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Bauminseln für die Agrarlandschaft

Der Verein „Elbe-Röder-Dreieck“ holt sich für seine Förderpraxis Studenten aus Dresden dazu.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Zabeltitz. Dass die Großenhainer Pflege eine intensiv bewirtschaftete Landschaft mit großflächigen Feldern ist, fällt jedem ins Auge. Getreide und Mais, soweit das Auge reicht. Nur wenige baumbestandene Feldwege oder Feldhecken durchbrechen das Einerlei. Das ist weder gut für die Natur noch für den Menschen. Seit Beginn der 2000er Jahre haben sich die Artenvielfalt und Landschaftsqualität im Agrarland deutschlandweit deutlich verschlechtert.

Das zeigt ein alljährlich ermittelter Indikator, der auf den bisher tiefsten Wert abgesunken und weit vom Zielwert entfernt ist. Er wird im Rahmen der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ ermittelt und orientiert darauf, dass fünf Prozent der Ackerfläche durch naturnahe Elemente aufgewertet werden sollen. Das können Baumreihen und Alleen sein, Hecken zwischen den Äckern, bewachsene Feldraine, aber auch kleine Feuchtgebiete oder Streuobstwiesen. Sie dienen als Rückzug für Flora und Fauna, aber auch als Nahrungsquelle für Tiere. Sie sind auch Oasen für Erholungssuchende, die mit dem Rad oder zu Fuß die Gegend durchstreifen.

Die Aufwertung der Agrarlandschaft in der Region ist auch eines der Ziele des Vereins „Elbe-Röder-Dreieck“. Die Organisation betreut den Nordwesten des Landkreises zwischen Gröditz, Großenhain und Nünchritz und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität zu verbessern. Seit Jahren betreut sie dazu Projekte von Kommunen, Vereinen und Privatpersonen und hilft bei der Beantragung von Fördermitteln.

„Bei der ökologischen Offenland-Verbesserung waren wir bisher noch nicht so erfolgreich“, erklärt Falko Haak, der im Verein als Projektmanager Landschaftspflege tätig ist. Das liege zum einen an der Agrar-Förderpraxis, die die Landwirte zwingt, jede nur mögliche Fläche zu bewirtschaften. Zum anderen fehle es aber auch an Daten, wo solche Maßnahmen möglich sind. Deshalb hat sich Haak Unterstützung bei der TU Dresden geholt. Am Dienstag stellten Studenten der Fachrichtung Geografie im Zabeltitzer Palais die Untersuchungen vor.

Thomas Weiß hat sich in seiner Masterarbeit eine Bestandsaufnahme der Baum- und Strauchinseln in den Monokulturen zum Ziel gesetzt. Das Ergebnis: Vom Fünf-Prozent-Ziel ist die Elbe-Röder-Region weit entfernt. Am besten sieht es noch auf dem Territorium der Kommune Gröditz aus. Hier beträgt der Anteil der ökologisch wertvollen Flächen 2,57 Prozent. Großenhain liegt mit 1,12 Prozent weit darunter, und ganz schlecht sieht es in mit 0,86 Prozent in Wülknitz aus.

Weiß hat vor allem Satelliten- und Luftbildaufnahmen herangezogen, außerdem Behörden-Daten aus der Agrar- und Umweltförderung. Herumgefahren ist dagegen eine andere Gruppe. Jodie Gottenbusch, Caroline Buck, Markus Schurig und Florian Schmidt waren mit dem Auto und per Fahrrad in den Gemeinden Nünchritz und Röderaue unterwegs. Sie schauten sich Gehölz-Inseln an und schätzen deren Qualität ein. Auf den Feldern rund um Nünchritz sind vor allem die Hecken in gutem Zustand. In Röderaue lassen die Streuobstwiesen sehr zu wünschen übrig.

Die gute Nachricht: Der Zustand der meisten Landschaftsinseln lasse sich mit geringem finanziellen Aufwand verbessern. Falko Haak erhofft sich von den Arbeiten der TU-Studenten Impulse für die Arbeit des Vereins „Elbe-Röder-Dreieck“. „Wenn wir wissen, wo Handlungsbedarf besteht“ sagt er, „können wir gezielt auf Landwirte und Flächeneigentümer zugehen und ihnen die Fördermöglichkeiten nahebringen.“