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Bauen ja – aber nicht hier

Am Rand von Naustadt sollen zwei Häuser gebaut werden. Eine Lappalie sagen manche – es geht ums Ganze andere.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Die Wogen schlagen hoch in Naustadt. Am südöstlichen Ortsausgang, gegenüber der Pegenauer Straße 8, dort, wo sich die Firma Seifert Bad & Heizung befindet, sollen auf der grünen Wiese zwei Häuser gebaut werden. Na und? Könnte man fragen, was ist daran? Häuser werden überall gebaut, wo Platz ist.

Eben das ist für die Naustädter, die meisten haben sich an einer Unterschriftensammlung gegen das Vorhaben beteiligt, das Problem. Wird erst einmal ein Präzedenzfall geschaffen, dann sind tendenziell alle Ortsränder gefährdet. Schon vor 20 Jahren gab es das Ansinnen, auf der Wiese an der Pegenauer Straße ein Hotel zu bauen. Und bereits 2006 wollte der Besitzer des Areals, Thomas Siegl, hier zwei Wohnhäuser errichten lassen. Beides wurde damals vom Ortschaftsrat wie vom Gemeinderat abgelehnt.

Nun ist eine neue Situation entstanden. Im aktuellen Flächennutzungsplan der Gemeinde Klipphausen taucht die Fläche nicht mehr als Ackerland auf, sondern als Mischgebiet. Das heißt, dass dort gebaut werden könnte. Und das hat Thomas Siegl auch vor: „Ich will das an Familien verkaufen, die dort zwei Einfamilienhäuser hinbauen wollen.“ Dabei gehe es nicht um fünfstöckige Gebäude, wie behauptet worden sei, sondern um zweistöckige Häuser.

Auf der Internetpräsenz Bürgerforum Klipphausen ist das Thema breit diskutiert. Dort wird festgestellt, dass die von Thomas Siegl beantragte Umwidmung des Ackerlandes „rechtskonform zur Einsichtnahme öffentlich ausgelegt“ worden sei. Aber „unglücklicherweise hat der Ortschaftsrat wegen Personalwechsel die Änderung und deren öffentliche Auslegung übersehen. Er konnte kein zeitnahes Veto einlegen“, schrieb hier Leo Lippold, der Besitzer von Schloss Scharfenberg. Den Vorwurf, die Situation ausgenutzt zu haben, weist Thomas Siegl zurück. „Warum sollte ich etwas ausnutzen, die Pläne lagen öffentlich aus, jeder konnte sie sich anschauen.“ Und in der Tat „ist niemanden etwas aufgefallen“, weil die betreffenden Häuser als straßenbegleitende Bebauung an voll erschlossenem Land liegen würden – „logisch, dass daran niemand Anstoß genommen hat“.

Dem steht die eingangs erwähnte Unterschriftensammlung entgegen, ihm seien die Listen kürzlich überreicht worden, bestätigt Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann (parteilos). Das Hauptargument der Gegner der Siegl-Pläne bringt Ralf Kerbach noch einmal auf den Punkt. Der Professor von der Dresdner Kunsthochschule ist gerade dabei, einen Dreiseithof mit einem großen Fachwerkhaus als seinen Lebensmittelpunkt auszubauen: „Einmal angefangenen, wird eine zunehmende Zersiedlung nicht mehr zu verhindern sein. Mit neuer Bebauung wird der Charakter unsere Kulturlandschaft weiter zerstört. “

Und der langjährige Scharfenberger Ortsvorsteher Manfried Eisbein, will nicht einsehen, dass viele Bürger mit viel Geld, viel Zeit und viel Enthusiasmus die alten Gehöfte in den Ortsteilen in Ordnung bringen, während andere fix auf der grünen Wiese bauen wollen. „Es geht nicht darum, nicht zu bauen, sondern dort nicht zu bauen“, sagt er zu den Plänen von Thomas Siegl. Der nimmt für sich in Anspruch, in Ullendorf selbst einen alten Vierseithof aufwenig saniert zu haben, „was ich in Ullendorf in den letzten 20 Jahren geleistet habe – damit kann ich mich sehen lassen“.

Und wie geht es nun weiter? „Der Gemeinderat entscheidet in seiner nächsten oder übernächsten Sitzung, was in Naustadt wird“, so Bürgermeister Mann.