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Baupfusch vor der Grundschule?

Beim Abriss der alten Kläranlage ging etwas schief. Die Stadt Glashütte musste die weiteren Arbeiten stoppen.

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© Andreas Weihs

Von Maik Brückner

Glashütte. Es tut sich nichts mehr. Seit Wochen schon ruhen die Bauarbeiten auf dem Platz vor der Glashütter Grundschule. Und daran wird sich in nächster Zeit auch nichts ändern. Es gibt noch einiges zu klären, sagt Bauamtsleiter Mario Wolf. Bis dahin gilt weiterhin Baustopp. Die Stadt will den Baugrund untersuchen lassen. Das Rathaus möchte wissen, ob der geplante Bau einer Zisterne unter den gegenwärtigen Bedingungen überhaupt noch möglich ist. Und was das alles kostet und wer das bezahlen soll.

Noch lagern die Geräte und Materialien an der Baustelle.
Noch lagern die Geräte und Materialien an der Baustelle. © Andreas Weihs
Diese Stützmauer von 2008 wurde entgegen der Pläne abgerissen.
Diese Stützmauer von 2008 wurde entgegen der Pläne abgerissen. © Archivfoto: Egbert Kamprath

Ursprünglich kalkulierte das Rathaus mit 115 300 Euro. Für diese Summe sollte die Baufirma Holger Haupt Baugeschäft GmbH & Co. KG aus Bannewitz die alte Klärgrube abreißen, um Platz für eine Zisterne zu schaffen. Das war ein Wunsch der Ortswehr Glashütte, die damit die Löschwasserversorgung in diesem Stadtteilgebiet sicherstellen möchte. Über der Zisterne wollte die Stadt einen kleinen Parkplatz für die Mitarbeiter der Schule errichten. Statisch sollte das kein Problem sein, erklärt Bauamtsleiter Mario Wolf.

Mit Beginn der Sommerferien hat die Baufirma mit dem Abbruch der Klärgrube begonnen. Kurz danach wurde der Baustopp verhängt. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Meinungen. „Die Sache ist ganz einfach“, sagt Holger Haupt, Chef der gleichnamigen Firma. „Es sollte die alte Klärgrube abgebrochen und durch ein großes Löschwasserbecken ersetzt werden. Dazu war ein großes Loch neben der alten Schule notwendig und auch ausgeschrieben. Das Loch sollte durch einen Holzverbau gegenüber der Schule gesichert werden“, erklärt er. Nun habe sich aber herausgestellt, dass entgegen der Zeichnung des Ingenieurbüros das über 100 Jahre alte Schulgebäude gar keine vernünftigen Grundmauern besitze und daher ein Holzverbau nicht ausreiche, um die Schule abzustützen, berichtet Geschäftsführer Holger Haupt.

Aufgrund der Unwägbarkeiten wurden die Arbeiten eingestellt. Im Bauamt sieht man die Sache anders. Demnach habe die Baufirma beim Abriss nicht die technischen Schritte eingehalten, die die Planer vorgeschrieben hatten. So sollte die erst 2008 errichtete Stützwand entlang der Schulstraße weitgehend erhalten bleiben. Doch sie wurde ebenfalls abgerissen, sagt Mario Wolf. Und es gebe noch mehr Dinge, die nicht eingehalten worden seien. Doch darüber möchte er sich nicht öffentlich äußern. Nur soviel sagt er noch: Die Baufirma habe ihn sehr spät über das Vorgehen auf der Baustelle informiert. In der jüngsten Stadtratssitzung erklärte Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) dazu: „Wir sind sehr unzufrieden mit der Baufirma.“

Lösung noch unklar

Die möchte das so nicht stehenlassen. Man habe nicht „falsch abgebrochen“, behauptet Bauunternehmer Holger Haupt. „Vielmehr versucht die Stadt und das von ihr beauftragte Ingenieurbüro, uns als Bauunternehmen den Schwarzen Peter für eigene Versäumnisse zuzuschieben“, so Haupt weiter. Aus seiner Sicht sind die statischen Probleme vor der Grundschule nur durch den Einbau einer Betonbohrpfahlwand zu lösen. Diese müsse „zwingend“ her. Leider weigere sich die Stadt noch, das zu erkennen, zu beauftragen und zu bezahlen. „Wir sind aber sicher, hier bald eine gemeinsame Lösung gefunden zu haben“, sagt Haupt. Auch Dreßler möchte eine baldige Lösung, möglichst außergerichtlich. Aus Sicht der Stadt ist aber nun noch unklar, wie die aussehen könnte.

Der von der Firma beschriebene Weg wäre sehr teuer. „Wir reden hier von zusätzlich rund 100 000 Euro“, sagt Dreßler. Die könne die Stadt nicht einfach so bereitstellen, um Bohrpfähle zu setzen. Deshalb lässt die Stadt auch Alternativen prüfen. So soll untersucht werden, ob die Zisterne an einem anderen Ort errichtet werden kann, zum Beispiel auf der Festwiese. Doch auch hier werde es nicht einfach, weil darunter zahlreiche Medien liegen, die eventuell umverlegt werden müssten. Geprüft werden soll auch, ob zumindest die Parkplätze vor der Schule wie geplant und ohne zusätzliche Kosten – das heißt ohne den Bau einer Stützwand zur Schule hin – errichtet werden können. Solange die Untersuchung des Baugrundes nicht abgeschlossen ist und keine belastbaren Zahlen vorliegen, bleibt es beim Baustopp, erklärt Dreßler. Dazu stehen auch die Mitglieder im Technischen Ausschuss, die das Vorhaben seit den ersten Planungen mit begleiten.