Merken

Baustart am Krankenhaus

Mit dem erhofften Komplett-Neubau ist es nichts geworden. Jetzt wird für 55 Millionen Euro an- und umgebaut.

Teilen
Folgen
NEU!
© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Landrat Arndt Steinbach (CDU) sorgt selbst dafür, dass der erste Spatenstich nicht misslingen kann: Mit Anzug und Krawatte klettert er am Donnerstagmittag in den großen Kettenbagger, um die Erde hinter dem Hochhaus des Riesaer Krankenhauses aufzulockern. Dann ist es so weit: Der Aufsichtsratvorsitzende der Elblandkliniken nimmt gemeinsam mit der versammelten Prominenz den Spaten in die Hand, um den offiziellen Beginn der 55 Millionen Euro teuren Bauarbeiten zu markieren.

„Dieser Tag lässt viele Hoffnungen endlich wahr werden“, sagt Frank Ohi, Chef der Elblandkliniken. Mit dem Neubau eines Gebäudes hinter dem Hochhaus und dem Umbau im Haupthaus verbessere man die Bedingungen für Patienten und Mitarbeiter am Standort Riesa maßgeblich – unter anderem mit einer völlig neuen Notaufnahme. Das bestätigt auch Riesas OB Marco Müller (CDU). „Nach dem Abschluss des Umbaus werden wir eines der modernsten Krankenhäuser in Sachsen haben.“ Dabei habe man zuletzt an den Stammtischen schon von einem Stillstand beim Krankenhaus Riesa gemutmaßt. „Davon konnte aber nicht die Rede sein – hinter den Kulissen wurde gerechnet und geplant.“

Denn tatsächlich war man in Riesa lange davon ausgegangen, dass das Hochhaus aus DDR-Zeiten abgerissen und durch einen kompletten Neubau ersetzt wird. Dann hatte sich jedoch herausgestellt, dass diese Investition nicht zu stemmen wäre, sagt Frank Ohi. „Ein Neubau hätte das überschritten, was wir uns leisten können.“ So wurde aufwendig die Planung überarbeitet. Die Abstimmungen hätten viel Zeit und Arbeit gekostet, sagt Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU). „Aber diese Zeit hat sich gelohnt. So wurde die Baumaßnahme an die neuen Bedingungen angepasst.“ Schließlich baue man heute nicht mehr so, wie noch vor wenigen Jahren. Der Grund: Die Rolle der Krankenhäuser wandle sich, weil etwa Notfallambulanzen viel stärker genutzt würden als früher und die Bevölkerung älter werde.

Landrat Steinbach erinnert vor den Festgästen daran, dass man vor Jahren darüber nachgedacht habe, nicht nur das Großenhainer, sondern auch das Riesaer Krankenhaus zu schließen – zugunsten eines Neubaus auf der grünen Wiese neben der JVA Zeithain. Das hätte auf halbem Wege gelegen. „Aber nachdem uns in Dresden vorgestellt wurde, wie viel Fördergeld schon in den bestehenden Häusern steckt, haben wir die Pläne fallen gelassen.“

Anfang mit zwei Ärzten

So wird nun auf einem Traditionsstandort gebaut: Am Stadtrand von Riesa wurde bereits 1903 ein Krankenhaus eingeweiht, damals mit 60 Betten, zwei Ärzten, sechs Pflegern und fünf Hauswirtschafterinnen. Die Zahlen hat Verwaltungsdirektor Peter Zeidler recherchiert – und kann auch die aktuellen Angaben für Riesa liefern: Heute sind dort 126 Ärzte, 330 Pflegekräfte, 82 medizinisch/technische Mitarbeiter, 124 Servicemitarbeiter und allein 30 Lehrlinge beschäftigt. Alle zusammen sorgen für einen jährlichen Umsatzerlös von 68 Millionen Euro. „Die medizinische Betreuung und Versorgung ist auch ein wichtiger Standortfaktor für Riesa.“

Nun kommen allerdings auf Patienten, Mitarbeiter, Anwohner einige Jahre zusätzlicher Belastungen hinzu. Gebaut wird unter laufendem medizinischen Betrieb. 2018 soll der neue Anbau in Betrieb gehen, 2017 der Umbau des Haupthauses beginnen. Welche Dimensionen die Baumaßnahme hat, verdeutlicht Architekt Michael Keitel vom Leipziger Planungsbüro. „Allein der Neubau entspricht einer Grundfläche von 45 Einfamilienhäusern. Die Sanierung des Haupthauses ist so aufwendig, als würde man 145 Einfamilienhäuser komplett umkrempeln.“ Auf jeden Fall sei es ein Projekt, auf das Riesa stolz sein könne. „Wir machen Riesa fit für das Jahr 2020.“