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Bauern wollen Dresden dichtmachen

Am Donnerstag protestieren Landwirte vorm Landtag gegen ruinöse Lebensmittelpreise. Sie wollen ihre Produkte nicht länger unter Wert verkaufen.

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© Robert Michalk

Von Manuela Reuß

Die Lichtenberger und Laußnitzer Landwirte haben die Nase gestrichen voll. „Wir sehen nicht ein, dass wir unsere Produkte verramschen sollen“, sagt der Chef der Lichtenberger Agrar GmbH & Co. KG Olaf Wähner. Auch Bernd Anders, den Chef der Agrargenossenschaft Laußnitz, ärgert es maßlos, dass Lebensmittel scheinbar keinen Wert mehr besitzen. Der anhaltend niedrige Milchpreis trifft viele Bauern – auch im Landkreis Bautzen. Das wollen sie nicht länger hinnehmen. Die Situation ist unerträglich geworden. Denn aufgrund des desaströsen Preisverfalls können die Bauern von ihrer Arbeit nicht mehr leben.

Mit einer weiteren öffentlichkeitswirksamen Aktion will der Landesbauernverband deshalb am Donnerstag auf die Existenznot aufmerksam machen: Mit einem Traktorenkorso durch Dresden und einer Großdemonstration vor dem Sächsischen Landtag. Die Landwirte aus Lichtenberg und Laußnitz sind mit dabei. In der 50-köpfigen Gruppe des Regionalbauernverbandes Bautzen-Kamenz. Rund 500 Teilnehmer und 100 Traktoren werden an diesem Tag erwartet, erklärt Dr. Dietmar Liebscher, Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Bautzen/Kamenz. „Die Bauern wollen auskömmliche Preise für ihre Produkte. Darum geht’s“, macht er deutlich. Denn mit den gegenwärtigen Einkünften könne man nicht mehr existieren.

Doppelt so hohe Kosten

Vor wenigen Tagen fiel der Erzeugerpreis bei der Milch zum ersten Mal unter 20 Cent pro Liter. Um kostendeckend wirtschaften zu können, bräuchten Milchbauern aber etwa 35 bis 40 Cent pro Liter. Olaf Wähner, Bernd Anders und ihre Kollegen bleiben also auf der Hälfte der Kosten sitzen. Vor drei Jahren gaben die Laußnitzer viel Geld für einen neuen Stall aus, so Bernd Anders. Nun stehe eine Folgeinvestition an. „Doch wie soll man investieren, wenn man jeden Tag Minus macht?“

Seit zwei Jahren bewegt sich der Preis nun schon unterhalb der Produktionskosten. Das hat Konsequenzen. Es führt dazu, dass Bauern um ihre Existenz kämpfen. Ist nur die Hälfte der Kosten gedeckt, lässt sich das nicht auf Dauer verkraften. Damit wollen sich die Bauern nicht länger abfinden. Sie fordern eine Agrarpolitik mit Augenmaß. Die Landwirte erwarten unter anderem, dass die Bundeskanzlerin etwas gegen Preisdumping im Einzelhandel unternimmt, dass die Bauern bei Vertragsverhandlungen mit dem Handel einbezogen werden, dass sofort finanzielle Zuschüsse von Bund und Freistaat bereitgestellt werden und dass verlässliche Steuererleichterungen für landwirtschaftliche Unternehmen eingeführt werden.

Politik ist gefordert

Wenn die Politik nicht endlich etwas gegen die Schleuderpreise für Lebensmittel tut, bestehe die Gefahr, dass immer mehr heimische Landwirtschaftsbetriebe aufgeben. „Das unterläuft die gesellschaftliche Aufgabe, welche die Landwirtschaft zu erfüllen hat“, so Dietmar Liebscher. Die bestehe darin, die Menschen mit ausreichend Lebensmitteln zu versorgen. Doch dabei dürfen Erzeuger nicht auf der Strecke bleiben. „Die Politik hat dafür die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, so der Regionalbauernverbands-Geschäftsführer. So stehe es zumindest im Landwirtschaftsgesetz. „Und genau das fordern wir ein.“