Merken

Bauchspeicheldrüse: Entzündungen und Tumore

Beim Gesundheitsforum am Mittwoch, dem 9. November, in Meißen geht es um die Bauchspeicheldrüse.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Die Bauchspeicheldrüse gehört zu den inneren Organen, die nur wenig Aufmerksamkeit erhalten, solange sie klaglos ihre Arbeit verrichteten. Sie produziert die Hormone, die wichtig für Stoffwechsel und Verdauung sind. Bei stechenden Schmerzen im Oberbauch, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, ist schnelle Abklärung durch einen Facharzt dringend notwendig.

Professor Dr. med. Oliver Stöltzing ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Elblandklinikum Meißen und Riesa. Beim SZ-Gesundheitsforum am 9. November könnten Interessierte von ihm Informationen über neueste Behandlungsmethoden erhalten und ihre Fragen stellen.

Herr Professor Stöltzing, welche Formen der Bauchspeicheldrüsenentzündung können auftreten? Und wie werden sie bewertet?

Grundsätzlich unterscheidet man „akute“ von „chronischen“ Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Akute resultieren häufig als Folge eines Gallensteinleidens mit steinbedingtem Verschluss des gemeinsam im Zwölffingerdarm mündenden Bauchspeicheldrüsenausgangs oder im Rahmen von übermäßigem exzessiven Alkoholkonsum. Diese akute Form der Entzündung kann mitunter lebensbedrohliche Ausmaße annehmen, sodass die Patienten sich unverzüglich in klinische Behandlung begeben sollten. Leitsymptomatik ist typischerweise der gürtelförmige stärkste Mittel- und Oberbauchschmerz.

Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung besteht eine permanente Entzündungskonstellation der Bauchspeicheldrüse mit immer wieder auftretenden Schüben einer akuten Entzündung. Auslöser ist oftmals der chronische Alkoholkonsum, der zu dauerhaften Reizzuständen der Bauchspeicheldrüse führt und zu Gewebeverkalkungen. Leitsymptomatik ist der chronisch anhaltende Oberbauch- und Rückenschmerz, sodass diese Patienten oftmals eine komplexe Schmerztherapie benötigen. Die chronische Pankreatitis kann mit ihren aktiven Schüben ebenfalls eine lebensbedrohliche Situation bedeuten.

Selbstverständlich gibt es auch noch seltenere Ursachen der Entzündung, wie zum Beispiel aufgrund von starker körperlicher Aktivität, auch Marathonläufer-Pankreatitis genannt, sowie ungeklärte Ursachen der Bauchspeicheldrüsenentzündung (idiopathische Pankreatitis).

Im Gegensatz zu den Bauchspeicheldrüsenentzündungen müssen auch tumoröse Veränderungen der Bauchspeicheldrüse als Ursache einer Schmerzsymptomatik oder Gelbsucht in Betracht gezogen werden. Bauchspeicheldrüsentumore können lange Zeit unbemerkt bleiben und werden oft nur als Zufallsbefund diagnostiziert. Auch hier reicht die Spannbreite von unproblematischen gutartigen Tumoren über zystische Tumore bis hin zum aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wichtig bei allen Erkrankungsformen ist eine frühzeitige Diagnostik und Beratung bei einem erfahrenen Arzt.

Wo liegen die Risikofaktoren der Erkrankung? Was kann zur Vermeidung getan werden?

Wie gesagt, besteht für Patienten mit einem Gallensteinleiden sowie Personen mit erhöhtem Alkoholkonsum ein erhöhtes Risiko für das Ausbilden einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Andere Ursachen betreffen medikamenteninduzierte Entzündungen sowie auch erbliche Faktoren, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung unterstützen können. Bei den Bauchspeicheldrüsentumoren ist die Ätiologie, d. h. Ursache der Entstehung noch weitestgehend unbekannt. Allgemeine Risikofaktoren sind Zigarettenrauchen sowie ein erhöhter Körperfettanteil (Adipositas). Ferner kann eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie auch zystische Formation der Bauchspeicheldrüse das Entstehen von Bauchspeicheldrüsenkrebs begünstigen. Auch für den Krebs gibt es mittlerweile nachgewiesene erbliche Faktoren und Syndrome, die mit erhöhtem Risiko verbunden sind. Insgesamt kann somit nur zu einer gesunden Lebensweise geraten werden bzw. zu einer Behandlung des Gallensteinleidens, sofern dieses bekannt wird.

