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Baustellen belasten Unternehmer

Die Fertigstellung der B115 verzögert sich – zum Leidwesen einer Gärtnerei. Auch an der B6 kämpfen kleine Firmen.

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© André Schulze

Von Constanze Junghanß

Kunnersdorf/Markersdorf. Alpenveilchen haben Hochsaison. Die zarten Blüten der Primelgewächse sind beliebt in Haus und Garten. Beim Gartenbau Kunnersdorf/Feldhäuser in Schöpstal werden die Pflanzen sogar noch selbst und damit ganz regional produziert. Ebenso Rosen und Chrysanthemen, wie Gundula Czyron – die Chefin – erzählt. Der Herbst gilt als Pflanzzeit. Und außerdem stehen der evangelische Totensonntag und der katholische Feiertag Allerheiligen bevor.

Für die Gärtnereien sind das wichtige Tage. Kränze und Gestecke werden in liebevoller Handarbeit gebunden und finden ihre Abnehmer. Doch ausgerechnet jetzt hat es der Gartenbau in Kunnersdorf nicht besonders leicht. Die Bundesstraße 115 wird zwischen Autobahnabfahrt Kodersdorf und Kunnersdorfer Senke saniert. Der Gartenbau befindet sich an dem Straßenabschnitt. Auf einer Strecke von 2,3 Kilometern wird neuer Asphalt aufgebracht. Dadurch sollen die Schäden beseitigt werden, die durch den Umleitungsverkehr im Zuge einer Havarie im Tunnel Königshain entstanden. Da war der Tunnel gesperrt und die B115 stark frequentierte Umleitungsstrecke. Die Kosten für die Sanierung betragen 940000 Euro. Das Geld kommt vom Bund. Bauherr ist das Landesamt für Straßenbau und Verkehr – kurz Lasuv.

„Die Straße ist im Moment gesperrt“, sagt Gundula Czyron. Ein entsprechendes Verkehrsschild zur Straßensperrung ist aufgestellt. Autos fahren da derzeit nicht entlang. Und damit kommt auch keine Laufkundschaft. Die fehlt selbstverständlich. Im Amtsblatt vom Verwaltungsverband „Weißer Schöps/Neisse“ wies die Unternehmerin vorsorglich darauf hin, dass während der Bauarbeiten das Geschäft geschlossen bleibt.

Allerdings mit der Option, dass telefonische Bestellungen möglich sind. Auf Wunsch kommen Blumen, Kränze und Co. direkt bis ins Haus. Doch dieses Angebot einer Liefermöglichkeit werde nur wenig angenommen, so Frau Czyron. Zumal sich das Problem mit der Zufahrt zum Geschäft nicht ganz so dramatisch erwiesen hätte, wie anfangs noch befürchtet. „Wir sind weiterhin erreichbar“, sagt die Inhaberin. Nur wissen das die meisten Kunden nicht. Die Mitarbeiter der Straßenbaufirma hätten sich nämlich „sehr kooperativ“ gezeigt und machten es möglich, dass man mit dem Auto auch bis zur Gärtnerei fahren kann. „Die Bauarbeiter haben sogar am Sonnabend weiter gemacht, um gut vorwärts zu kommen“, lobt Gundula Czyron. Trotzdem werden sie den geplanten Fertigstellungstermin am 4. November nicht schaffen. Wie Isabel Siebert vom Lasuv gestern auf Nachfrage mitteilte, werde sich das Bauende nach derzeitigem Stand aufgrund unvorhergesehener zusätzlicher Leistungen sowie der Witterungsverhältnisse um etwa eine Woche verschieben. Doch auch dies könne sich täglich ändern, da jeder Tag mit Regen eine Verzögerung beim Asphalteinbau bedeute.

Für die Gärtnerei ist das keine gute Nachricht. Frau Czyron hatte sehr auf den 4. November gehofft. „Sonst wird es wirklich eng für uns“, sagt die Chefin und nimmt das Wort „Kurzarbeitergeld“ in den Mund. In der Hoffnung, das nicht zwingend beantragen zu müssen. Denn, dass Einnahmen trotz alledem weggebrochen sind, sei nicht von der Hand zu weisen.

Jeannine Elsner kämpfte ebenfalls mit Verlusten im Zuge einer Straßensperrung in Markersdorf. Die 34-Jährige hatte erst vor rund zweieinhalb Jahren die Gaststätte „Zur Brauerei“ direkt an der Bundesstraße 6 neu eröffnet. Zuvor warf an gleicher Stelle ihr Vorgänger das Handtuch. Bereits im Juli sagte Jeannine Elsner gegenüber der SZ, dass sie Angst um die Existenz ihrer Gaststätte habe. Denn ausgerechnet in der Hauptsaison herrschte Besucherflaute. Ein Grund dafür: Die Bauarbeiten auf der B6. Teilabschnitte waren während der Maßnahme gesperrt. Betroffen davon auch der Bereich vor dem Gasthaus. Gäste aus den Richtungen Löbau und Görlitz kamen mit ihren Fahrzeugen nicht bis „Zur Brauerei“ heran. Dazu kamen familiäre Probleme, wie sie sagt. Seit dem 1. Oktober leuchtet kein Licht mehr hinter den Fenstern. Die Speisekarte im Schaukasten ist weg, die Gaststätte geschlossen. Jeannine Elsner will beruflich neue Wege gehen und nach Chemnitz ziehen.

Cindy Hielscher, die direkt beim Gasthaus ein Blumengeschäft betreibt, erzählt, dass Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung in die Gaststätte ebenso zum Essen kamen wie Bauarbeiter. Ihr Blumenladen hat die schwierige Phase gemeistert. „Dank unserer treuen Stammkunden konnten wir die Zeit überbrücken“, sagt sie. Allerdings gibt es keinen Vergleich zu den Umsatzzahlen vom Sommer des Vorjahres. Cindy Hielscher übernahm das Geschäft „Blum´s“ erst im Herbst 2016. Die junge Frau freut sich jedenfalls, dass die Durststrecke – verursacht durch die B6-Sperrung – vorbei ist.