zum Besten gibt. Aber dann tauen sie ziemlich schnell auf, erzählen, dass sie jetzt hier lernen, weil in ihrer Schule gerade gebaut wird, und der Container sei auch schön. Für Ministerialdirigent Ulrich Menke der Beweis, für Kinder ist so eine Schulsanierung zu allererst ein Abenteuer.

Für die Erwachsenen im Tross, wie OB Sven Mißbach und Stadtbaudirektor Tilo Hönicke auch, aber ein Abenteuer, bei dem es um Termine, Konzepte und viel Geld geht. 1,5 Millionen kostet die Sanierung der Bobersberg-Grundschule. Dass das Geld dafür da ist, hat vor allem mit dem Herrn im Anzug und Bauhelm zu tun. Über den Tisch des Ministerialdirigenten Ulrich Menke geht seit 1993 so mancher Antrag. Seit Mitte der 1990er Jahre hat Großenhain 32,7 Millionen vom Leiter für Stadtentwicklung, Bau- und Wohnungswesen bekommen. Eine unvorstellbare Summe auf den ersten Blick, die aber überall in der Stadt auch zu sehen ist. Ob Kulturschloss, Husarenviertel, Alberttreff, Kretschmar-Halle oder jetzt beim erneuten Umbau das Naturerlebnisbad – Ulrich Menke hat in Großenhain überall seine Spuren hinterlassen, ohne dass es jemand weiß.

Behörden brauchen auch Erfolge

Und da kann man ja auch getrost mal eine Einladung annehmen und sich zeigen lassen, was mit den aktuellen Geldern so gemacht wird. Eine Einladung, die Menke – wie im Übrigen auch andere Behördenvertreter – ganz gern annehmen. Denn es geht schließlich nicht darum, hier huldvoll durch die Stadt zu schreiten, sondern gegenüber übergeordneten Behörden, auch auf EU-Ebene wiederum die Verwendung der Gelder nachzuweisen. Auch ein Ministerialdirigent ist da durchaus in der Pflicht, denn für den Freistaat ist es problematisch, wenn zwar Gelder ausgezahlt – aber vielleicht nicht verbaut werden, weil lokal vor Ort etwas schiefgeht. Auch nicht abgerufene Gelder sind auf Dauer nicht gut. Irgendwann bekommt der Freistaat Sachsen dann weniger Förderung zugeteilt, wenn die Fördergelder nicht sinnvoll verbaut werden.

Ulrich Menke staunt daher nicht nur, wie schnell der Bau wieder einmal vonstatten geht – im Februar hat der Stadtrat erst den Grundsatzbeschluss zur Sanierung gefasst und im Februar 2018 will man hier schon fertig sein. Nein, Ulrich Menke freut sich auch über die gute Stimmung vor Ort. Dass Lehrer und Eltern zum Beispiel die Containerschule als Übergangslösung mittragen. Dass die Handwerker sich untereinander kennen und Freitagmittag nach der Zeugnisausgabe tatsächlich noch mit dem Bauen angefangen haben. Wo gibt es das schon? Auch Schulplaner Reinhard Gärtner war da und konnte seinen Part beisteuern. Diese vermeintliche Leichtigkeit ist hart erarbeitet. „Ich weiß das“, so Ulrich Menke. Die Verwaltung drehe sich und komme immer mit sehr fundierten Überlegungen. Das macht es Behördenleitern natürlich leichter in eine Analyse und ein Gespräch einzutreten, um etwas anzuschieben. Jüngstes Beispiel ist der erneute Umbau des Großenhainer Naturbades, wo sich der Freistaat auch abweisend hätte verhalten können. Die Vorgespräche können Wochen, ja Monate dauern.

Im Oktober ist schon Halbzeit auf der Baustelle am Bobersberg. Dann zieht die jetzige Containerbelegung in den neu sanierten Schulteil um und die andere Hälfte des Hauses kommt dran. Dass alles rechtzeitig fertig wird, daran hat Ulrich Menke keine Zweifel. Nach der Stippvisite am Bobersberg wird es direkt ins Rathaus gehen. Das Bauamt hat doch noch ein paar Ideen, und natürlich hat auch der Mann aus Dresden ein paar Fragen, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Flugplatz. Die Kinder, die schnell zur Sportstunde eilen, interessiert das alles nicht. Sie haben den Besucher bestimmt längst vergessen. Wenn auch die letzten Klassenräume schick sind, wird er sich in Dresden in seinem Büro über Erfolgsmeldungen freuen.