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Baumeisterin für eine bessere Zukunft

Mitten in Tansania planen Dresdner ein Gemeindezentrum für ausgegrenzte Mädchen und Frauen.

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© Stefan Becker

Stefan Becker

Dresden. Tanzen und Kämpfen. Dafür besitzt Patricia Schneidewind ein Faible. Meistens macht sie beides auf einmal: Im Sport heißt das dann Capoeira, auch wenn ihr für die brasilianischen Rhythmen nie viel Zeit bleibt, im Alltag heißt es einfach Leben. Denn die 29-jährige Fotografin und Filmemacherin tanzt zwischen den Welten und kämpft voller Zuversicht für eine bessere. In Ifakara in Tansania.

Bilder von den Bakhita Girls

Amadu und Zainabu Fandey.
Amadu und Zainabu Fandey.
Patricia Schneidewind und Schüler der Dresden International School.
Patricia Schneidewind und Schüler der Dresden International School.

Knapp 7 000 Kilometer südlich der Heimat engagiert sich die Dresdnerin für die „Bakhita Girls“. Als Namenspatronin dient eine afrikanische Kirchenheilige. Das Projekt richtet sich speziell an Mädchen und junge Frauen, für die eine Schwangerschaft gleich Schulverbot bedeutet. Erst vor wenigen Monaten habe der neue Präsident des ostafrikanischen Landes diesen Zustand wieder gesetzlich verankert, erzählt die junge Frau.

Diese unbändige Energie und Lebensfreude teilt sie mit ihren Schützlingen, die sich tapfer gegen ihr Los stemmen. Galt das sozialistische Tansania nach der britischen Kolonialzeit für viele als Hoffnungsträger, so scheint von dem einst propagierten Fortschritt wenig geblieben zu sein – besonders Mädchen auf dem Land besitzen oft den Status von Freiwild.

Dagegen setzt Patricia Schneidewind die Freiheit der Selbstbestimmung und starke Verbündete: Vor Ort heißen sie Amadu und Zainabu Fandey. Der 72-jährige Lehrer und seine verwitwete Tochter leben etwas abseits des Stadtzentrums von Ifakara. Auf ihrem Grund soll das Community Center entstehen. Schon jetzt unterrichtet das Duo 35 bis 40 Mädchen, denen öffentliche Schulen verwehrt sind.

„Das universelle Gebäude dient den Mädchen und jungen Frauen als Schule und Schutzraum, in verschiedenen Werkstätten können sie das Handwerk des Mechanikers lernen, der Näherin oder das Benutzen eines Computers für Bürojobs“, erklärt Schneidewind. Eine Bibliothek, eine Küche und eine Kinderkrippe gehören auch zu dem Komplex, dessen Fundament ein erhöhter Sockel aus Beton bildet zum Schutz gegen das Wasser in der Regenzeit.

Gerade sei eine Architektin vor Ort, die zusammen mit einer Frauengruppe den Bau und dessen Ausführung plane. Inklusive gebrauchten Tischen und Stühlen, Büchern, Werkbänken, Computern und den Küchen-Utensilien kostet das Community Center rund 23 000 Euro. An dem Punkt sind die starken Verbündeten aus der Heimat gefordert: Die Dresden International School unterstützt das Projekt ihrer ehemaligen Schülerin schon seit Bestehen, der Laden des Aha-Café gegenüber der Kreuzkirche will Waren aus der zukünftigen Ifakara-Produktion verkaufen und der Verein Akifra mit Sitz in der Neustadt nahm die „Bakhita Girls“ jüngst auf in sein Förderprogramm.

„Wenn jetzt noch jeder Dresdner fünf Cent geben würde, hätten wir es geschafft“, sagt die Baumeisterin für eine bessere Zukunft. Denn 2018 soll der Traum vom Gemeindezentrum unter Palmen endlich Wirklichkeit werden. „Im Sinne des Graswurzelprinzips wollen wir die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessern, damit sie zu Hause eine Perspektive haben und später anderen helfen können“, sagt Schneidewind.

Und im Gegensatz zu manchem Beamten der Entwicklungshilfe weiß sie, wovon sie spricht. Weil sie den Lebensmut der Frauen von Ifakara selbst erlebt hat, wie sie täglich kämpfen für ihr kleines Stück vom Glück und dann tanzen. Laut oder leise, gemeinsam oder allein, voller Zuversicht.

Wer den Bau des Gemeindezentrums unterstützen möchte, überweise seine Spende an: Ostsächsische Sparkasse Dresden

IBAN: DE47 850 503 00 3120 2209 56 BIC: OSDDDE81XXX –Verwendungszweck: Bakhita Girls