Merken

Baustart für neuen OP-Saal

An Freitals Klinik wird in modernste Technik investiert. Das Operieren in 3-D hat gleich mehrere Vorteile.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Freital. Endlich – dieses Wort war am Dienstagnachmittag an der Freitaler Klinik gleich mehrmals zu hören. Der Chefarzt der Gefäßchirurgie verwendete es, der Geschäftsführer des Krankenhauses, ein Gebietsleiter des Betreiberkonzerns Helios. Endlich war es so weit – nach jahrelanger Vorbereitung und Planung erfolgte unter Beisein zahlreicher Angestellter, Politprominenz, Vertretern von Planungsbüros und Baufirmen sowie Geschäftspartnern der Spatenstich für einen neuen, sechsten Operationssaal.

An den Weißeritztalkliniken entsteht ein Anbau für einen sechsten Operationssaal. Er wird mit modernster Technik der Firma Siemens ausgestattet.
An den Weißeritztalkliniken entsteht ein Anbau für einen sechsten Operationssaal. Er wird mit modernster Technik der Firma Siemens ausgestattet. © Siemens

Und direkt am jetzigen OP-Trakt wird nicht irgendein Anbau entstehen. Vielmehr errichten Arbeiter ein Gebäude, in dem modernste Medizintechnik installiert wird – ein sogenannter Hybrid-OP. Chefarzt Hans-Joachim Florek sprach deshalb auch von einem Quantensprung und nicht nur von einer Verbesserung. „Wir arbeiten schon jetzt mit modernen und guten Mitteln. Aber das ist noch mal etwas ganz anderes, das auch im internationalen Vergleich Spitze ist.“

Der OP-Saal wird gebraucht, um komplexe und äußerst schwierige Eingriffe an der Hauptschlagader durchzuführen. Florek und seine Mitarbeiter setzen dabei Stents in die Aorta ein, um Gefäßwände, die zu platzen drohen, zu stabilisieren. Solche Operationen sind nur unter Durchleuchtung möglich und äußerst zeitaufwendig. Sie dauern im Schnitt fünf bis sechs Stunden. Allerdings operieren die Mediziner derzeit noch unter Zuhilfenahme von Röntgenbildern und Ultraschallaufnahmen. Ärzte, Schwestern und Patienten sind dabei stundenlang der Strahlung ausgesetzt, letztendlich sehen sie nur zweidimensionale, grauweiße Bilder. Doch es gibt neuere Methoden und genau die sollen nun mit dem Hybrid-OP in Freital Einzug halten.

Kern des Saals ist ein moderner Röntgenapparat, der den Patienten umkreisen kann und ultrascharfe Aufnahmen vom Körperinneren in 3-D auf einen riesigen Bildschirm projiziert. Mit der neuen Technik, die noch zielgenaueres Arbeiten ermöglichen, wird die OP-Zeit um etwas mehr als die Hälfte reduziert. Auch die Röntgenstrahlung, für Patienten wie Mediziner eine Belastung, verringert sich um etwa 60 Prozent. Um die 30 Kliniken in Deutschland, schätzt Hans-Joachim Florek, hätten bereits die neuen Hybrid-OP-Säle. Florek selbst, der als Ausbilder mehrmals im Jahr in anderen Häusern zu Gast ist, hat vor etwa drei Jahren erstmals in einem Hybrid-OP-Saal gearbeitet. „Ich muss sagen, das war ein Ereignis. Ich war danach völlig euphorisch.“ Seitdem habe er dafür gekämpft, in Freital so einen OP-Saal einzurichten.

Vor gut zehn Jahren wurde an den Helios Weißeritztalkliniken, zu dem neben Freital auch das Krankenhaus Dippoldiswalde gehört, erstmals über einen Hybrid-OP nachgedacht. Nun soll er gegen Jahresende in Betrieb gehen. Helios investiert rund 3,5 Millionen Euro in den Anbau. Für Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) ist das ein gutes Zeichen. „Erstens muss dieses Geld erst einmal erwirtschaftet werden und zweitens hält Helios an dem Standort fest“, freute er sich. Schließlich sei zwar niemand gerne krank und wolle schon gar nicht in ein Krankenhaus. Aber wenn es mal dazu komme, möchte man gut aufgehoben sein, sagte Rumberg.

Dennoch dürften Hybrid-OP-Säle mit dieser Ausstattung auch in den nächsten Jahren kaum Standard an deutschen Kliniken werden, schätzt Chefarzt Florek. „Solche Operationen sind kein Tagesgeschäft. Das werden nur bestimmte medizinische Zentren anbieten.“ Und Freital sei mit dabei. Außerdem kann der Hybrid-OP nicht nur den Gefäßchirurgen, sondern zum Beispiel auch ihren Kollegen aus der Wirbelsäulenchirurgie dienen. Es ist die größte Investition an Freitals Klinik seit vielen Jahren. Bis 2000 gab es hier nur drei OP-Säle, in denen jährlich rund 4 000 Operationen durchgeführt wurden. Inzwischen hat Freital fünf Säle für bis zu 7 300 Operationen jährlich.