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Baustelle ohne Ende

Eigentlich sollten die Arbeiten bei Kleinhennersdorf viel weiter sein. Jetzt hat das Landratsamt der Baufirma gekündigt.

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© Norbert Millauer

Von Carina Brestrich

Kleinhennersdorf. Bislang hatten die Kleinhennersdorfer Geduld. Doch so langsam ist die bei den Einwohnern des kleinen Ortes bei Gohrisch zu Ende. Seit Juli 2015 müssen sie in Richtung Bad Schandau weite Umwege in Kauf nehmen. Der Grund: Wegen der Beseitigung von Hochwasserschäden ist die Kreisstraße zwischen Kleinhennersdorf und Krippen voll gesperrt. Bis zum Sommer 2017 wollte das Landratsamt die Straße samt Stützwänden erneuert haben. Doch inzwischen ist eine Fertigstellung genauso wenig in Sicht wie die Bauarbeiter selbst. Denn wie die Anwohner beobachten, passiert an der Baustelle seit einiger Zeit nichts. Inzwischen machen im Ort Gerüchte die Runde.

So gibt es angeblich große Probleme mit der Baufirma. Die Berufsgenossenschaft sei vor Ort gewesen, habe Sicherheitsmängel festgestellt. Von einem Baustopp ist die Rede. Überhaupt ist der Bau in den Augen einiger Anwohner fragwürdig. An der Stützmauer soll ein Weg aufwendig gepflastert worden sein, der einzig und allein für die Kontrollgänge an der Stützwand da ist. „Ich frage mich, ob das nicht rausgeschmissenes Geld ist“, sagt ein Anwohner, der noch viel Schlimmeres gehört hat: Angeblich ist das Geld für die Arbeiten alle. Von anderen Seiten heißt es, die Baufirma habe sich übernommen.

Das Landratsamt kann all das nicht bestätigen. Wohl aber räumt die Behörde ein, dass die noch übrigen Bauarbeiten an ein anderes Unternehmen vergeben werden. „Der Landkreis und das beauftragte Bauunternehmen haben sich einvernehmlich darüber geeinigt, den Bauvertrag zu beenden“, sagt der Beigeordnete Heiko Weigel (CDU). Warum, möchte der Ressortleiter für Bau und Umwelt aber nicht sagen. Über die Gründe für die kurzfristige Beendigung des Vertrages sei mit der Firma, die im Erzgebirge ansässig ist und zum ersten Mal für den Landkreis gearbeitet hat, Stillschweigen vereinbart worden.

Dass sich die Bauarbeiten nun um etliche Monate verzögern, daran aber habe die Baufirma nur wenig Schuld. Ursprünglich sollte der erste Bauabschnitt schon Ende Mai fertig sein, der zweite sollte sich direkt anschließen. „Die Bauarbeiter waren mit dem ersten Abschnitt leicht in Verzug geraten, aber schon so gut wie fertig“, erklärt Heiko Weigel. Dann aber machte das Unwetter am 2. Juni einen Strich durch die Rechnung. Bei dem Starkregen war auf einer Länge von 25 Metern ein Stück Hang abgerutscht. Weil der Baugrund dadurch instabil geworden war, konnten zwei Stützwände nicht wie geplant weitergebaut werden, sondern musste abgerissen werden. Mit heftigen Folgen für den Zeitplan: Der für dieses Jahr noch geplante zweite Bauabschnitt muss aufs nächste Jahr verschoben werden.

Auch der Erste wird nicht mehr in diesem Jahr fertig. „Die neue Baufirma wird bauen, solange es das Wetter zulässt“, sagt Weigel. Hoffnung auf eine Öffnung der Straße über die Wintermonate macht der Beigeordnete nicht. „Das ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.“ Bis zum Sommer 2017, so hofft das Landratsamt, wird der erste Abschnitt fertig sein. Danach soll sich direkt der zweite anschließen. Für die Kleinhennersdorfer bedeutet das eine noch viel größere Geduldsprobe als eigentlich gedacht. Denn sie müssen dann den dritten Sommer infolge mit der Vollsperrung leben.

Immerhin kann das Landratsamt Entwarnung geben: Finanzielle Auswirkungen hat der Zeitverzug nicht. „Es werden nur die Leistungen bezahlt, die erbracht worden sind“, sagt Weigel. Ohnehin werden die Bauarbeiten zu hundert Prozent durch Fördermittel getragen. Für die im Juni entstandenen, zusätzlichen Schäden stellt der Freistaat weitere Mittel in Aussicht. Bei der Wahl der Baufirma hat sich das Landratsamt für das Unternehmen entschieden, das vergangenes Jahr das zweitgünstigste Angebot gemacht hatte. „Wir verhandeln derzeit, ob der Betrieb zu den Konditionen von damals bauen kann“, sagt Heiko Weigel. Was den gepflasterten Weg unterhalb der Mauer betrifft, so setzt das Landratsamt laut Weigel auf eine lange Haltbarkeit: „Wir haben ihn pflastern lassen, weil er beim nächsten Unwetter nicht gleich kaputt sein soll.“