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Bause fühlte sich in Löbau unwohl

Vor einem Auftritt im HdA in den 1980er Jahren ließ sich der Entertainer Kuchen schmecken. Das hatte Folgen, auch für den Jazz-Kenner Werner Sellhorn.

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Von Bernd Dreßler

Löbau. Wenn große Schauspieler und Entertainer ihre Lebenserinnerungen niederschreiben, wird man nicht unbedingt erwarten, dass darin die Stadt Löbau vorkommt. Bei Peter Bause, diesem rotblonden Vollblutmimen, der am Berliner Ensemble, am Deutschen Theater und vielen weiteren namhaften deutschen Bühnen engagiert war, ist die Stadt am Berge ausdrücklich erwähnt. In sein 2011 im Verlag „Das Neue Berlin“ erschienenen Buch „Man stirbt doch nicht im dritten Akt“ hat der mittlerweile 75-jährige Bause eine Löbau-Anekdote eingefügt. Eine aus der Zeit, als es noch das „Haus der NVA“ gab. Peter Bause war dort in den 1980er Jahren gemeinsam mit dem Jazz-Experten Werner Sellhorn (1930-2009) für ein literarisch-musikalisches Programm engagiert – von Joachim Birnbaum, dem heutigen Messepark-Chef, damals Veranstaltungsleiter im HdA.

Joachim Birnbaum (67), Chef des Messeparkes und Projektleiter „Tag der Sachsen“, will Peter Bause wieder mal nach Löbau einladen.
Joachim Birnbaum (67), Chef des Messeparkes und Projektleiter „Tag der Sachsen“, will Peter Bause wieder mal nach Löbau einladen. © SZ-Archiv

Peter Bause schreibt: „In einem heißen Sommer fuhren wir nach Löbau zu Herrn Birnbaum, der uns gerne für seine Soldaten buchte. Kurz vor Löbau verhungerten wir fast und steuerten eine Bäckerei an, in der wir vom Meister fröhlich begrüßt wurden: ,Na was wollt ihr denn hier, ihr beiden Süßen?‘ Süß sahen wir nun wahrlich nicht aus, an diesem heißen Tag nach einer Erdumrundung im Trabant, um von Berlin nach Löbau zu kommen, und mit der anderen Süße fühlten wir uns falsch angesprochen.

Aus Gnatz kauften wir dem anderen Süßen Kuchen ab mit Puddingfüllung oder dem, was ein süßer Bäckermeister in der DDR darunter verstand.“ Diese süße Verführung eines Bäckers, der sich heute nicht mehr ermitteln lässt, hatte Folgen: „Während unserer Veranstaltung wurde uns von dem süßen Zeug so schlecht, dass ich meine Geschichten während des Vorlesens stark einkürzte und Werner seine Musikbeispiele nur anspielte.“ Schweißüberströmt, so berichtet Peter Bause weiter, hätten er und Sellhorn das Programm nach einer Stunde vorzeitig beendet. „Und Herr Birnbaum wundert sich noch heute, warum alles so schnell vorbei war“, ist sich Peter Bause sicher.

Gewundert hat sich Joachim Birnbaum allerdings nicht. Von einer wegen Unwohlseins der Akteure verkürzten Veranstaltung habe er nichts mitbekommen, wie er jetzt der SZ versicherte. Das mag daran liegen, dass es etliche solcher Klubprogramme im HdA gab. Eines trug, so Joachim Birnbaum, den für die damalige Zeit recht mutigen Titel „Schlaf schneller, Genosse“. Offenbar haben Peter Bause und Werner Sellhorn ihre Indisponiertheit gekonnt überspielt. Möglich ist auch, dass Bause die Löbauer Episode etwas überhöht hat, Erinnerungen entfernen sich nach Jahrzehnten mitunter von der Realität.

Dessen ungeachtet ist der Messepark-Chef noch heute von beiden Künstlern begeistert. „Werner Sellhorn hat sich schon in den 1970er Jahren mit Programmen in der Hopfenblüte oder im Löbauer Stadthaussaal einen Namen gemacht. Er hielt zum Beispiel Vorträge über englische Rockgruppen und spielte dabei Musik ein, die sonst kaum zu hören war“, weiß Joachim Birnbaum. Über Werner Sellhorn kam später der Kontakt zu Peter Bause zustande. „Der Schauspieler gestaltete in seiner unverwechselbaren Art ein Soloprogramm, und Werner Sellhorn steuerte die musikalischen Zwischentitel bei“, so Joachim Birnbaum weiter.

Zu Peter Bause habe er dann über viele Jahre ein sehr freundschaftliches Verhältnis gepflegt, ihn in den 1990er Jahren in Görlitz wiedergetroffen. Dann habe er den Schauspieler leider aus den Augen verloren. Joachim Birnbaum könne sich aber gut vorstellen, ihn für ein Programm in der Löbauer Johanniskirche zu gewinnen.

Vielleicht schreibt Peter Bause, der bis heute mit vielen Gastspielen durch die Lande tourt (so auf dem Theaterkahn Dresden oder in seiner Geburtsstadt Gotha), dann wieder eine amüsante Episode über Löbau.