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Baumbetten für China

120000 Besucher kamen 2016 zur Kulturinsel. Ihre patentierten Herbergen reisen bald auch nach Asien.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Zentendorf. Baumbett – ein schlichter Begriff für ein großes Produkt. Das Ding ist wie es heißt, eine Schlafstätte mit Geländer in luftiger Höhe. Darüber ist ein Zeltdach, bei dem die Seitenwände bei Bedarf heruntergelassen werden können. Das würde Jürgen Bergmann allerdings wohl selten tun. „Vom Bett aus hat man den schönsten Rundumblick“, erklärt der künstlerische Leiter der Kulturinsel Einsiedel mit leuchtenden Augen. Auch auf der anderen Seite des Erdballs können Hotelgäste bald die Aussicht aus der Höhe genießen.

Denn nicht nur im Neißeauer Ortsteil Zentendorf gibt es ein beliebtes Baumhaushotel. Auch in China, nördlich von Peking, besteht eine touristische Anlage, bei der das Konzept gefragt ist. In einem Resort am Ufer eines Stausees sollen die Baumbetten dann stehen. Die Firma Künstlerische Holzgestaltung Bergmann hat hierfür die Baumbetten geplant. Sie hat sogar das Patent darauf.

Jetzt ist die Werkstatt dabei, die Modelle in ihrer endgültigen Größe umzusetzen. Eines ist dabei wichtig: Transportabel müssen die Einzelteile sein. Dann wird für die ersten Gebilde ein Mitarbeiter von Holzbau Bergmann mitreisen, um sie aufzubauen.

Aber nicht nur diesen einen Kunden hat die Kreativfirma in China. „Sonst sind chinesische Ferienanlagen eher einheitlich gestaltet“, sagt Eugen Faltin, der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit. „Wir werden gerufen, wenn sich die Anbieter etwas anderes wünschen.“ Deshalb hat die Werkstatt für einen zweiten Anbieter schon Pläne für sein Baumhaushotel in Zentralchina entworfen. Es sehe auch so aus, als würden die Objekte hier in der Werkstatt gebaut, so Bergmann. Das Rezept dahinter ist, eben nicht normal zu sein.

Damit hat das Unternehmen Erfahrung. Die Marke Einsiedel mit vielen Schrägen, fast nur Holz und bunten Farben funktioniert. Seit Holzbau und Park sich als zwei GmbHs getrennt haben, hat der französische Campingplatzbetreiber Cap Fun fünf Baumhaushotels bestellt. Weitere Gebilde wie Rutschentürme aus Einsiedel zieren seine Spaßbäder. Cap Fun hat auch viel in die Kulturinsel investiert.

Denn der große Kunde ist Einsiedel darüber hinaus eng verbunden. Als Park und Werkstatt finanzielle Probleme hatten, ist Cap Fun, damals noch France Loc, als Gesellschafter beim Park eingestiegen. Das war 2013. Seitdem hat sich auch das Freizeitgeschäft verbessert. „Wir können noch keine Ausschüttungen leisten“, sagt Jürgen Bergmann, „aber unser Konzept funktioniert.“ Das Jahr 2016 sei mit 120000 Besuchern das bisher erfolgreichste gewesen.

Durch neue Attraktionen will Einsiedel neues Publikum anlocken und für einen mehrtägigen Aufenthalt gewinnen. Deshalb wird der Park größer. Auf der Jakobswiese bei Kahlemeile sind schon die ersten Erhebungen zu sehen. Ein Lärmschutzwall ist fertig. Bis zur Pflanzzeit sollen noch zwei weitere Wälle und die übrigen Erdarbeiten wie Wege fertig sein. Denn das neue Hochzeitslabyrinth soll zu einer künstlichen Wildnis werden. Und die Pflanzen brauchen Zeit zum Verwildern.

Die neue Attraktion ist seit Jahren geplant. Schon 2015 ist ein erster Bauantrag vorbereitet. Im November hat Planer Oliver Grottke im Gemeinderat von Neißeaue einen neuen Plan vorgestellt mit der Ankündigung, ihn bis März dieses Jahres abschließen zu wollen. Zunächst liegt er im Januar öffentlich aus. Der Gemeinderat hat in diesem Zusammenhang dafür gestimmt, den Bebauungsplan zu ändern. Die Jakobswiese ist nun Teil des Innenbereichs der Gemeinde. Im Sommer 2018 will Bergmann die neue Fläche eröffnen.

Ein großes Anliegen von Jürgen Bergmann ist, den Freizeitpark zur anderen Seite der Neiße zu erweitern. „Wir liegen teilweise in Polen, aber nur vier Prozent unserer Besucher sind polnisch“, sagt er. In Bielawa Dolna, dem Nachbardorf, ergeben sich nach Bergmanns Aussage positive Effekte. Denn erstens gibt es jährlich ein deutsch-polnisches Zeltlager, gemeinsame Kuchenwettbewerbe und Nachbarschaftshilfe und zweitens gemeinsame Interessen. Deshalb ist die Kulturinsel nun Mitglied im polnischen Tourismusverband.

Vorerst bleibt es noch ruhig in Teilen des Freizeitparks. Aber im Wintergarten sind Vögel durch verspiegelte Scheiben zu beobachten. Und im Badekessel ist es diesen Sonntag auch im Winter warm.