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Baustelle bremst Görlitzer Busfahrplan aus

Rauschwalder Stadtbusse werden über Biesnitz umgeleitet. Das stößt auch auf Kritik. Die VGG hat nachgebessert.

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© Nikolai Schmidt

Von Ralph Schermann

Görlitz. In Görlitz stapeln sich die Baustellen. Der Stadtteil Rauschwalde gehört mit dazu. „Wir müssen jetzt mit der Kirche ums Dorf fahren“, schimpft Helga Martens von der Kopernikusstraße. Weil auf der Reichenbacher Straße eine Vollsperrung wartet, ist Biesnitz zur Umleitung geworden. Eine andere Umleitungsstrecke führt weiträumig über die B-6-Umgehung und Schlauroth. „Das nervt schon ein bissel“, sagt Helga Martens ohne jede Übertreibung.

Andere dagegen übertreiben tatsächlich etwas. Stefan M. zum Beispiel, der seinen Namen allerdings nicht gedruckt sehen will. Vielleicht zweifelt er ja selbst am Umfang seiner Schilderung: „Die Verkehrsgesellschaft Görlitz missachtet ihre Kunden. Einige Tausende, überwiegend ältere und mobilitätseingeschränkte Bewohner, aber auch viele Berufstätige, die trotz Ferien zur Arbeit kommen müssen, sind vom Nahverkehr abgehängt.“ Doch auch wenn die behaupteten Fahrgastzahlen exorbitant überzogen anmuten, hat der Unmut von Stefan M. durchaus Berechtigung: Wegen der Baustelle fahren die Stadtbusse A, B und N von und nach Rauschwalde sowie von und zur Landeskronsiedlung die Umleitung über die Friesenstraße und den Stadtteil Biesnitz. Während die Linie A ab Haltestelle Schwarzer Weg über die Reichertstraße kurvt und dort die Haltestellen Frauenburgstraße und Johanna-Dreyer-Straße mit bedient, fährt der sonst dort gewohnte B-Bus direkt über Biesnitz, ohne die beiden genannten Haltestellen mit anzufahren. Für Stefan M. ist genau das ein Problem: „Normal fährt die Linie B werktags, ab etwa fünf Uhr, und mit Gelenkbussen. Auf der A-Linie fahren kleinere Busse, und diese Linie setzt auch erst gegen 6.30 Uhr ein. Genaue Fahrzeiten sind auf den Aushängen nicht enthalten.“ Hauptkritik: Früh kommt so mancher Anwohner nicht wie gewohnt mit dem Nahverkehr zur Arbeit. Mehr noch: „Betroffene Bürger wissen nicht, wie sie jetzt zum Bahnhof, in die Innenstadt, zur Jägerkaserne oder auch zum Klinikum kommen können.“

In der Verkehrsgesellschaft Görlitz (VGG) bittet Geschäftsführer Frank Müller um Verständnis für die vorübergehenden Umleitungen. Sie machen die bereits bestehenden Umfahrungen der Blockhausbrücke und des Demianiplatzes auf der B-Linie noch ein weiteres Stück komplizierter. Dennoch: Die Reichertstraße sei unkompliziert auch per A-Bus erreichbar, Anschlüsse zur Jägerkaserne, zum Klinikum oder zum Bahnhof dagegen seien tatsächlich von dort aus derzeit nur mit Umstiegen und Wartezeiten möglich. Kritiken indes habe es bisher kaum gegeben. Das könne freilich auch daran liegen, dass die Baustelle ziemlich überschaubar ist. Bereits Ende nächster Woche soll sie beendet sein, sodass sich Betroffene darauf eingestellt haben. „Die Bauarbeiten liegen im Plan. Wir gehen davon aus, die dann sanierte Straße zwischen Kreisel und Zwei Linden pünktlich zum Schuljahresbeginn wieder freizugeben“, bestätigt der Leiter des Görlitzer Bau- und Liegenschaftsamtes, Torsten Tschage.

Zum Einsatz „normaler“ Busse habe man sich entschieden, da noch Ferien sind. erklärt Frank Müller: „Die Busfahrer sind aber angewiesen, sofort Meldung zu machen, wenn ein erhöhtes Fahrgastaufkommen zu erkennen ist. Zusätzlich ist eine Betriebsaufsicht unterwegs, die das beobachtet“, informiert Frank Müller. In den ersten Tagen gab es keine erkennbaren Probleme damit. Die Fahrgastinformationen an den Haltestellen wurden nachgebessert, und auch auf die Kritik an der fehlenden Abdeckung des bestehenden Frühbedarfs in der Woche reagierte die VGG: Sie richtete eine Extra-Fahrt im Berufsverkehr ein. Seitdem fährt montags bis freitags zusätzlich um 5.24 Uhr ein als B-Bus beschildertes Fahrzeug ab Johanna-Dreyer-Straße über Frauenburg-, Melanchthonstraße, Im Bogen, Südausgang, Berufsschulzentrum, Schillerstraße, Emmerichstraße, Mühlweg, Struvestraße, Jägerkaserne, Waggonbau, Kinderklinik, Klinikum zur Virchowstraße. „Das ist eine gute Entscheidung“, kommentiert Anwohner und Bus-Nutzer Karl Holtert von der Heinrich-Heine-Straße. Auch habe er bisher stets einen Platz im Bus bekommen. „Einige Tausend Betroffene“ dagegen sah er ebensowenig wie Helga Martens und weitere an den Haltestellen befragte Wartende. „Das hat Ihnen einer tatsächlich so geschrieben?“, fragt Karl Holtert und schlussfolgert: „Naja – wenns hilft…“