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Bauernhaus wird französisches Bistro

Viele Jahre schon steht der unscheinbare Altbau neben dem Rathaus Pieschen leer. Nun werden die Gemäuer zum Leben erweckt.

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© Steffen Füssel

Von Kathrin Kupka-Hahn

Sie haben allen Grund zur Freude, die beiden Freunde Uwe Sochor und Thomas Strauch-Stoll. Denn sie sind ihrem Traum vom französischen Bistro mit Feinkostgeschäft schon ein ganzes Stück nähergekommen. Entstehen soll dieses in dem alten Bauernhaus neben dem Pieschener Rathaus in der Bürgerstraße 65. Doch das muss zunächst einmal komplett umgebaut werden. Kein leichtes Vorhaben, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Und weil der Platz in dem alten Gemäuer für den Traum der beiden Freunde nicht ausreicht, muss angebaut werden. „Seit 2012 überlegen wir, wie das gehen kann“, sagt Sochor. Inzwischen haben der Gastronom und der Architekt eine praktikable Lösung gefunden.

Uwe Sochor (l.) und Thomas Strauch-Stoll wollen das alte Bauernhaus in der Bürgerstraße 65 sanieren. Auch ein Neubau ist geplant. Das dazugehörige Grundstück wurde schon beräumt.
Uwe Sochor (l.) und Thomas Strauch-Stoll wollen das alte Bauernhaus in der Bürgerstraße 65 sanieren. Auch ein Neubau ist geplant. Das dazugehörige Grundstück wurde schon beräumt. © architekturbüro heizhaus

Das Bauernhaus wird im Innern komplett entkernt, sodass nur noch die Außenhülle stehen bleibt. Darin soll ein Teil des französischen Feinkostgeschäftes unterkommen und zwar die Käse- und Weinabteilung. Über einen Zwischenbau, in dem auch eine Feinkosttheke platziert wird, gelangen die Gäste in das Bistro. Dieses wird im Erdgeschoss des Neubaus eingerichtet, ebenso wie die dazugehörige Küche mit ihren Lager- und Nebenräumen. Im Obergeschoss ist ein rund 60 Quadratmeter großer Gesellschaftsraum vorgesehen. Im Hof zwischen Alt- und Neubau soll eine Art Weingarten entstehen.

Baustart am 10. September

Der Bauantrag für das Vorhaben ist inzwischen von der Stadt genehmigt, sodass nun die Baumaschinen anrücken können. „Der offizielle Baustart wird am 10. September sein“, sagt Strauch-Stoll. Bereits jetzt schon ist das Grundstück neben dem Pieschener Rathaus umzäunt. Vor einigen Tagen hat es ein Bagger in Beschlag genommen. Er bereitet die Fläche für die anstehenden Bauarbeiten vor und entfernt dabei Sträucher, Gerümpel und auch die Nebengebäude. Wann genau das Bistro mit Feinkostgeschäft eröffnen wird, darüber sind sich die beiden Freunde noch nicht ganz einig. Während Strauch-Stoll, der Architekt, mit einem Jahr Bauzeit rechnet, ist der Gastronom Sochor zurückhaltender. Es ist schließlich nicht sein erster Neuanfang.

Seinen ersten eigenen französischen Feinkostladen eröffnete der gelernte Werkzeugmacher 1998 in Pieschen in der Torgauer Straße 50. „Damals habe ich mit 27 Quadratmetern Fläche angefangen “, erinnert er sich. Bereits drei Jahre später waren diese für ihn und seine Kunden zu eng. Deshalb zog Sochor 2001 in den Eckladen Oschatzer/Bürgerstraße. „Der war anfangs viel kleiner. Ich habe ihn im Lauf der Jahre Stück für Stück ausgebaut“, sagt er. Inzwischen gibt es auch einen Gesellschaftsraum im Obergeschoss und einen lauschigen Gewölbekeller unter dem Laden. Darin veranstaltet Sochor unter anderem Brunchs oder gesellige Weinabende.

Auch Caterings und Snacks bietet er mittlerweile an. „Schließlich musste ich mir ein zweites Standbein schaffen“, erklärt er.

Angebot von der Altmarkt-Galerie

Ausgelöst hat diese Entscheidung die Entwicklung des Einzelhandels in Pieschen. „Die Erweiterung des Elbeparks hat viele Händler hier zum Aufgeben gezwungen. Und dann gibt es ja noch die Pläne für den Globus-Einkaufsmarkt am alten Leipziger Bahnhof“, sagt er. Mit seinem zusätzlichen gastronomischen Angebot wollte er verhindern, dass sein Geschäft auch draufgeht. Das Experiment ist ihm gelungen.

Sochors französische Delikatessen und seine kleinen Gerichte sind gefragter denn je. Nicht nur bei den Pieschenern. „Meine Kunden kommen aus ganz Dresden.“ Und weil der Platz in dem Eckladen schon eine ganze Weile nicht mehr ausreicht, ist der Feinkostexperte auf der Suche nach einer Alternative. Zwar hatte er zahlreiche Angebote, in die Altmarkt- oder Centrum-Galerie umzusiedeln. Auch gab es Interessenten, die ihn auf den Weißen Hirsch oder an die Fetscherstraße ziehen wollten. „Aber ich wollte in Pieschen bleiben“, sagt Sochor. Deshalb suchte er ganz bewusst im Viertel und wurde schließlich auf das alte Bauernhaus aufmerksam. Zunächst scheiterten allerdings seine ersten Pläne 2010/2011 am Denkmalschutz und der aufwendigen Technik.

Erst mit Thomas Strauch-Stoll, der seit 1994 in Pieschen lebt und arbeitet, konnte er eine Lösung finden. „Denn ich bin nicht nur sein Freund und Architekt, sondern auch Frankreichfan und Idealist“, sagt er. Sochors Idee steckte an, sodass sich Strauch-Stoll als Partner am Projekt beteiligt. Wie viel dieses letztendlich kosten wird, wollen die beiden nicht verraten. Nur so viel: Die Investition liegt im hohen sechsstelligen Bereich.

Was aus seinem jetzigen Laden an der Ecke Oschatzer/Bürgerstraße wird, darüber macht sich Sochor keine Gedanken. Vielmehr zeigt er sich zuversichtlich: „Dafür wird sich eine Lösung finden.“