Merken

Baum gegen Mauer

Eine mächtige alte Ulme und ein denkmalgeschütztes Bauwerk kommen sich in die Quere. Wer muss jetzt weichen?

Teilen
Folgen
NEU!
© Arvid Müller

Von Laura Schaper

Radebeul. Eine Ulme auf dem Grundstück des Familienzentrums Radebeul, Altkötzschenbroda 20, dringt mit ihren Wurzeln auf das Grundstück des Kulturamtes und der Stadtgalerie, Altkötzschenbroda 21, ein. Das Problem dabei ist, dass der Baum und die Wurzeln inzwischen sehr dicht an eine denkmalgeschützte Mauer reichen, die die Grundstücke trennt, und diese wegdrücken.

Die Firma Bialek aus Radebeul wurde bereits von der Stadt beauftragt, die Mauer abzusichern, denn diese hat nach Einschätzung von Robert Bialek, dem Leiter des Baugeschäfts und Denkmalpflegefachbetriebs, bereits einen Schiefstand von etwa zehn Prozent erreicht. Durch die sichernde Absperrung ist jedoch die Außenbühne der Stadtgalerie zurzeit nicht nutzbar.

Auch sollte die Mauer in eine geplante Erweiterung der Stadtgalerie mit einbezogen werden, sagt Karin Baum, die Leiterin der Stadtgalerie. Bislang wurde von der Mauer allerdings noch nichts abgetragen, sondern lediglich die Wurzeln der Ulme wurden beschnitten.

Im sächsischen Nachbarrechtsgesetz, Paragrafen 9 bis 12, sind die Abstandsvorschriften zwischen Pflanzen und Grundstücksgrenzen festgelegt. Demnach müssen Pflanzen bis zu zwei Metern Höhe in einem Mindestabstand von einem halben Meter und Pflanzen über zwei Meter Höhe in einem Mindestabstand von mindestens zwei Metern zum Nachbargrundstück gepflanzt werden.

Dies gilt allerdings nur für Neubepflanzungen. Ist die Pflanze aber seit der Pflanzung so stark gewachsen, dass der Abstand nicht mehr groß genug ist, so darf der Nachbar trotzdem eine Beschneidung oder Beseitigung verlangen.

Dieses Gesetz hat es allerdings zur Zeit der Pflanzung der Ulme noch nicht gegeben. Das war vor ungefähr 35 Jahren, weiß Anja Osang vom Sachgebiet Stadtgrün. Ihrem Kenntnisstand zufolge soll die Ulme erhalten werden. Die Entscheidung zur Mauersanierung wird im Sachgebiet Hochbau der Stadtverwaltung getroffen. Wie Radebeuls Pressesprecherin Ute Leder mitteilt, wird noch an dem Thema gearbeitet.

Ob der Baum nun an Ort und Stelle weiter wachsen darf oder ob die Mauer bleibt, steht also noch infrage. In Kürze soll es dazu ein Gespräch in der Stadtverwaltung geben, informiert Mathias Abraham vom Familienzentrum.