Welche diagnostischen Verfahren sind in den Elblandkliniken Standard?

Patienten mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, insbesondere Entzündungen und Tumore bzw. Gelbsucht stellen sich typischerweise zunächst bei Gastroenterologen vor. In unserem Hause erfolgt die primäre Diagnostik und Behandlung der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung gemeinsam mit der Klinik für Gastroenterologie auf unserer neu etablierten „Viszeralmedizin Aufnahmestation“. Hier werden Patienten von einem interdisziplinär zusammengesetzten Team, bestehend aus Chirurgen und Internisten visitiert. Befunde können somit zeitnah diskutiert und die Therapie prompt angepasst werden. Das für die Diagnostik benötigte Repertoire an Untersuchungsmöglichkeiten ist primär in der Gastroenterologie angesiedelt, wie z. B. die Endoskopie und der endoskopische Ultraschall. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der endoskopischen Platzierung eines Gallengangstents zur Behandlung der Gelbsucht. Zudem können natürlich Gewebeproben entnommen und auch hochauflösende Schnittbilder via CT und MRT angefertigt werden. Anhand dieser diagnostischen Verfahren und endoskopischen Behandlungsmöglichkeiten beginnt die Therapie klassischerweise zunächst in Form einer konservativen Medizin.

Welche Möglichkeiten der Therapie bieten Sie Betroffenen an?

Der Chirurg kommt dann ins Spiel, wenn akute Probleme entstehen oder die konservative Behandlung ausgeschöpft ist. Dies kann im Rahmen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sein, öfter aber bei Patienten mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder mit nachgewiesenen Tumoren.

Wenn zum Beispiel die konservative interventionelle Therapie der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung mit Stent-Implantationen keine Besserung bringt und weiterhin eine ausgeprägte Schmerzsymptomatik aufgrund der Kompression des Bauchspeicheldrüsenkopfes vorliegt, dann ist eine operative Behandlung sinnvoll. Insbesondere ist bei Vorliegen von tumorösen Prozessen der Bauchspeicheldrüse ausschließlich die Chirurgie geeignet, sowohl den vorliegenden Befund eindeutig zu klären als auch zu behandeln, d. h. zu entfernen. Eine präoperative Vorstellung der Befunde im standortübergreifenden Tumorboard sowie enge Vernetzung mit Onkologen bilden eine Grundvoraussetzung. Aufgrund der Aggressivität des Bauchspeicheldrüsenkrebses wird postoperativ in der Regel eine ergänzende Chemotherapie durchgeführt.

Da Operationen an der Bauchspeicheldrüse eine besondere Erfahrung des Operateurs und der Klinik voraussetzen, wird vom Gesetzgeber eine sogenannte Mindestmenge gefordert, welche jedoch an den Elblandkliniken entsprechend eingehalten und übertroffen wird. Wir sind sehr froh, diese medizinischen und operativen Verfahren an den Elblandkliniken anbieten zu können und stehen den betroffenen Personen und Patienten sehr gerne zur Verfügung. Eine ambulante Vorstellung kann über die chirurgische Sprechstunde problemlos erfolgen.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Termin des nächsten SZ-Gesundheitsforums zum Thema Bauchspeicheldrüse ist der 9. November, ab 18 Uhr im Elblandklinikum Meißen, Nassauweg 7, Konferenzraum 4.

Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten wird um telefonische Anmeldung unter 03521 41045520 oder 0351 837475670 gebeten. Der Eintritt ist frei.